tekla_12860740Vieles wurde bereits angesprochen. Ich fasse die Dinge zusammen, die mir als Mutter (und Grundschullehrerin) wichtig sind bzw. die ich für empfehlenswert halte
Sozial-Emotional
- sich von Eltern / Bezugspersonen trennen können
- sich auf andere Bezugspersonen einlassen können (Erzieher, Lehrer)
- eigene Bedürfnisse mitteilen können
- Regeln akzeptieren (zum eigenen Wohlbefinden, sowie dem der anderen / der Gruppe) / Bedürfnisse von anderen anerkennen (das ist noch kein Handeln, sondern nur akzeptieren und anerkennen!)
- Kontakt zu anderen Gleichaltrigen aufnehmen können
Grobmotorisch
- sicher rückwärts laufen / Treppe steigen / klettern (wenn das Kind dies sicher beherrscht, kann es dies auf abstraktere Ebenen übertragen, z.B. Subtraktion)
- auf einem Bein stehen / hüpfen
- auf einer Linie sicher laufen
- (ausdauernd) rennen
- Wassergewöhnung (empfehlenswert: schwimmen können, "Seepferdchen")
Feinmotorisch
- Händigkeit sollte mit 4 Jahren festgelegt sein (Links- oder Rechtshänder), bei Unsicherheit bitte dringend (!!) abklären lassen (u.a. (Ergo-)Therapeut, Kinderpsychologe, Linkshänderberater, etc.)
- Stifthaltung bestenfalls im Dreipunkt halten können / unverkrampft aus dem Handgelenkt Linien nachspuren können (Tipp für "Jungsmamis", wenn die nicht so gern malen: Schraubendreher, Rührbesen locker aus dem Handgelenk, ...)
- Scherengriff / auf der Linie schneiden
- Reißverschluss von der Jacke selbstständig öffnen und schließen
- Knoten binden (empfehlenswert: Schleife binden)
- Papier reißen können (entgegen gesetzte Handbewegung)
Kognitiv
mathematischer-naturwissenschaftlicher Bereich:
- von der Körperwahrnehmung ausgehend: wie viele Finger habe ich an einer Hand / an beiden Händen? wie viele Ohren / Zehen / Augen etc. habe ich?
- simultane Mengenerfassung bis mind. 5
- Würfelbilder erkennen (empfehlenswert: Würfelspiele zu Hause spielen)
- Ziffernbild erkennen (1 = eins) und Mengen zuordnen können
- Größer-Kleiner / Mehr-Weniger Beziehungen erkennen
- bis 20 zählen können (nicht als "Gedicht" aufsagen können, sondern z.B. auch Fragen dazu beantworten können, welche Zahl kommt nach 12 (Nachfolger)?)
- empfehlenswert: erste Erfahrungen mit Uhrzeit (Tipp: Selbst eine Uhr tragen und dem Kind eine Uhr zur Einschulung schenken. Kinder von heute haben zu selten Kontakt mit Uhren und daher fällt es ihnen immer schwerer, die Uhrzeit abzulesen.)
sprachlicher Bereich:
- in ganzen Sätzen sprechen! (Tipp: Bitte achtet selbst auf eure Sprache (Vorbildfunktion) und lasst euch nicht abspeisen mit "Ball!" sondern fordert die Kinder auf, ganze Sätze zu sprechen: "Kann ich bitte den Ball HABEN?" Falls das Kind fragt: "Kann ich den Ball...?" antwortet bitte lustig und macht darauf aufmerksam, dass es den Ball nicht ablecken / kochen o.ä. kann. Viele, viele Kinder vergessen das "Verb" und haben leider kaum noch ein ausgeprägtes Sprachgefühl)
- Lautieren von Buchstaben (B wie Baum, statt Be wie Baum, Klassiker: das H ist ein H und kein Ha! sonst schreibt das Kind später gern HSE, denn das a ist beim Ha ja dabei, wenn man die Buchstaben wie die Erwachsenen ausspricht)
- empfehlenswert: erweiterter Wortschatz (vorlesen, vorlesen, vorlesen und selbst Vorbild sein!) >> auf Satzanfänge achten (nicht immer "Und dann..."), gemeinsam Alternativen für "sagen" / "laufen" finden (rufen, sprechen, schreien, murmeln, flüstern, ... / schleichen, rennen, hopsen, hüpfen, wandern, gehen,...)
- erste Erfahrungen mit Buchstaben (z.B. eigenen Namen schreiben)
- Zuhören: (kleine) Arbeitsaufträge verstehen
- kleine Geschichte zu Bildern erzählen können
Lebenspraktisch
- selbst an- und ausziehen
- auf eigene Hygiene achten (Toilettengänge, Hände waschen, Nase putzen, ...)
- aufräumen können (Arbeitsplatz: Stifte in Federmappe, Schere in Bastelkiste, Schuhe hochstellen, empfehlenswert: Arbeitsblätter einheften)
- Erkennen von eigenen Dingen / Materialien (bitte den Kindern immer zeigen, wenn sie etwas neu haben, beschriften hilft auch)
- Orientierung (oben, unten, rechts, links, geradeaus, vorne, hinten)
- bei Mittagsversorgung: mit Besteck umgehen, Teller gerade halten
- Rad / Roller fahren
- Regeln im Straßenverkehr kennen
- "mit Fremden gehe ich nicht mit"
- empfehlenswert: Höflichkeit (begrüßen, verabschieden, bitte, danke, ...)
- Handlungsplanung üben z.B. indem die Kinder helfen, den Tisch zu decken (dazu sollten sie Zugriff auf Besteck und Geschirr haben), Spülmaschine ein- und ausräumen, ...
Ich arbeite selbst seit mehr als 12 Jahren als Grundschullehrerin.
Mir ist aufgefallen, dass die Kinder leider immer weniger in der Lage sind, zusammenhängend und in ganzen Sätzen zu sprechen. Daher mein Appell an euch: Bitte achtet selbst darauf, in ganzen Sätzen zu sprechen, redet gemeinsam über die Erlebnisse am Tag (z.B. beim Abendbrot), schafft insgesamt mehr Sprechanlässe, lasst euch nicht mit "Ein-bis-Zwei-Wort-Sätzen" abspeisen. ;-)
Wenn die Kinder dieses Sprachgefühl (für Sätze) nicht entwickelt haben, dann wird es für das Kind und uns Pädagogen sehr, sehr schwer, ihnen dieses zu vermitteln. Das ist jedoch notwendig, um später kleine Geschichten, Aufsätze o.ä. zu schreiben. Daher bitte die Basis dafür in der Kindheit legen.
Nicht ganz so wichtig, aber meiner Meinung nach empfehlenswert, weil es Kinder meiner Beobachtung nach auch immer schwerer fällt: Die Uhrzeit für Kinder im Alltag sichtbar machen und darüber reden. Nicht lernen oder beibringen, sondern immer wieder einfließen lassen.
Diese beiden Dinge liegen mir am Herzen. Andere Pädagogen mögen das anders sehen... ;-)
Herzliche Grüße
Incywincyspider