Leute,
ich muss euch was erzählen, dass ich noch Niemandem anvertraut habe. Es macht mir zu schaffen, da ich mich selbst kaum wiedererkenne.
Über ein Jahrzehnt hatte ich kaum mehr Kontakt zu meiner Mutter. Wenn, dann waren es ganz selten Besuche ihrerseits oder Telefonate. Als ich dann im Jahr 2013 von einer Krebserkrankung meiner Mutter erfuhr, erfüllte mich das mit Freude. Aber ich ertappte mich dabei, wie ich weinte, aber ich weinte nicht wirklich um sie, sondern um das kleine Mädchen,das ich vor Jahren war, die von ihrer lieblosen und psychisch kranken Mutter jahrelang gedemütigt und misshandelt wurde. Ja, ihr lest richtig. Ich war glücklich darüber und hoffte, dass sie bald sterben würde und das tat sie dann auch. Nachdem sie gestorben war, war ich bei ihr im Krankenhaus. Danach war ich bei der Totenwaschung anwesend und half mit. Sie wurde in ihrem Lieblingskleid beerdigt, so wie sie es sich gewünscht hatte.
Ist es möglich, Freude zu empfinden, wo doch Trauer angebracht wäre? Hat es vielleicht mit meiner Kindheit zu tun, in der Misshandlungen und seelische Verletzungen an der Tagesordnung standen? Bin ich denn normal? Hat jemand sowas auch schon erlebt?