Hallo.
Zunächst kurz zu mir:
Männlich, verheiratet, 2 kleine Kinder (Vorschulalter), Mitte vierzig, Angestellter.
Meine Frau(10 Jahre jünger als ich) hat mir kürzlich eine offene Beziehung vorgeschlagen. Ich war zunächst ziemlich verwirrt und perplex, hielt das sogar für einen (schlechten) Scherz. Doch sie machte mit den nächsten Sätzen schnell klar, daß es ihr ziemlich ernst ist: Wir hätten ja nun schon länger Eheprobleme (ist leider tatsächlich der Fall) und ihr sei nun nach langem Nachdenken endlich klargeworden, womit sie aktuell nicht mehr klarkommt, nämlich mit dem Gedanken, daß sie, wenn wir monogam/treu bleiben (was wir uns sowohl persönlch als auch vor einem Standesbeamten und einem Pfarrer mal geschworen haben mir ist mittlerweile dadurch leider auch klar geworden, wie restlos bedeutungslos solche Schwüre sind), nie mehr mit einem anderen Mann als mir Sex haben wird oder kann.
Sie lerne ab und zu Männer kennen, die sie interessant finde, und dann würde sie auch gern mit diesen Männern ins Bett gehen. Bei uns vermisse sie das Kribbeln, das Gefühl, als Frau noch was wert zu sein, begehrt zu sein und weiteres mehr. Familienleben wolle sie aber trotzdem. Und bei einer offenen Beziehung könne ich ja dann schließlich auch mit anderen Frauen undsoweiter. Problem: Das ist gar nicht mein Wunsch. Wenn, dann will ich sie. Mehr als je zuvor. Ich hab mich als junger Kerl ausgetobt und kein Bedürfnis, anderen Frauen nachzujagen. Aber Sex will ich natürlich, jede Menge und auch mal neue Spielarten. Das wiederum will sie nicht oder kaum. Wollte sie auch nicht in den besseren Zeiten in den ersten Jahren unserer Beziehung. Ich hab ihr vorgeschlagen, mal in einen Pärchenclub (wg. Vierer mit Partnertausch, das täten wir dann zumindest gemeinsam und ich hätte zeitgleich auch was davon, obwohl ich es eigentlich nicht brauche) zu gehen, das will sie auch nicht, das sei nicht das Kribbeln, das ihr fehlt.
Ich hab jetzt tagelang darüber nachgedacht und bin zum Ergebnis gekommen, daß ich mit einer offenen Beziehung überhaupt nicht klarkommen würde und wie verletzt, eifersüchtig und vieles mehr ich wäre. Das ist noch nicht mal ansatzweise mein Ding, auch nicht mit einem noch so ausgeklügelten Regelwerk, das bei offenen Beziehungen von den Partnern meist festgelegt wird und an das sich beide halten müssen. Wie soll ich mir das dann vorstellen? Sie geht mit anderen Männern weg, und ich darf in der Zeit die Kinder hüten, ihrer Mutter alles mögliche im Haushalt helfen (Schwiegermutter ist nicht mehr so fit, obendrein Witwe) und mir dabei noch vorstellen, was sie alles mit anderen Typen treibt, das sie von/mit mir nicht mehr will? Das wäre Horror schlimmsten Ausmaßes für mich, ich würde die Wände hochgehen.
Mir ist auch klar, daß ich mit meiner Weigerung, eine offene Beziehung zu akzeptieren, altmodisch, von gestern und unhip bin, nicht dem Zeitgeist entspreche, weil das jetzt so viele machen und vieles mehr. Trotzdem: Ich bringe es nicht fertig, ich käme null damit klar.
Zu den Eheproblemen:
Ich war ein paar Jahre lang (3-4 Jahre, endete vor 1 Jahren) immer wieder mal krank. Leider waren das psychische Probleme, die teils berufsbedingt waren (Mobbing am Arbeitsplatz, zum Glück ist in meinem jetzigen Job seit 4 Jahren alles i. O., verdiene auch gut), teils in meiner Vergangenheit (genauer: Kindheit/Jugend) zu suchen waren, und die in chronischem Kopfschmerz und in einer mitunter heftigen Hypochondrie gipfelten. Ich hatte mehrere Therapien, sowohl stationär als auch ambulante Gesprächstherapie, und hab zwischenzeitlich auch mal Psychopharmaka (Antidpressiva) genommen (ärztlich verordnet). Die Therapien waren zum Teil erfolgreich, zum geringen Teil nicht ganz. Eine größere stationäre Therapie vor 4 Jahren war ein voller Erfolg, die chronischen Kopfschmerzen verschwanden und sind bis heute nicht mehr zurückgekehrt. Die Probleme aus Kindheit/Jugend (Vater hat mich nie als Jungen bzw. männlich akzeptiert, mir stets seinen Frust darüber mitgeteilt, daß ich eine Memme, ein Softie, ein Weichei sei und auch ansonsten zu allem unfähig sei) sind teils bearbeitet, teils zehren sie noch ein bißchen an mir, ist aber viel besser als noch vor wenigen Jahren und belastet mich nur noch schwach in der Erinnerung. Heute geht es mir, was die ursprünglichen Therapiegründe anbelangt, ziemlich gut. Hab durch Sport und gesunde Ernährung auch wieder das Gewicht, das ich hatte, als meine Frau und ich uns kennenlernten, bin also zumindest körperlich nahezu wieder der, den sie mal kennenlernte. Nur die Jahre, die ich seitdem älter geworden bin (8 Jahre seither) kann ich natürlich nicht zurückdrehen.
