hyman_12336554Hey Blue,
beachte die Kommentare von Reni bitte nicht. Sie projiziert ihren Frust auf deinen Beitrag, das hat aber nichts mit dir zu tun.
Zurück zu dir:
Ich habe selbst ausländische Wurzeln. Bin jedoch ziemlich europäisch erzogen wurden. Sie zwangen mir nie eine Kultur auf. Im Gegenteil: meine Eltern wollten immer, dass ich selbst Entscheidungen treffe und ließen mir genügend Freiräume. Sie liebten meinen ersten Freund (mit 16 J.) und sind heute immer noch mit seinen Eltern befreundet.
Ich weiß nicht, wie streng dein Vater ist. Eins kann ich dir jedoch sagen: niemand kann dich zwingen, irgendwen zu heiraten, den du nicht heiraten willst.
Einige parallelen gibt es trotzdem. Wir haben zu Hause immer nur deutsch geredet, was ich im Nachhinein schade finde, denn was gibt es bitte schöneres, als viele Sprachen zu beherrschen?! Damals wollte ich auch nichts von meiner Muttersprache wissen und das habe ich meinen Eltern deutlich zu verstehen gegeben - schließlich musste ich mich in der Schule auch noch mit Englisch und Spanisch auseinandersetzen. Aber heute, heute bereue ich es, denn Sprachen bieten dir Möglichkeiten, die du jetzt noch gar nicht als solche wahrnimmst: Öffnen dir Türen, ermöglichen dir inspirierende Menschen, an faszinierenden Orten, kennenzulernen und und und. Ich wollte mich nicht mit einer Kultur identifizieren, die fremd für mich war. Die einzigen Menschen, die mich damit konfrontierten, waren diejenigen, die mich nicht kannten. Für diese Menschen passte ich optisch nicht ins das „klassische Bild“ einer Deutschen - obwohl ich blaue Augen habe und mich durchaus deutsch fühle. ;) Ich habe mich regelrecht dagegen gewehrt, dass man mich aufgrund meiner Optik (oder meines Namens) als „nicht deutsch“ kategorisiert hat. Wenn mich irgendwer gefragt hat, woher ich komme, antwortete ich immer „aus Deutschland“, wenn sie daraufhin noch mal genauer nachgefragt haben, blieb meine Antwort die Gleiche. Für mich ist Deutschland das Land, woher ich komme, aber mittlerweile weiß ich, dass ich auch mehrere „Identitäten“ annehmen kann.
Heute, da interessieren mich meine Wurzeln, das Land, woher meine Eltern kommen. Ich liebe das Essen von meiner Mutter und ich liebe es, wenn beide von ihrer Kindheit erzählen. Wir reisen sogar mittlerweile alle zusammen dahin und es ist so unglaublich schön dort – auch wenn ich mich mit der Kultur nicht identifizieren kann, aber das brauch ich auch nicht. Früher bin ich immer bei Verwandten geblieben, da mir das Land nicht zugesagt hat und ich nichts damit zu tun haben wollte.
Mach nicht den gleichen Fehler wie ich und lehne etwas ab, was dir später nützlich sein könnte. Du brauchst deine Wurzeln nicht aufzugeben. Du bist in einer interkulturellen Umgebung aufgewachsen und es fühlt sich für dich so an, als müsstest du dich für eine Kultur entscheiden, aber das stimmt nicht. Sieh es vielmehr als Ressource an und informiere dich genauer über deine Kultur: filtere das heraus, was dir gefällt. Vielleicht hat sie ja doch schöne Seiten, die du noch gar nicht (wegen deines inneren Konflikts) wahrnehmen konntest. So war es bei mir. :)