Hallo Zusammen,
eigentlich würde ich mich ganz gern mit Leuten austauschen, denen es vielleicht ähnlich geht. Ich schildere hier also mal meine Situation:
ich, weiblich, mitte zwanzig, lebe eigentlich ein ziemlich gutes Leben. Es geht mir sowohl finanziell, als auch gesundheitlich und auch sozial ziemlich gut.
Ich hatte eine gute Kindheit, die allerdings ziemlich abrupt "endete" nachdem mein Vater verstarb. Da gab es eine Zeit, in der ich mich nur in meinem Zimmer versteckte, Süßigkeiten in mich hineinschob und versuchte der Realität zu entfliehen. Da war ich so zwölf, dreizehn. Diese Phase überwand ich allerdings ganz gut, wir zogen an einen anderen Ort, ich fand neue Freunde und fand meine Fröhlichkeit wieder.
Als ich ungefähr siebzehn war, gab es allerdings eine Phase, in der es mir sehr schlecht ging. Allerdings zeigte ich das nach außen nie, ich gehörte immer zu denen, die eigentlich ziemlich fröhlich waren. Hilfsbereit, sozial engagiert, nie nachtragend und ein wenig albern. In dem Alter stand ich allerdings kurz vor meinem Abitur, ich fühlte mich irgendwie alleine, viele meiner Freundinnen waren in ihren ersten Beziehungen und auch ich wünschte mir natürlich jemanden an meiner Seite. Doch hatte ich das Gefühl, dass es bei mir manchmal schlimmer war. Ich hatte üble Gedankenspiele in meinem Kopf, beispielsweise auf dem Weg zur Schule, stellte ich mir vor, wie es wäre einfach auf die Straße vor ein Auto zu rennen.
Versteht mich nicht falsch, ich wollte nicht sterben. Ich hatte keine Suizidgedanken, ich wollte einfach nur für eine Weile "weg" sein. In einem Krankenhausbett liegen, schlafen, Bücher lesen, der Realität entfliehen, ohne dass ich jemandem dafür Rechenschaft schuldete. Meine Freunde verstanden oft nicht, warum ich am Wochenende immer so lange ausschlief. Ich sagte ihnen, ich brauchte halt mehr Schlaf als sie, doch die Wahrheit war, dass ich einfach keine Lust hatte aufzustehen, da ich keinen Grund dafür fand. Ich wollte nicht in die Realität, wünschte mir, ich könnte einfach noch weiter Schlafen, um ein paar weitere Stunden nicht in der echten Welt sein zu müssen. Ich hatte nichts worauf ich mich freute, nichts für das es sich aufzustehen lohnt.
Dann allerdings machte ich meinen Abschluss, ich lernte jemanden kenne, der mir gut tat. Wir waren nur eine Weile zusammen, aber es half mir aus dieser Phase herauszukommen. Ich freute mich auf meine Freunde, feiern gehen, durch die Stadt zu schlendern, es ging mir gut. Ich lernte dann auch meinen heutigen Partner kennen, der es sogar schaffte mich am Wochenende zu frühester Uhrzeit aus dem Bett zu holen, um zu Frühstücken. So weit, so gut.
Seid einiger Zeit allerdings geht es mir wieder schlechter. Wenn ich am Wochenende früh um acht aufwache, sehe ich keinen Grund aufzustehen und bleibe liegen, manchmal bis elf oder sogar zwölf. Ich habe einfach keinen Antrieb, keinen Grund aufzustehen. Ich habe auch nicht wirklich Lust, Dinge zu unternehmen, am Liebsten würde ich mich in ein Buch verkriechen. Natürlich treffe ich mich hin und wieder mit Freunden, weil ich diese ja auch nicht verärgern möchte, innerlich wünsche ich mir allerdings im Moment einfach allein zu sein.
Vor einigen Wochen hatte ich einen Streit mit meinem Partner, der gar nicht besonders schlimm war. Ich fuhr allerdings hinterher allein über eine Landstraße und da kam wieder dieser böse Gedanke: was wäre, wenn ich einfach das Lenkrad umreiße? Dieser Gedanke hat mir solche Angst gemacht, dass ich noch im Auto in Tränen ausgebrochen bin. Warum denke ich so etwas? Warum wünsche ich mich immer wieder weg aus meinem eigenen Leben, obwohl es doch gut ist? Kennt das jemand und hat ähnliches erlebt? Es würde mir helfen, zu wissen, dass ich damit nicht allein bin. Mittlerweile frage ich mich, ob das eine Art von Depression ist, die mich alle paar Jahre heimsucht und die ich bisher immer nur komplett mit mir allein ausgetragen habe...