Bei mir ist es so, dass ich hin und wieder mal unter dem "unsicheren Bindungen" Syndrom leide. Das heißt, dass ich mich streckenweise total vereinsamt fühle, obwohl ich eigentlich einen großen Kreis um mich rum habe.
Es ist so, dass ich in diesen Zeiten nichts mehr fühle, keine Bindung zu meinen Freunden, ich spüre nur noch nicht geliebt zu sein, keinen Stellenwert mehr für sie zu haben.
Und dann versuche ich mal sachlich und nüchtern zu überprüfen wie es eigentlich um meine Bindungen zu Freunden steht. Das Ergebnis ist total ernüchternd und unzufridenstellend.
Erstmal zur Intensität. In allen möglichen Fernsehserien scheinen Menschen ständig von Freunden umgeben zu sein. Kaum schließt jemand die Türe, schon lauert die Freundin vor der Tür, warten drei Einladungen von Freundinnen zum Kaffee. Sind es Mütter, warten eben gefühlt achzehn Mütterfreundinnen mit Kindern.
Auch im realen Leben sehe ich irgendwie immer nur Mädels, die mit Freundinnen whattsappen ohne Ende, immer Verabredungen haben. Jeden Tag scheinen die Leute in intensiver Verbindung zu stehen. Gruppen an Freundinnen. Überall.
Bei mir treten diese Unzufriedenheitsgefühle und Einsamkeitsgefühle besonders dann auf, wenn ich in einer neuen Beziehung bin. Denke, weil sich dann alles auf den Neuen konzentriert. Auch wenn ich mich anstrenge Kontakte aufrecht zu halten und sich real ja gar nicht so viel ändert fühle ich mich total einsam. allein mit meinem Neuen. Je enger die Bindung wird, desto schlimmer wird es.
Und nun zu meinen Freunden: Ich habe drei, die weit weg wohnen und die ich schon ewig kenne. Bei einer bin ich mir sicher, dass wir alt miteinander werden und sie gibt mir schon seit Jahrzehnten ein sicheres Gefühl. Ein Geben und Nehmen. Ein Leben ohne sie: Unvorstellbar. Aber auch innerhalb dieser Bindung leide ich sehr daran, dass wir manchmal lange nicht in Kontakt sind. Ich wünsche mir so sehr eine Freundin, mit der ich täglich in Kontakt bin. Von der ich täglich weiß wie es ihr geht. Und umgekehrt.
Alle Bindungen die erst einige Jahre alt sind, alle so cirka drei Jahre alt wegen Umzug haben zwar in gewisser Weise eine Tiefe, Qualität, aber obwohl die Leute in der Nähe wohnen, fühle ich mich ihnen nicht nah.
Ich weiß nicht, wie ich mehr Nähe aufbauen kann. Ich habe das Gefühl, dass immer ich diejenige bin, die mehr schreibt, mehr Nähe will, mehr Anteil. Dann denke ich immer ich sollte einfach nicht so rechnen, sondern einfach weiter ranpreschen, mich für Treffen, Vorschläge verantwortlich fühlen. Solange ich das mache laufen die Bindungen. Mache ich das nicht, verlaufen sie anscheinend im Sande. Ich krieg irgendwie diese Ausgewogenheit nicht hin.
Und was ich auch total vermisse ist dieses spontane, dass mal jemand, wie früher an der Tür klingelt zum Kaffee. Alles muss immer so weit vorausgeplant, verabredet sein.
Ach ich weiß nicht, ich fühle, dass ich kaum mehr eine Freundin habe, die sehr nah ist, mit der ich tiefgründig sprechen kann und mit der ich einfach nur eine regelmäßige Bindung habe.
Die Menschen, die mir am nähsten stehen, sind weit weg und oft denke ich, dass die ganz ganz oft keine Ahnung haben wie es mir geht und ich von Ihnen auch nicht. Diese Menschen liebe ich und doch haben wir so selten Anteil aneinander.
Und die Zahl derer, die weit weg wohnen und mal wirklich gute Freunde waren hat sich auch erschreckend minimiert. Eigentlich ist es nur noch eine und die andere reagiert irgendwie kaum noch auf meine vielen Gesuche sich mal wieder zu sehen. Und ich habe auch keine Lust mehr ihr weiterhin hinterhherzulaufen.
Bin irgendwie traurig darüber.