Vor ca. einem Jahr teilte mir meine Frau mit, daß sie mich nicht mehr liebt, nichts mehr für mich empfinde und am liebsten hätte, wenn ich ausziehe. Die Liebe sei ihr wohl in den Zeiten abhanden gekommen, als ich öfters mal krank war (wobei ich dabei nie wirklich krank im Sinne von bettlägerig und zu nichts mehr fähig war hab meine Pflichten und mein Wirken für Familie und für meine Frau in diesen Zeiten meines Erachtens nicht vernachlässigt, auch nicht sexuell).
Der Schock war groß, in Fluchtgedanken nach vorne, habe ich eine Paartherapie vorgeschlagen. Ich meinte, daß es nicht in Ordnung sein kann, kampflos alles hinzuwerfen und daß sich im Rahmen solch einer Paartherapie zumindest mal herausfinden lassen muß, was denn überhaupt wirklich los ist mit uns, durch Begleitung eines neutralen, professionellen Dritten, des Therapeuten. Ein namhafter Therapeut mit sogar überörtlich gutem Ruf war gefunden, meine Frau ging auch mit, hat aber in der ersten und einzigen Sitzung schnell klargemacht, daß sie wegen persönlichen Stresses (berufliche Fortbildung) und einem ihr nahegehenden Trauerfall in der Familie (Vater kurz vorher viel zu jung verstorben) keine Energie für eine Therapie aufbringen könne. Danach haben wir trotzdem vereinbart, probeweise zusammenzubleiben, jeder soll sich um die Partnerschaft bemühen, um dadurch vielleicht eine für beide neue Gefühlsebene aufbauen zu können. Illusorisch, wie ich jetzt weiß. Ich habe in dem einen Jahr bis heute alles gegeben, was mir möglich war, einen aufmerksameren, fleißigeren, und um die Partnerschaft bemühteren Mann (auch sexuell) hat sie bis dahin sicherlich noch nicht erlebt, ich hab alles gegeben, was mir möglich war. Und mir war dabei durchaus bewußt, daß meine Bemühungen nicht in ein Bedrängen abdriften dürfen, hab also meiner Meinung nach (die auch trügen kann, ich weiß!) alles ziemlich wohldosiert, damit der Kampf um uns nicht in einen Krampf ausartet, der noch mehr belastet.
Sie hat mir neulich, als sie die offene Beziehung vorgeschlagen hat, leider mitteilen müssen, daß meine Bemühungen erfolglos waren, ihre Gefühle für mich seien nicht zurückgekehrt. Ich mußte erwidern, daß ich in den letzten 12 Monaten allerdings auch keinerlei Bemühungen ihrerseits um uns gesehen habe, die uns helfen oder wieder auf einen anderen/besseren Weg bringen können. Dies beantwortete sie nur lapidar mit Gefühle kann man halt nicht erzeugen was sicherlich auch wahr ist, ist mir bewußt.
Ich mußte danach noch entgegnen, daß ich nicht verstehe, warum sie ü b e r h a u p t jetzt noch eine offene Beziehung vorschlägt, nach ihrem Vortrag bleibe für mich doch eigentlich nur, zu gehen. Das Familienleben mit uns gefällt mir aber schon gut, war ihre Antwort.
Übersetzt heißt das ganze jetzt für mich:
-sie liebt mich nicht mehr, und die Liebe kehrt auch nicht zurück (muß ich akzeptieren, keine Frage, weiß auch nicht mehr, was ich noch dafür tun soll)
-ich genüge ihr im Bett nicht (ziemlich verletzend)
-ohne weitere Kommunikation (sie ist meist recht wortkarg, haut ihre Wünsche mit wenigen Sätzen raus und ich soll es schlucken) soll alles so passieren, wie sie es will
-meine Bemühungen der letzten 1 bis 1 Jahre um unsere Beziehung waren für die Katz ( wie soll ich jetzt binnen eines Jahres wieder was für Dich empfinden, wo Du doch 3-4 Jahre lang krank warst, wärst halt nicht so oft krank gewesen und eher was dagegen getan ). Allerdings HAB ich jede medizinische Möglichkeit, die mir helfen kann, zeitnah angenommen und durchgeführt
-sie will weiterhin Familienleben mit uns, genauer: Damit die Kinder noch einen Vater zu Hause haben, ich ihre Mutter weiterhin unterstütze (da ist einfach manchmal Muskelkraft gefragt), mich weiterhin wie bisher mit ihr um Haus(halt) und alles, was daran hängt, kümmere, ein ordentliches Geld nach Hause bringe, aber zugleich mit anderen Typen rummachen, und ich soll ihr durch Zustimmung zu einer offenen Beziehung, die ich nicht will, dafür auch noch Absolution erteilen.
Wie verzweifelt, verletzt usw. ich nun bin, muß ich sicherlich nicht noch genauer ausführen.
Was haltet Ihr davon? Was kann ich noch tun?
Sorry für den langen Text, doch auch nur aus den ersten Absätzen geht schon genug hervor, die Story also im Kompressionsformat. Den elendig langen weiteren Text konnte ich mir nicht ersparen, weil da viele Details drinstecken, die von Bedeutung für die ganze Geschichte sind.
Viele Grüße
von
takeofftheground