Ich war bis vor einiger Zeit auch mit einem Tunesier zusammen, der seit ca. 9 Jahren hier lebt und studiert hat. Der Beginn war bei uns ähnlich. Wir sind nach 2 Monaten zusammen und uns näher gekommen. Wenige Monate später hat er dauernd von Hochzeit gesprochen und das ein tunesischer Freund von ihm (dessen Frau und ihn ich gut kennen gelernt habe) seine deutsche Freundin auch nach einem halben Jahr Beziehung geheiratet hat. Mir war das viel zu früh und unsicher, was ich ihm auch ehrlich gesagt habe. Er war erst meine zweite Beziehung und meine erste mit einem arabischen Mann und eine Ehe traute ich mir noch nicht zu, mit jemanden, den ich kaum kannte. Wollte ich auch nicht. Er wirkte zu Beginn unserer Beziehung sehr offen und erzählte mir von seiner Vergangenheit und Erlebnissen (auch sexuelle) mit Frauen, die er schon hatte. Was für mich okay und gut ist, wenn man offen darüber reden kann, dachte ich... aber dann von Haram zu reden was wir beide tun mit unserer Beziehung einfach widersprüchlich.
Er sprach nach 4 - 6 Monaten von Hochzeit, war aber nicht im Stande dazu, mich vor seinen weiblichen Bekannten, die wir zufällig unterwegs getroffen haben, vorzustellen. Er wurde mit der Zeit auch immer eifersüchtiger und respektloser und äußerte sich gerne sexuell über andere Frauen, auch aus unserem Bekanntenkreis. Er musste immer zum Ausdruck bringen, wie toll und gut aussehend er ist und das er ja so viele Frauen haben könnte. Mich kontrollierte er und Freundschaften zu Männern waren verboten. Ich musste ihm permanent mitteilen, wo ich bin und ob ich Zuhause bin. Er meinte, um mich zu beschützen. Mir wurde das natürlich alles zu viel und wir streiteten uns in unserer ca. 2 jährigen Beziehung heftig. Es war ein ständiges hin und her und einfach nur noch toxisch. Mal funktioniert was wir uns vornahmen und dann wieder nicht. Es gab kein wir mehr, sondern nur noch Machtkämpfe in der Beziehung, da ich mich auch nicht weiter unterdrücken lassen wollte. Er forderte seinen Freiraum und alles machen zu dürfen mit wem er will und ich sollte mir alles vorschreiben lassen, nein danke!
Ich bin jetzt nach der Trennung einfach glücklich, diesen Kampf aufgegeben zu haben. Eine Beziehung sollte so nicht sein. Er sagte mir noch, dass er eine Landsfrau date, da sie ihn ja mehr respektieren würde und das ich wertlos sei. Zu Beginn war es die schönste Beziehung überhaupt und hinterher leider einfach nur noch die Hölle und ein Kampf. Bis auf seine Mutter, mit der ich mal ab und zu kurz am Telefon gesprochen habe, habe ich niemanden kennen gelernt. Sie wirkte sehr offen und nett. Sein Bruder wohnt in Deutschland und habe kein gutes Bild von deutschen Frauen. Da wurde mir leider auch einiges klar...
Die Ehe von seinem tunesischen Freund und dessen deutscher Frau funktioniert (sie ist konvertiert).
In meiner Beziehung, mit meinem tunesischen Ex-Freund habe ich gemerkt, dass ich meine Identität aufgeben soll für seine Kultur/Religion. So lange man tut was er möchte und alles nach seiner Nase läuft und du ,,ruhig bist“ und ,,nicht dominant“ wie er mehrmals sagte, ist man die tollste Frau. Aber verhält man sich nicht mehr nach seinen Vorstellungen und seinem Rollenbild, dann ist man wertlos. Ich bereue nicht früher schon den Schlussstrich gezogen zu haben, da ich auch emotional echt fertig war. Keine Frau hat so etwas verdient. Ich hoffe, dass euch so etwas erspart bleibt. Sein Freund wirkte von seiner Persönlichkeit her auch deutlich entspannter. Mein Ex versuchte mich zu kontrollieren, mich gegen Freunde und Familie aufzuhetzen und sagte z.B. ,,du hast eh keine richtigen Freunde“, ,,sie wollen nur schlechtes für dich“ etc. Er war narzisstisch und wollte meine Kleidung bestimmen, bedrohte mich etc. Leider zeigte sich am Ende, dass er kein richtiger Freund war. Er konnte sehr liebevoll und hilfsbereit, aber auch sehr aggressiv und unberechenbar sein. Generell hatte ich kein Problem mit seiner Religion (Moschee, Ramadan, Essgewohnheiten), sondern mit der unterdrückenden Art und seinem widersprüchlichen Verhalten.
Wir beide waren nicht kompatibel. Bei anderen möge es klappen (viel Glück), aber ich möchte es nicht mehr.
Meine Tipps:
Achtet darauf, wie er über seine Familie spricht, besonders Schwester und Mutter,
-Welche Sichtweise seine Brüder, Freunde, sein Vater von deutschen Frauen haben
-Das man die Familie kennenlernt, auch persönlich
-Kleinere Hinweise von Einschränkungen etc. nicht ignorieren, sondern ernst nehmen und mit ihm darüber reden!
-Findet Kompromisse, aber verbiege dich nicht und gib dich nicht für ihn auf - er ist freiwillig nach Deutschland gekommen und sollte auch auf dich zu kommen
-Wenn er sich wirklich integrieren möchte, sollte er auch nicht-muslimische Freunde bzw. Bekannte haben (mein Ex hat deutsche Männer als unmännlich etc. dargestellt, hätte er seinem Chef mal sagen sollen)
Alles Gute für euch!