brande_11988320Wie soll ich ihr das am besten sagen? Ich möchte nicht, dass sie das Vertrauen auch in mir verliert, wenn ich sage "du brauchst Hilfe". Da ergreift mich die Angst, dass sie es falsch verstehen könnte..
In der Regel ist das Reden über den eigenen Selbstmord eher als ein Hilfeschrei zu betrachten, denn Reden einerseits und Handeln andererseits sind zwei unterschiedliche Welten. Derjenige, der laut über den eigenen Selbstmord nachdenkt, möchte bei seinem Gesprächspartner ja schließlich etwas bewirken. Und auch Erzählungen über konkrete Selbstmordversuche sollte man als Hilfeschrei betrachten, denn es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten, sich erfolgreich das Leben zu nehmen, dass man hinterfragen muss, woran das Vorhaben denn gescheitert ist. In der Regel scheitert es nicht an Dummheit, sondern am vorhandenen Rest an Lebenswillen. Jemand, der dieses Vorhaben wirklich ernsthaft in die Tat umsetzen will, wird niemandem davon erzählen, sondern er wird es einfach tun.
Deine Freundin hat also offensichtlich erreicht, was sie beabsichtigt hat, nämlich, dass Du Dir darüber Gedanken machst. Normale Menschen, die nicht besonders psychologisch geschult sind, sind mit solchen Situationen üblicherweise überfordert. Genau das ist auch der Anlass für Dich gewesen, den Sachverhalt hier im Forum zu schildern.
Wenn das Gespräch demnächst wieder auf dieses Thema kommt, solltest Du ihr raten, eine Psychotherapie zu absolvieren. Dass Du als Freundin nicht das leisten kannst, was ein Psychotherapeut bei der Behandlung von depressiven Episoden, bei der Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse (Wegen verbaler Beleidigungen macht man jedoch keine Psychotherapie!) oder bei der Verarbeitung schwieriger Familienverhältnisse leisten kann, sollte sich von selbst verstehen. An dieser Stelle solltest Du auch an Dich denken: Manche Menschen haben ein allzu großes Helfersyndrom und bürden sich damit eine Last auf, die sie irgendwann emotional, nervlich, zeitlich oder finanziell selbst nicht mehr schultern können.
Und wie und wo kann man sich Hilfe besorgen?
Zunächst zum Hausarzt. Dort sollten die Probleme geschildert werden. Möglicherweise regt der Hausarzt von sich aus eine Psychotherapie an. Wenn nicht, sollte man es selbst zur Sprache bringen. Dann erfolgt die Auswahl eines geeigneten Psychotherapeuten. Er wird nach den ersten Sitzungen einen Antrag gegenüber der Krankenversicherung auf Kostenübernahme stellen. Wird der Antrag durch die Krankenversicherung bewilligt, dauert eine normale Psychotherapie etwa 40 Sitzungen. Selbstverständlich kann sie auch kürzer dauern, wenn alles besprochen wurde. Aber auch eine Verlängerung ist möglich, wenn es noch Gesprächsbedarf geben sollte.