Hallo zusammen,
ich habe ein echtes Problem und mache mich selbst damit fertig. Vielleicht kennt sich jemand damit aus, hat sowas schon selbst erlebt oder kann mich sonst irgendwie aufheitern. Jedem der das durchliest und hier antwortet, auch wenn es nur ein Wort ist, bin ich unendlich dankbar... Und ich entschuldige mich bereits vorab für diesen riesen Roman:o
Ich bin 25 und hatte immer Schwierigkeiten, mich überhaupt zu verlieben bzw. mich zu irgend jemandem hingezogen zu fühlen. Bis ich ca. 18 war hatte ich überhaupt kein Interesse an gar niemandem und dachte für lange Zeit, dass ich evt. sogar asexuell hin. Ich habe über die Jahre aber herausgefunden, dass ich mich meisten zu Männern hingezogen fühlen, die älter sind als ich. Und damit meine ich nicht zwingend sehr VIEL älter, sondern einfach prinzipiell älter.
Mit gleichaltrigen oder jüngeren konnte ich irgendwie nie etwas anfangen, weil ich mich daneben immer wie eine Art Mutter fühlte, oder wie eine "alte Tante", die solche Jungs erziehen muss. Ich selber bin aber schüchtern, unsicher, stehe nicht mit beiden Beinen am Boden, emotional eher instabil, und bin ständig auf der Suche nach jemandem, der alles andere als das ist. Ich möchte nicht die sein, die Beschützerinstinkte hat, da ich mich selber in der Welt "verloren" fühle... Weiss nicht, wie ich das genau erklären soll. Bisher hatte ich daher nur bei 30+-Jährigen das Gefühl, wirklich geborgen zu sein. Mit einer Beziehung hat es aber nie geklappt, weil solche Männer meist schon verheiratet waren oder irgendwie ein zu hohes sexuelles Bedürfnis hatten, welches bei mir nicht vorhanden bzw. nicht wirklich gegenseitig ist.
Das Ganze ist so seltsam, weil ich mir nicht nur neben jüngeren Männern automatisch "alt" vorkomme, sondern ganz allgemein neben jüngeren Menschen. Ständig vergleiche ich und sehe immer nur den Altersunterschied zwischen mir und anderen, ohne dass ich das will. Bei Männern ist es aber noch extremer, weil in meiner idealen Weltvorstellung der Mann immer älter ist als die Frau. Punkt. Wenn ich ein Paar sehe, bei dem das umgekehrt ist, wirkt das auf mich total "falsch". Ich habe keine Ahnung, woher diese komische stereotypische Auffassung kommt, oder warum sie so sehr in mein Hirn gebrannt ist! Von meiner Erziehung her sicher nicht (bei meinen Eltern ist auch die Mutter 3 Jahre älter)... In meiner "Welt" aber ist die Frau - jetzt mal ganz übertrieben und salopp ausgedrückt - die niedliche, schutzbedürftige, kleinere, und der Mann eben der männliche, der Beschützer, der Weise.
Ich habe nun in den Ferien einen 24-Jährigen kennen gelernt der all meinen Vorstellungen entspricht - intelligent, humorvoll, talentiert, höflich... was das Herz begehrt. Nur das ist schon für mich ein kleines 7. Weltwunder, weil ich doch nur schwer Zugang zu Menschen finde und ich bisher nur selten eine verwandte Seele gefunden habe. Und ich würde ihn sehr gerne besser kennen lernen und auf seine Annäherungsversuche reagieren... Doch leider wehrt sich alles in mir, jede Faser meines Körpers sträubt sich, wenn ich daran denke, dass er ein Jahr jünger ist!
Ihr denkt bestimmt - wie bescheuert muss man sein? Ein Jahr ist doch gar nichts... was bedeutet das schon... warum soll der Mann denn älter sein...?!
Ich kann es euch nicht erklären. Ich hasse mich selber dafür. Es passiert einfach. Stellt euch vor, ihr verliebt euch in einen Menschen und merkt dann, dass er/sie einen total unmoralischen Fetisch hat (ich weiss, total blödes Beispiel). Oder ihr stellt irgendetwas fest, was euch total stört und vielleicht sogar sexuell "abtörnt". Könntet ihr über euren eigenen Schatten springen und das einfach akzeptieren, oder würdet ihr das Weite suchen in der Hoffnung, vielleicht gibt es noch einmal genau die gleiche Person, nur eben...."besser"?
Ich habe Angst, einen sehr grossen Fehler zu machen und mir selber im Weg zu stehen. Ich frage mich, ob alles nur eine Ausgeburt meines eigenen Egoismus ist - einen älteren Freund wollen, "nur" damit ICH mich jünger fühle? Stelle ich mich zu sehr in den Vordergrund? Oder rede ich mir sowieso alles nur ein und dahinter verbirgt sich eine ganz andere Abneigung? Woher kommt dieses ständige sich alt fühlen neben jüngeren (auch wenn es nur ein paar Monate sind)?
Meine erste Intuition war, dass ich sowas wie Mutterkomplexe habe und daher diese mütterlichen Instinkte bei jüngeren Männern bekomme. Aber danach hat mich eine Bekannte von mir (eine Psychologiestudentin) auf den sog. "Elektra-Komplex" aufmerksam gemacht. Es ist eigentlich ein veraltetes Prinzip und die Umkehrung vom Oedipus-Komplex, d.h. die Frau steht insgeheim auf ihren Vater und hat gleichzeitig einen Hass gegen die Mutter. Sehr banal und nur eine Theorie, darf nicht so wörtlich genommen werden. Es geht glaube ich eher um dieses "Daddy's Little Girl"-Prinzip, in der man sich einen Mann in der dominanten "Vaterrolle" wünscht und selber einen auf hilfloses "Püppchen" macht.
Ich glaube, sogar mit einem 60-jährigen könnte ich es mir eher vorstellen als mit einem 24-jährigen, so schräg das nun klingt. In Amerika nennt man das glaub ich "daddy issues" und je mehr ich darüber lese, um so mehr fürchte und ekle ich mich vor mir selbst. Vorallem aber verstehe ich nicht, wie so etwas im Kopf entstehen kann. ??? Ich hatte ein völlig normales Verhältnis zu meinen Eltern und sehe keinen Zusammenhang zu dieser Vorliebe.
Langsam gebe ich die Hoffnung auf, dass ich jemals eine normale Beziehung führen geschweige denn überhaupt wieder einen Menschen in meiner "Zielgruppe" finden kann. Brauche ich psychologische Hilfe oder ist das normal?
Was soll ich tun? :(
Und woher kommt überhaupt dieser total deplazierte Begriff 'daddy issues'??
Danke für Antworten und erstmal gute Nacht,
Y