Heute.will ich mal was mit euch teilen was mir keine Ruhe mehr lässt.
Anfang Januar habe ich meine ehemalige Schulfreundin in Adelaide in Australien besucht. Sie hat zwei Kinder und war, als ich dort ankam, mit ihrem dritten Kind Anfang 6. Monat schwanger.
Eines Nachts bekam ich im Hotel einen Anruf von ihrem Mann der mir sagte, dass meine Freundin plötzlich starke Blutungen bekam und sofort ins Krankenhaus gebracht wurde. Sie hatte eine Frühgeburt und das Kind verstarb kurz nach der Geburt.
Natürlich war das sehr tragisch und ich wollte sie so schnell wie möglich besuchen. Ihr Mann bat mich aber darum, erst später zu kommen, was ich selbstverständlich verstand. Am nächsten Tag nach dem Drama sagte er mir, dass ich nun kommen könnte.
Als ich ins Zimmer kam waren mehrere Besucher da und war ich sehr überrascht, dass ein Körbchen neben ihrem Bett stand und sie in ihren Armen irgendetwas in eine Decke eingewickeltes hielt.
Als ich näher kam sah ich, dass es das tote Kind war. Irgendwie war ich erschrocken, doch als sie mir mit so todtraurigem Gesicht das Deckenbündel reichte, brachte ich es einfach nicht übers Herz, es nicht zu nehmen. In dem Moment begann es, dass ich mir vorkam, als würde ich mich selbst und den weiteren Ablauf in einem Film sehen.
Die Großeltern und die anderen Kinder meiner Freundin (6 und 31/2 Jahre alt) waren auch da. Die Kids hielten sich still im Hintergrund bis der Vater meinte, nun sollten sie das tote Baby nehmen und ihm was vorsingen. Sie wollten es beide nicht, fügten sich aber dann. Später sagten sie mir, dass sie Angst vor "der kalten Puppe" haben.
Auch die Großeltern kamen mir sehr zurückhaltend im Umgang mit dem toten Kind vor. Doch auch sie hatten keine echte Chance, abzulehnen ohne brutal zu wirken. Die Oma klapperte dann mit einer Rassel über dem Baby und der Opa sprach zu ihm. Es kam mir alles total unwirklich vor.
Als meine Freundin dann das Kind wieder an sich genommen hatte, wickelte sie es aus der Decke. Es war völlig bekleidet und ein Schnuller hing an einem Band um seinen Hals.
Jetzt geschah für mich Unfassbares: sie zog ihm die Sachen aus, wickelte es und zog ihm andere an! Ich sollte ihr dabei helfen, "das Baby zu halten"! In meinem seltsamen Geisteszustand machte ich auch da mit. Der Körper war eiskalt und ziemlich steif, drum ging das nicht so einfach mit dem umziehen usw. Sie machte aber trotzdem weiter.
Meine Freundin erzählte, dass das Körbchen neben ihrem Bett extra für Babyleichen konstruiert ist und mit einem Kühlsystem ausgestattet ist. Die toten Körper verwesen darin, im Vergleich zu denen, die ohne das Kühlsystem sind, recht lange nicht. Diese "cold cots" ermöglichen es, mit den Leichen zu spielen, sie immer wieder umzuziehen, zu wickeln u.s.w. Es gibt anscheinend viele dieser speziellen Leichenkörbchen in den Krankenhausen in Australien.
Irgendwann kam eine Krankenschwester ins Zimmer. Sie fand die Geschichte anscheinend völlig normal und fragte meine Freundin, ob sie was brauche und ob sie noch ein paar Windeln bringen solle.
Als ich ging hatte ich uA überhaupt keinen Zeitbegriff mehr. Meine Fingerspitzen und Zehen waren wie taub. Ich war total verstört, ich war mir einfach nicht sicher, ob das alles wirklich passiert ist oder nicht. Kurz, ich befand mich in einem Ausnahmezustand den ich noch nie vorher erlebt habe.
Jetzt sind ein paar Wochen vergangen und noch immer träume ich oft von diesem Krankenhauserlebnis. Die Träume sind nicht gut.
Ich finde, wenn Eltern das Bedürfniss haben, mit ihren toten Kindern noch zu spielen usw., und es ist rechtlich in Ordnung, geht das auch für mich klar. Aber andere Leute, oder kleine Kinder mehr oder weniger unter Zwang dazu zu bringen, das auch zu machen, ist in meinen Augen schrecklich. Oder sehe ich das falsch?
P.S.
Falls ich im falschen Forum bin, sagt mir doch bitte, welches das Richtige ist. Danke.