Privatfernsehen
ist ein knallhartes Geschäft. Unschuldig war das nur am Anfang, in den 1980er und frühen 1990er Jahren, als viele Formate noch ausprobiert wurden, oftmals nach dem Motto: "hey, das bringen die öffentlich-rechtlichen Sender nicht, lass uns das mal senden". Und wenn man es gesehen hat, dann weiß man (irgendwie) auch, warum das die öffentlich-rechtlichen Sender nicht gebracht haben.
Wie die Sendungen heißen und welchen Inhalt sie haben, ist vollkommen nebensächlich. Am billigsten zu produzieren sind Talkshows, danach kommen Billigformate und / oder Kuppelshows, gleich danach "scripted reality" Shows und die Krone der privaten Produktionen sind Eigenserien wie Cobra 11 oder Edel & Starck.
Anspruchsvolle Tierdokumentationen oder politische Hintergrundberichte wird man auch weiterhin nur bei den öffentlich-rechtlichen Langweilern sehen, die pressen nämlich das arme Volk mit Fantastrilliarden von Gebühren aus und können sich deshalb mehr leisten. Dass sie das nicht tun und zunehmend auch immer mehr voneinander abschreiben und kopieren oder Sendungen bei der BBC einkaufen ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Welt eben doch schlecht ist.
Wenn man nicht vergisst, dass die Privaten eben reines Werbefernsehen sind, kann man auch mit der einen oder anderen Serie seinen Spaß haben, die Werbeblöcke sind vorhersehbar und man kann in der Zeit entweder den Hund ausführen oder sich was zu essen machen oder etwas anderes tun (Umschalten lohnt nicht, da die Werbeblöcke der Sendergruppen synchronisiert sind). Spielfilme machen schon deutlich weniger Spaß und wenn man wirklich gar nichts mehr mit seiner Zeit anzufangen weiß, kann man sich solchen Formaten wie Schwiegermutter verzweifelt gesucht, Frauentausch oder Betrugsfälle - von RTL beinhart ermittelt zuwenden.
Der legendäre RTL Senderchef Dr. Thoma prägte den Satz "der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler", womit er Kritik von Gutmenschen an seinem Trash-Fernsehen regelmäßig abbügelte und anschaulich erklärte, warum nicht alles von Grimme-Preisträgern produziert werden muss. Das mag zwar sein, aber ich als Fisch und Fernsehzuschauer habe nicht immer Lust auf die Würmer von den Privaten. Lieber schaue ich mir die werbefreien Beiträge der Gutmenschen von den fettgefressenen öffentlich-rechtlichen Anstalten an, und da gibt es inzwischen ein deutlich größeres Angebot als weiland noch Erstes, Zweites und die Dritten...
Böhmermann habe ich genau so wenig gesehen wie verafake oder was auch immer, aber die Entscheidung auf der Fernbedienung Private oder öffentlich-rechtliche Sender dürfte weder mit Böhmermann, noch mit Vera Int Veen etwas zu tun haben. Sie ist mehr eine Entscheidung ob ich mich berieseln lassen will (da mögen die Privaten gut sein) oder ob ich an fundierter Recherche und aufwändigen Dokus interessiert bin (sowas gibbet bei den Privaten nicht oder nur als Surrogat)