Hallo Leute,
das ist mein erster Beitrag in den Foren von gofeminin. Ich wollte meine Situation im Forum schildern, um vllt. Rag zu bekommen, aber auch etwas Dampf abzulassen, vllt. eine Meinung hören von jmdn der sowas ähnliches erlebt hat um etwas Kraft zu tanken.
Ich bin 34 und habe ein normales, glückliches Leben. Allerdings sind in den letzten Monaten Sachen passiert, die dazu geführt haben, dass ich solangsam die Kontrolle zu verlieren scheine.
Erstens hab ich in Januar erfahren, dass ich Vater werde. Termin ist Anfang September, das war eine super Nachricht, das war geplant und alles läuft immernoch gut. Habe mit meiner Freundin beschlossen uns in Juni zu heiraten, damit sie noch in der Lage ist da mitzumachen und das zu genießen.
Leider ist dann Ende März mein Vater an Krebs gestorben, nach 2jährigem Kampf, die Vorhersagen waren alle nicht sonderlich positiv aber wir haben halt gehofft, dass er das mit der Chemo schafft, sicherlich auf der Hochzeit dabei ist und ich war mir zumindest sicher, dass er noch das Baby zu sehen bekommt. Sein Tod hat mich sehr runtergezogen, da ich ihn sehr geschätzt und geliebt habe. Zudem ging das sehr schnell, er war innerhalb von 24 Stdn weg. Nach kurzer Bedenkzeit haben wir uns (ich, meine Frau und meine Mutter) entschieden die Hochzeit nicht abzusagen. (Ich glaube, mein Vater hätte es auch nicht gewollt).
Mein eigentliches Problem ist jetzt, dass ich mich langsam überfordert fühle. Die Vorbereitungen für die Hochzeit, die Vorbereitungen für das Baby (Wohnung renovieren, Kinderzimmer vorbereiten, Artztermine etc., für die Elternzeit informieren-das ist unser erstes Kind), natürlich übernehme ich mehr und mehr die Arbeiten im Haushalt, damit meine Frau sich nicht übernimmt, gleichzeitig sorge ich mehr um meine Mutter, sie hat den Tod meines Vater gut überstanden, aber sie ist psychisch angeschlagen, sehe sie ab und zu heulen und will ihr viel gutes Tun und helfen, besuche sie 2-3 Mal die Woche.
Gleichzeitig hab ich viele Projekte von meinem Vater quasi "übernommen", Garten- und Reparaturarbeiten im Ferienhaus, Umbauprojekte zu Hause bei meiner Mutter etc, vieles kann nicht einfach warten, die Handwerker wollen ja auch fertig werden und bezahlt werden. Einige dieser "projekte" hatten wir absichtlich früher als nötig gestartet (noch vor der Baby-planung), weil wir dachten, dass die eine gute Ablenkung für meinen Vater sein werden, was auch so war. Er war Architekt und hatte immer ein Auge und viel Lust auf solche Sachen, allerdings keine Zeit.
Der Krebs kam, 2 Jahre nachdem er in Rente gegangen ist, wo er endlich Zeit für solche Arbeiten hatte. Ich bin als Ingenier arbeitstätig, arbeite 40 Stdn die Woche und hab auch genug stress auf der Arbeit, ich kann Prioritäten setzen, aber vieles kann ich nicht verschieben. Ab September will ich viel Zeit für das Baby haben und nicht für andere Sachen rumrennen, die Hochzeit ist in 3 Wochen, der Tod meines Vaters schwirrt immernoch in meinem Kopf rum und klaut mir enorm viel Energie, da ich habe gemerkt, dass ich kaum noch Freude an die schönen Sachen spüre, weil ich ihn sehr vermisse und daran denken muss, dass ich nicht mehr mit ihm darüber reden kann. Meine Mutter und meine Frau sind sehr verständnissvoll, sie fordern nicht, aber ich sehe es als meine Pflicht all diesen Problemen entegenzukommen und die anzupacken.
Alle obige "offene Fronten" würden an sich mir sehr viel Freude bereiten, aber alles zusammen erdrückt mich. Ich merke wie ich darüber denke, dass ich mir wünsche dass die Hochzeit endlich vorbei ist, damit ich etwas zur Ruhe kommen kann, aber das darf doch nicht sein !!! Das soll einer der schönsten Momente im Leben sein, kein Termin der einfach abgehackt werden soll und es dann weitergeht. Das gilt auch für die Umbauten und die anderen Sachen, alles wird zu einem neuen Punkt auf meiner Liste, die möglichst schnell schrumpfen soll, mein Kopf ist voller Termine und Deadlines, "dann kommt der Schreiner, dann kommt der Arzttermin, noch so viele Wochen bis ich die neuen Fliesen bereit stehen haben muss, am Wochenende müssen wir dies und dies und jenes klären...." und das alles natürlich in meiner Freizeit. Der Stress raubt mir den Schlaf und ich merke wie ich auf der Arbeit nicht mehr so leistungsfähig bin, wie ich es von mir gewohnt bin.
Nächste Woche besuche ich einen Psychologen, aber ich weiss nicht was ich davon zu erwarten habe. Ich will keine Pillen oder sonst was schlucken "damit es mir besser" geht...
Ich mach mir auch etwas Gedanken über mich, ob ich vllt. übertreibe, ob ich zu empfindich bin, für das Leben als "Mann des Hauses" jetzt wo mein Vater weg ist.