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dann war mein Mann wohl noch eingeloggt.
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Ruhige Nächte für alle: Schlaftraining für schreiende Babys hilft beim Ein- und Durchschlafen und ist unbedenklich
Dr. Klaus Fleck | Interessenkonflikte
10. Juni 2016
Babys mit Schlafproblemen schlafen besser, wenn die Eltern auf das nächtliche Schreien bewusst verzögert reagieren oder die Schlafenszeit der Kinder schrittweise nach hinten verschoben wird. Dies scheint mit keiner Zunahme von Stress bei den Babys oder emotionalen Nachteilen für die Eltern-Kind-Beziehung verbunden zu sein, wie australische Forscher in Pediatrics berichten [1].
Der Umgang mit Schlafproblemen im Säuglings- und Kleinkindalter hat eine hohe Praxisrelevanz und wird gleichzeitig sehr kontrovers diskutiert vor diesem Hintergrund sind diese neuen Studienergebnisse sehr interessant, kommentiert Prof. Dr. Thomas Erler, Pädiater, Schlafmediziner und Chefarzt am Klinikum Westbrandenburg in Potsdam im Gespräch mit Medscape. Denn sie liefern Argumente, um die Bedenken einiger Experten und vor allem besorgter Eltern zu entkräften, dass solche Formen eines Schlaftrainings dem Kind möglicherweise schaden.
Länger schreien lassen oder später ins Bett bringen
Prof. Dr. Michael Gradisar und seine Kollegen von der Flinders University in Adelaide, Australien, hatten in ihrer randomisierten Studie 43 Kinder im Alter von 6 bis 16 Monaten in zwei Interventionsgruppen und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Bei der stufenweisen Entwöhnung nach Ferber (Graduated Extinction) lassen die Eltern ihr Kind jeweils wenige Minuten schreien, bevor sie nach dem Rechten schauen, wobei sie den betreffenden Zeitraum langsam ausdehnen.
Bei dem in der zweiten Interventionsgruppe angewandten Bedtime Fading wurde das Hinlegen des Kinds zum Schlafen schrittweise um jeweils 15 Minuten hinausgezögert. Die Eltern der Kontrollgruppe erhielten lediglich allgemeine Informationen über gesunden Schlaf.
Schneller eingeschlafen, nachts weniger lange wach
Nach 3 Monaten hatte sich die Einschlafzeit (Schlaflatenz) in beiden Interventionsgruppen deutlich verkürzt (Graduated Extinction um 12,7 Minuten, Bedtime Fading um 10 Minuten, Kontrolle keine Verkürzung). Insbesondere die Kinder in der Gruppe mit Graduated Extinction wachten nachts seltener auf (1 Mal anstatt 2,75 Mal) und lagen deutlich kürzer (minus 44 Minuten) wach als zu Studienbeginn.
Darüber hinaus reduzierte sich im ersten Monat in beiden Interventionsgruppen die Kortisol-Konzentration im Speichel der Kinder (als Maß für Stress), und deren Mütter gaben weniger subjektiv empfundenen Stress an. Nach einem Jahr zeigten psychologische Untersuchungen bei allen 3 Gruppen keine Unterschiede, weder im Hinblick auf emotionale und verhaltensrelevante Probleme noch auf die Eltern-Kind-Bindung. Die Autoren schließen daraus, dass beide untersuchten Methoden sowohl effektiv als auch unbedenklich für das Kind und seine Familie zu sein scheinen.
Physiologischer Schlaf-Wach-Rhythmus wird erlernt
Dass Kleinkinder im zweiten Lebensjahr und auch noch danach nachts aufwachen, ist völlig normal, sie müssen aber lernen, selbstständig wieder einzuschlafen, betont der Potsdamer Pädiater Erler. Die Eltern können diesen Lernprozess positiv oder negativ beeinflussen. So holen manche überbesorgte Eltern das schreiende Kind aus dem Bett, geben ihm zu essen, tragen es herum oder beschäftigen sich anderweitig mit ihm sodass es statt weiter zu schlafen erst recht wach wird und beim nächsten Schreien ein ähnliches Ritual erwartet. Für das Erlernen eines normalen physiologischen Schlaf-Wach-Rhythmus sei das eher kontraproduktiv. Besser sei es, dem Kind zu signalisieren, dass es nicht allein ist und es in seinem Bettchen zu beruhigen.
Mit der Anwendung eines Schlaftrainings wie der Ferber-Methode sollte Erlers Ansicht nach jedoch nicht zu früh bzw. erst im Kleinkindalter ab einem Jahr begonnen werden. Zur Senkung des Risikos eines plötzlichen Kindstods empfehlen wir, dass der Säugling mindestens bis zum 6. Monat im gleichen Zimmer, aber nicht im gleichen Bett wie die Mutter schläft. Ab dem 6. Monat sollte sich dann ein zunehmend stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus entwickeln, wo die Nacht vom Schlaf und der Tag vom Wachsein geprägt ist.
Hilfe durch Korrektur ungeeigneten elterlichen Verhaltens
Von einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung sprechen Schlafmediziner, wenn das Kind an mindestens fünf Nächten pro Woche über eine Dauer von mindestens drei Wochen einen unregelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus hat, so Erler. Diese Kinder bräuchten dann in aller Regel aber keine Medikamente, sondern Verhaltenstechniken, die den Eltern in Schulungen vermittelt werden können. Oft gehe es dabei um die Korrektur eines zuvor ungeeigneten Eltern-Verhaltens, das mitursächlich für die Schlafstörung war.