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Guten Morgen,
ich denke, diese Angst ist normal und auch berechtigt. Ich kann nur sagen: Bleib aufmerksam.
Heisst konkret: Du isst. Anfangs ist es normal, dass man auch aus Langeweile, Gier, Angst nicht genug zu bekommen oä. isst. Du wirst zunehmen, ja, das musst Du auch.
Wichtig zu wissen ist: Auch Essen aus 'seelischen' Gründen, sogar das verpönte Frustessen ist eigentlich doch ein körperliches Essen und Verlangen. Unsere Körper sind gestresst. Diese Hormone machen (einfach gesagt) alles so durcheinander, dass unser Hirn wirklich die Nahrung braucht, die wir vermeintlich zuviel essen. Unterm Strich ist also de facto jedes Ess-Verlangen eine Unterart von Hunger. Hunger existiert nicht nur im Magen.
Das mal dazu. Es gilt also, dies zuzulassen.
Aber: Bleib an Dir dran. Geh in Therapie, wenn Du nicht eh schon bist. Sprich mit Menschen, deiner Familie, Freunden. Such nach Deinen wirklichen Problemen und Ängsten und arbeite daran. Beobachte dabei Dein Essverhalten.
Wenn Du mal einen Moment erwischst, in dem Du hunger hast, isst, satt bist und danach zufrieden bist (!), überlege Dir, warum das so ist. Speichere diesen Moment und versuche, diese Momente zu erzeugen. Das kann Freude sein, beisichsein, genug geschlafen haben, frisch geduscht sein, sprich irgendwas, das Dir eine gewisse Zufriedenheit verschafft hat.
Gehe diesen guten Gefühlen nach.
Fürs Schlechtgefühl habe ich nicht viel im Angebot. Ich persönlich habe nicht mehr in den Spiegel geschaut. Ich fand mich schrecklich mit leichtem ÜG, das gebe ich zu. Ich habe versucht zu akzeptieren, dass dies ein Übergang ist. Ich hatte auch riesige Angst, dass ich so bleibe oder immer mehr zunehme. Aber ich (persönlich) hatte keine Wahl mehr. Ich wäre fast gestorben und konnte psychisch und physisch nicht mehr. Es gab für mich also keinen anderen Weg mehr als meinen Körper einfach machen zu lassen, mich selbst geistig dabei zu begleiten.
Naja und bei mir wars so, dass ich dann irgendwann gemerkt habe, dass ich satt bin. Dass ich nun zwar zB aus Gewohnheit noch Süssigkeiten essen würde, diese aber eigentlich garnicht mehr will. Oder zB hätte ich aus Gewohnheit xy gegessen und hab aber gemerkt, dass ich auf yz Lust hatte. Dafür muss man genau hinhören. Dann bin ich diesen neuen Gefühlen gefolgt und es wurde nach und nach (ganz langsam!) ruhiger. Ich würde sagen: 2013 wars sehr schlimm. Von 14-15 wurde es ruhiger. Heute ist es ruhig. Heute bin ich sage und schreibe wieder ca. 15kg leichter. Ich habe also 30 zugenommen und 15 wieder ab. Das ist krass, oder? Mein Körper hats aber gebraucht. Ich habe alles wieder, wovon die Ärzte gemeint haben, das kommt nimmer: Nieren, Schilddrüse, Periode, Herzfehler. Alles geht wieder gut. Meine Haare sind wieder da, alles iO. Und das wichtigste: Es geht mir sehr gut.
In short: Wohl kennt jeder diese Angst, die Du hast. Und niemand kann sie Dir nehmen. Man weiss ja nicht, was überm Teich dann kommt. Ich schicke Dir nun sozusagen eine Postkarte von dort und sage Dir: Das Wetter ist schön hier! Bis dahin musst Du halt paddeln. Und wenn Du das Gefühl hast, Du säufst ab, dann paddel einfach weiter. Deine Glieder werden Dich tragen. Lass Dich ein auf das Neue, lass die alten Vertrauensmuster; denn diese werden nicht mehr kommen. Die Mechanismen, die Du kennst und denen Du vertraust (Kontrolle zB) wird nicht mehr funktionieren. Versuche sie also nicht herzustellen. Sie funktioniert einfach nicht. Dafür funktioniert: Vertrauen. In Dich, ins Leben, in Deinen Körper, in die Biologie. Wir können diese Naturgesetz nicht boykottieren (man sieht ja wo es hinführt!?). Leben wir mit ihnen.
Schonmal ne dicke Kuh gesehen? Auf der Wiese?
Oder ein dickes Tier in der Natur?
Nein, oder?
Also.
Sonstige Strategien bzgl. Sport oä: Naja. Versuch mal. Wirst sehen, ob Dein Körper ja oder nein sagt. Meiner sagte dazu 2 Jahre lang nein. Heute geht es wieder ein wenig. Aber ich bin nicht der Bewegungstiger, mache lieber ein wenig Yoga oder so. Du merkst das schon. Probier einfach aus. Pick das, was gut ist (ungleich abnehmen) und kipp das weg, was nicht gut ist (ungleich zunehmen).
Dabei nicht zuviel denken. Der Bauch (die Intuition?) sagt schon sehr klar, was gut ist und was nicht. Man muss nur hinhören.
Wenn verlernt: Rot oder blau? Kalt oder warm? Graues oder weisses Shirt? Sneakers oder Ballerinas? Hund oder Katze? Teste Dich da. Du weisst es schnell. Und mach das auch so bei allen anderen Angelegenheiten. Das oder das? Zack.
Und dann so weitertun. :)
Klinik: Nein, war ich nie. Wollte ich nicht. Wozu auch. Da bekomme ich einen Plan, nehme zu, werde entlassen; und bn danach genauso zwänglich wie vorher.
Für mich war das nix. Ich war ambulant ist sehr straffer Therapie, dazu alternativ (mit Familienstellungen und so), das war gut für mich. Ich spreche heute noch 1 mal im Monat mit dieser Frau; einfach, weil ich selbst psychisch weiterkommen will. Wir sprechen aber schon sehr lange nicht mehr über irgendwelche Nahrungsmittel.
Sonst: Vielleicht findest Du bei Dir einen Standby-Knopf. Drück den. So wie ein Autopilot. Da will ich hin, mit ökonomischen 80km/h. Schaust nicht links und nicht rechts (musst ja auf die Strasse gucken). Gemütlich wird die Fahrerei deswegen trotzdem nicht.
Aber das Licht da am Ende des Tunnels ist wirklich ein Licht. Und nicht der entgegenkommende Laster, der Dich plattmacht. Da ist Licht.
Mehr weiss ich grad nicht. Ist eh schon ein eRoman hier.