Guten Tag.
Ich bin männlich und 19 Jahre alt, und befinde mich momentan seit ca. 3 Monaten in Psychotherapie (leide an starker Depersonalisation und Derealisation (ausgelöst durch Cannabis)), haben letzte Stunde mit der Schematherapie angefangen.
Kurz zu mir, damit ihr mein Problem besser nachvollziehen könnt. Wir sind Armenier, also Christen (Ich bin aber in Deutschland geboren). Das nur als Hinweis, damit ihr nachvollziehen könnt, dass die Beziehung zwischen Armeniern und Türken ja schon immer "nicht so gut" war/ist.
Mein Vater hat mir als Kind immer die Türken schlecht geredet. Sie seien ja Tiere, wären schlecht zu Armeniern, ich solle aufpassen, mir keine türkischen Freunde suchen, die würden immer noch so über uns Armenier denken, wie früher usw.
Wir wohnen in einem Dorf, und hier leben sehr viele Deutsche und Russen (Baptisten). Auch gegen SIe hat mich mein Vater leider immer als KInd aufgehetzt und entfremdet. Da war ich 6/7. Dadurch hatte ich auch immer in dem Kindergarten und Grundschule Probleme damit, Anschluss und Freunde zu finden.
Deutsche wären ja alle krank und dies und jenes. Man wisse ja, wie sie seien. Locker im Sex und dies und das. Asozial und dies und das. Er hatte wirklich permanent Hass gegen jeden. Ich solle ja nicht so wie die anderen Kinder sein usw. Ebenfalls hat er mir die Baptisten schlecht geredet. Die wären auch alle krank, dürften keinen Fernseher haben usw. Gegen jeden hat er was gehabt.
Aber ich als Kind habe es leider als Kind wie ein Schwamm aus Angst aufgesaugt. Mir wurde quasi eingetrichtert, vor Deutschen ein gewisses Misstrauen zu haben und mich nie auf sie einzulassen, da sie ja etwas "anders" wären. Ich habe bis heute nicht gelernt, mich auf Menschen richtig einzulassen. Angst vor etwas, wenn ich auch nicht weiß, vor was. Ich habe so gelernt, immer vorsichtig zu sein bei Deutschen. Also fast vor allen. Denn um mich herum waren ob im Kindergarten, oder Schule oder sonst wo meistens Deutsche. Und ich kriege das einfach nicht los. Deutsche auch als ganz normale Menschen wie mich anzusehen. Und dafür schäme ich mich zutiefst und weiß nicht wie ich damit umgehen soll, bzw. es wieder los werde. Denn ich weiß ja, dass das alles falsch ist was mein Vater mir als Kind eingetrichtert hat. Er hat sozusagen auf Dauer bis in die Zukunft damit mein ganzes Leben zerstört.
Was denkt ihr, wie kriege ich das wieder los? Wie soll ich damit umgehen? Wie lerne ich es, Menschen zu vertrauen und sie als normal anzusehen? Also unterbewusst ist da halt immer dieses Misstrauen gegen Deutsche. Da kommen dann so Gedanken wie: Ah, typisch Deutsche" oder "Ach die sind doch eh alle krank". Dadurch stelle ich mich ja unterbewusst über sie und lehne sie sozusagen damit direkt unterbewusst ab bzw. halte sie mir fern, obwohl ich das gar nicht will.
Letzte Therapiestunde dann habe ich das auch gemerkt, als meine Therapeutin angefangen hat, über mein inneres Kind zu reden. Da wurde ich auch auf einmal misstrauisch und ich habe ihr das auch gesagt, auch wenn wir nicht sooo viel drauf eingehen konnten, weil es gegen ende der Sitzung war. Sie hatte auch Verständnis für und mir versichert, dass sie es mir niemals übel nehmen werde und wissen würde, das sich ja eigentlich nicht so denke bzw. es nicht will.
Mein Vater hat mich ja damals als Kind auch gegen meine Mutter aufgehetzt usw... gegen meine große Schwester. Quasi gegen jeden. Und ich fühle mich von jedem isoliert.
Werde natürlich in den weiteren Sitzungen mit meiner Therapeutin das besprechen, aber wollte auch mal eure Meinungen hören. Wie ich denn damit umgehen soll und all den S *****, den mein Vater mir eingetrichtert hat, wieder aus meinem Kopf löschen soll. Ich finde es sehr schwer, damit umzugehen. Ich möchte nicht jedem Menschen misstrauen. Ich möchte die Deutschen genau so als Menschen wie mich selbst ansehen und auch ne richtig Deutsche freundin haben. Warum auch nicht.
Eins muss ich zugeben: Die "Deutschen" sind ja wirklich etwas lockerer als wir, was den Sex betrifft. Aber ich glaube echt nicht, dass wirklich jede 16 Jährige Deutsche von den Eltern beigebracht bekommt, dass sie rum****** darf und jede Menge neue Typen haben darf. Es wird solche geben, ja. Aber nicht alle. Ich denke, es ist nicht nur auf Deutsche begrenzt. Auch wenn ich da gewaltige Probleme habe, die ich noch mit meiner Therapeutin besprechen muss. Was Frauenbild betrifft. Denn das macht mir immer ziemlich Angst, wenn ich nur daran denke, dass jedes Mädel in meinem Alter eigentlich versaut ist nur Spaß und Sex will und ich irgendwann nicht sone Freundin haben will, die schon paar Typen davor hatte, oder mich verlässt wie meine Ex, nur weil es mir schlecht geht und ich nicht immer so stark sein kann wie sonst und ich mich in Therapie befinde und sie nur an sich denkt und ich denke mich mit nem anderen verarscht hat, bzw. sie ne Sch. ist und mich nur sexuell ausgenutzt hat oder sonstwas.
Als Kind hat er mir halt das immer wieder gesagt, und ich als Kind habe dann gelernt ,auf gewisse Verhaltensmuster und Gesichtsausdrücke der "Deutschen" zu achten, woran ich dann die "Falschen" Menschen erkenne und vorsichtig bin. Quasi typisch deutsches Gesicht, gewisse Lacharten, gewisse Humorarten der Menschen (die ich bis vor kurzem wirklich NUR Deutschen zuschreiben konnte und wirklich glaubte, so sind NUR Deutsche) usw.
Wie kann ich da mein Bewusstsein erweitern und mich von alten Gedanken loslösen? Wie kann ich ein Bewusstsein entwickeln, was weiß, dass das alles quatsch ist und alle Menschen individuell sind und man sie nicht nach Nationalität einfach so in ne Schublade packen und dann verurteilen kann?
Ich habe auch immer panische Angst dass es andere Menschen merken und mich dafür ablehnen, weil sie denken, dass ich genau so denke, wie oben beschrieben. Das habe ich auch meiner Therapeutin gesagt. Das gleiche gilt aber auch für euch. Für jeden, der hier antwortet. Ich möchte NICHT so denken und ich hoffe, ihr fühlt euch von mir nicht abgelehnt oder sonstwas, ich möchte genau das Gegenteil. Ich möchte gerne den Anschluss finden und mich wie ein Mensch in eurer Anweisenheit fühlen und hoffe, dass ihr Tipps für mich habt.
Denn das Problem belastet mich sehr.
Noch kurz was anderes, falls einem sowas bekannt vor kommt. Aufgrund der familiären Probleme habe ich schon einen "Ekel", zu Hause das gekochte Essen zu essen, weil ich dann das Gefühl habe, wieder in alte Muster gedrückt zu werden bzw. mit dem Alten bzw. all dem Negativen wieder identifiziert zu werden bzw. es wieder anzunehmen...
Mit freundlichen Grüßen