Hallo liebe Leute,
ich hab ein großes Problem, das mich zur Zeit so stark belastet, dass ich es mich wirklich langsam komplett zermürbt....
Kurz zusammengefasst: meine Eltern hatten einen 80er-Jahre-Esoterik-Tick, haben mich mit starken Ideologien aufwachsen lassen und meinten, wir wären etwas Besseres. Meine Klassenkameraden in der Schule haben mich aber innerhalb kürzester Zeit sehr fertig gemacht, um mir zu zeigen, dass ich nichts besseres war. Was habe ich in dem Alter gemacht? Ich habe fortan geglaubt, ich sei etwas Schlechteres. Dieser Glaube hat sich ewig lang gehalten.
Mit diesem besser/schlechter-Glauben habe ich unbewußt über Jahrzehnte schlecht gelebt- bis ich vor einigen Jahren zu einem Psychologen gegangen bin, der mir diese Art von Denken überhaupt erst wieder bewußt machte. :bete: Ganz aufgeklärt was ich gegen meine Probleme machen konnte, wurde mein Problem allerdings nicht.
Nun bin ich fast vierzig und an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr kann. Ich habe Mann, Kind, Freunde, ein abgeschlossenes Studium, eine Arbeit, Hobbies... aber mein Verhältnis zu Menschen ist immer noch tiefgreifend gestört.
Egal ob ich mit einem Kassierer, einem Freund, meinem eigenen Mann, einem Kind, einem Alten, einem Bekannten oder dem Postboten spreche: immer schwingt die Verkrampfung mit, dass ich will, dass der andere mich unbedingt mögen muss und dass ich es nicht verkrafte, nochmal bös angeredet zu werden. Halte ich ein Baby auf dem Arm und es weint, nehme ich es persönlich, obwohl ich weiß wie unlogisch das ist weil es alles mögliche sein könnte.
Mein jeweiliges Gegenüber spürt meine Verkrampfung aber ziemlich sicher schon, und es kommt sehr oft vor, dass die Leute ihre Projektionen an mir abladen. Mir wurde schon von Leuten die mich gar nicht wirklich kannten innerhalb kürzester Zeit nachgesagt, ich sei böse, dumm, seltsam, .... Was mein Verhältnis zu Menschen eigentlich immer schlimmer macht, weil es einfach zu oft vorkommt und ich keine Erholungsphasen dazwischen habe, da ich mich von einer solchen Situation seeehr langsam erhole.
Seit ein paar Wochen sage ich mir regelmäßig und mehrfach am Tag, dass ich liebens- und achtenswert bin- mit allen starken Seiten und Schwächen die ich so habe. Das fühlt sich gut an, und entspannt für eine kurze Zeit ungemein. Ist echt gut, und es sind meine eigenen Worte statt einem Louise-Hay-oder-ähnliche-Ratgeber-Nachgeplapper. :-)
Allerdings wird gerade auch die Kluft größer zwischen dem, was ich mir sage, und dem, wie die Leute gewohnheitsgemäß (sie kennen mich ja nur mit den Verkrampfungen) mit mir umgehen. Diese Kluft macht mich gerade wahnsinnig. Wenn mir jemand blöd kommt oder subtil seine "Überlegenheit" zeigt, wenn ich mit Leuten im Kreis stehe und mir jemand, der weiter im Kreis steht den Rücken zudreht und mich damit leicht aus dem Kreis rausdrängt, wenn ich in der Arbeit mal wieder nicht gehört werde, ..... dann spüre ich diese Kluft und es zerreisst mich. Am liebsten würde ich aufgeben, mich auf dem Sofa zusammenrollen und mit Filmen und Süßigkeiten die Welt vergessen. Und einfach dran glauben, ich sei schlechter, und das war's dann.
Ich fühle mich manchmal (selten) aggressiv und oft wie das letzte Opfer. Ich denke, die einzige Möglichkeit die mir bleibt ist, einfach zu akzeptieren, dass es alles so ist...... und wenn ich das denke, tut alles fast noch mehr weh.
Was soll ich nur tun? So viele Menschen werden mit der Zeit verbittert, wenn sie ihre Probleme nicht in den Griff kriegen und ich möchte einfach ein lockerer, angenehmer Mensch sein.