Hallo, ich hoffe, dass mir jemand helfen kann.
Zuerst zu mir: ich bin 22 Jahre alt, chronisch depressiv und in psychologischer Behandlung.
Nun zu meinem Problem: vor etwa einer Woche war ich mit einer Freundin nach langer Zeit mal wieder feiern. Da ich seit meiner Rückkehr aus der Reha keine Besserung, eher Verschlechterung meiner psychischen Gesundheit verspürt habe und mich immer leerer fühlte, habe ich in letzter Zeit häufiger versucht, mich durch Unternehmungen abzulenken. Hinzu kommt, dass ich mich verliebt habe, aber dieser Mann hat mir gar nicht gut getan und ich habe den Kontakt abgebrochen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Am besagten Abend war ich also in einer Diskothek. Es lief ganz gut, wir hatten bis dato einen recht schönen Abend und haben getanzt. An der Bar haben wir dann zwei junge Männer kennengelernt. Sie sagten, sie wären Brüder und kamen aus Berlin, würden hier Urlaub machen. Meine Freundin verstand sich mit dem einen sehr gut, sie haben sich geküsst und viel geredet, die Stimmung war ausgelassen. Auch ich habe mich mit X, dem anderen Bruder, gut verstanden. Wir haben getanzt und uns ebenfalls geküsst. In der Nähe der Diskothek ist ein Zeltplatz, wo die beiden die Nächte hier verbrachten. Sie haben uns diesen auch gezeigt und irgendwann, mitten in der Nacht haben wir beschlossen, dort ein Feuer in einer Feuerschale zu machen und uns zu unterhalten. Der Typ, der heftig mit meiner Freundin am Flirten war ging dann mit ihr ins Zelt. Er meinte, er sei Polizist - sicher war es leichtsinnig von uns, mitzugehen, aber das hilft mir a) jetzt auch nicht weiter, b) hat man doch trotzdem noch ein Grundvertrauen in die Menschheit und C) haben die beiden sich ganz normal artikuliert, bewegt und sahen gepflegt aus. Es gab keinen Grund, Angst zu haben. Sie waren beide sehr freundlich und witzig. Außerdem waren meine Freundin und ich zu zweit und es erschien uns alles ganz sicher.
Ich lag dann mit bei X im Zelt, meine Freundin bei dem Anderen. Wir haben uns noch weiter geküsst und er sagte mir, ich sei wunderschön. Ich entgegnete noch, wie süß das von ihm ist. Nach einigen Minuten hat er sich aber völlig anders verhalten und sagte etwas total Perverses - der Charme war damit Geschichte und ich war negativ entsetzt und wie erstarrt ("Ich will jetzt deine F**** f*****) in meiner Überforderung fragte ich ihn noch, ob er Kondome dabei hat, obwohl das Thema willentlicher Sex für mich damit völlig außer Frage stand. Zu meinem Erleichtern sagte er "Nein". Also sagte ich, dass es mir leid tut, aber ich das nicht kann und nicht will. Und eh keine Pille nehme und wir hier keine Dummheiten machen sollten. Er sagte davor irgendwie trotzdem noch, ich sollte mich auf ihn setzen. Dann aber "okay, dann Schlaf einfach". Ich hatte etwas Angst vor ihm,hab mich aber nicht getraut, zu gehen... Zumal ich im Zelt mit ihm auf engstem Raum war und ihm ab seinem komischen Verhalten Alles zugetraut habe. Also tat ich so, als würde ich schlafen. Was dann passiert ist, war einfach nur ekelhaft. Er wartete einen Moment und dann fing er neben mir an, zu onanieren. Er nahm dazu auch meine Hand und legte sie in seinen Genitalbereich. Außerdem zog er mir die Leggins bis zu den Knien herunter und den Slip aus und fing an, seine Finger in mich einzuführen. Mehrmals. Erst vaginal, dann auch anal. Dabei sagte er Dinge wie "ich will jetzt deine behaarte F**** f***** du ekelhafte, geile Schlampe." oder als er mich mal zur Seite gedreht hat "Bück dich, Schlampe"... Das ganze ging dann so etwa zwei - drei Stunden. Meine letzte Erinnerung ist, dass er auf mir lag und untenrum auch nichts mehr anhatte, ich ebenfalls nichts, weil meine Leggins die ganze Zeit runtergezogen war... Ich hatte das Gefühl, dass er vorhat, nun gänzlich mit seinem Penis in mich einzudringen, habe dann irgendwie so getan, als würde ich mich im Schlaf drehen und er ist seitlich von mir runter. Ab da fehlt meine Erinnerung, obwohl ich sonst noch alles ganz klar weiß. Das Nächste ist, dass er aufgestanden ist und versucht hat, das Zelt aufzumachen. Dann tat ich so, als würde ich wach werden. Hab draußen auch meine Freundin gehört. Ich hab normal mit ihm gesprochen, eben so als hätte ich nichts gemerkt und hab ihm versucht zu helfen, das Zelt aufzubekommen. Er war auch wie ausgewechselt und tat so, als wäre nichts gewesen. Ich hab meiner Freundin dann gesagt dass wir hier weg müssen und wir sind dann ganz schnell abgehauen - er rief mir noch hinterher "so verabschiedet man sich aber nicht"...
Zuhause habe ich meiner Freundin alles erzählt, aber es war, als würde ich einen Aufsatz erzählen. Ich habe nichts gespürt, alles hat mein Verstand geregelt. Schlafen konnte ich nicht. Als ich mich nachmittags hinlegte, habe ich Hände auf meinem Körper gefühlt und gezittert. Abends haben mein Verstand und der Zuspruch einer Freundin mich dazu gebracht, zur Polizei zu gehen. Ich habe drei Stunden dort verbracht und ausgesagt.
Nun ist es so:
Ich habe keine Ahnung, was als Nächstes passiert. Ob ich überhaupt eine Mitteilung über den Ausgang seiner Befragung bekomme, er ist ja Beschuldigter. Ich weiß nicht, was ihm jetzt vorgeworfen werden wird: sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Person? Wie stehen die Chancen, dass überhaupt was passiert oder wird sowas eh immer eingestellt, weil es keine Zeugen gibt, die unmittelbar dabei waren? Brauche ich einen Anwalt? Wo kommt diese Erinnerungslücke am Ende her? Verdränge ich da etwas, was noch schlimmer war als das alles, was schon schlimm genug war? Kann meine Gefühllosigkeit gegenüber der Sache von meinen Depressionen kommen? Gibt es überhaupt eine "Regel", wie man sich nach sowas zu verhalten hat? Ist mein Selbstwert so kaputt, dass ich mich nicht mal mehr ein bisschen erniedrigt fühle, obwohl ich weiß, dass ich das wurde?
Für Antworten wäre ich sehr dankbar!