Zwischen dem Chef und mir hat es geknallt und ich kann jetzt wohl mit dem Rauswurf rechnen!
Doch hätte ich nichts gesagt, könnte ich nicht mehr in den Spiegel sehen.
Als ich ins Büro kam, verabschiedete sich gerade ein Kunde. Der Chef schien gute Laune zu haben. Er sagte zu den beiden Auszubildenden, dass sich der Tag wirklich gelohnt habe - mit ihrer Hilfe. Die beiden schleimten sich noch ein, dass sie doch dafür da seien.
Kurze Zeit später erging es MIR aber schlecht. Ich holte etwas in seinem Büro, als er mich ansprach. Er wollte wissen, ob ich erwerbsunfähig sei.
Ich antwortete, dass ich auf Arbeitsuche sei. Er: "Oh, Sie leben von Hartz IV?" Nicht so gut, weil er ja noch vor zwei Wochen der Meinung war, dass Hartz-IV-Empfänger alle faule Stinker seien! Dann fragte er, wie es denn sein könne, dass ich keinen Job finde. Was ich denn gelernt habe. Ich
erzählte es ihm und dass ich festgestellt habe, dass ich mich für einen Bürojob nicht eigne. Dass ich in einem Altenheim arbeiten wolle und im vorletzten Jahr eine Weiterbildung zur Betreuungskraft gemacht habe. Er konnte nicht verstehen, dass ich da keinen Job finde. Sagte kackfrech: "Sie wollen wohl nicht arbeiten, oder?" Ich war so perplex und antwortete, dass ich natürlich wolle, doch dass es in dem Bereich so wenige offene Stellen gebe. Daraufhin sagte er, dass ich halt Bewerbungen noch und nöcher schreiben müsse. Ich schreibe wohl nicht genügend Bewerbungen?
Dann stellte er fest, dass es ja scheiße sein müsse, von den 400 Euro von Hartz IV leben zu müssen. Wieviel Miete ich denn zahle. Was ich auch noch wahrheitsgemäß beantwortete. Er kommentierte das mit: "Schön teuer! Ist das ein Neubau, oder wie?"
Anschließend: "Ich verstehe es nicht, es kann doch für eine junge Frau nicht zufriedenstellend sein, den ganzen Tag zu Hause herumzuhängen." Nein, natürlich nicht, sagte ich ihm.
Er rauschte ab zum Einkaufen. Als er weg war, brach ich in Tränen aus. Ich fühlte mich so erniedrigt!
Als er zurückkam, maulte er gleich, warum denn auf dem WC Licht brenne. Da konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen!!
Ich fragte ihn, wie er dazu komme, mir zu unterstellen, nicht arbeiten zu wollen! Woraufhin er meinte, er habe mir nichts unterstellt, sondern nur gefragt. Ich sagte, dass er mir sehr wohl etwas unterstellt habe, indem er ja auch behauptet hat, ich schreibe zu wenige Bewerbungen.
Da sagte er doch glatt: "Ich erlebe es jeden Tag in meinem Berufsalltag, dass Frauen
nicht arbeiten gehen wollen. Der Alte soll zahlen." Ich wies ihn daraufhin, dass meine Situation ja wohl eine andere sei und er das dementsprechend nicht verallgemeinern könne.
Daraufhin schmollte er, dass ich jetzt wohl beleidigt sei. Ok, er würde mir keine persönlichen
Fragen mehr stellen. Er habe es nur fürsorglich gemeint.
Inzwischen hasse ich ihn! Jede Drecksarbeit habe ich gemacht, bin sogar mal an einem Samstagnachmittag zusätzlich hingegangen ohne Bezahlung, und dann kommt er mir so!
Ich kann nur noch heulen, auch wenn ich froh bin, etwas gesagt zu haben.
Ich habe mir viel zu viel von ihm gefallen lassen in den sieben Monaten.
Würde es für euch jetzt das Ende bedeuten?
Würdet ihr noch hingehen?