Ich habe mich mit einem Zweitnick hier angemeldet und werde diesen Thread in einigen Tagen wohl wieder löschen, da es hier nicht um mich geht und doch sehr persönlich ist.
Das vorab, ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel.
Auch ist es hier ein wenig OT, aber im Psychologieforum sind mir zu viele Trolle unterwegs und ich möchte nicht, dass das Thema von diesen zerpflückt und lächerlich gemacht wird, denn es geht mir sehr zu Herzen.
Es geht um meine Mutter (51).
Ich weiß gar nicht so Recht, wo ich anfangen soll, denn scheinbar hat sie viele Probleme. Ich will auch nicht, dass der Text hier zu lang wird, also hau ich erstmal nur die Fakten raus.
Meine Mutter kommt mich oder meine Geschwister nie besuchen, obwohl wir sie immer einladen. Sie wohnt nur wenige Kilometer entfernt, ist fit und mobil.
Zu jedem Familienfest, jedem Anlass und eigentlich bei jeder nur möglichen Gelegenheit bieten wir ihr an, vorbei zu kommen, aber sie will nicht. Schafft sie es doch mal, zu Besuch zu kommen (nur, wenn sie einen Vorwand hat, wenn sie z. B. was vorbeibringen will o. ä.), zieht sie nicht einmal ihre Jacke aus und setzt sich auch nicht, immer sagt sie Nein, ich muss echt weiter, ich hab noch so viel zu erledigen! Aber das ist nicht wahr! Sie hat nicht viel zu erledigen.
Das allein klingt jetzt nicht so schlimm und es wäre auch nicht so schlimm, wenn ich wüsste, dass sie eben einfach nicht so viel Kontakt mit uns will, aber so ist es auch nicht.
Sie ruft alle paar Tage an und würde dann immer am Liebsten stundenlang telefonieren, aber dafür habe ich einfach keine Zeit und muss sie dann immer irgendwann abwimmeln, auch, wenn es mir jedes Mal sehr Leid tut.
Auch wir sind bei ihr zuhause immer willkommen, aber dort ist es nicht schön, denn sie hat ein kleines Messi-Problem, bei ihr ist immer Chaos. Sie ist kauf- und sammelsüchtig, alles steht irgendwo rum. Sie hat wirklich ALLES und vieles von dem Zeug stapelt sich seit Jahren noch originalverpackt in ihrem Wohnzimmer. Ihr Schlafzimmer besteht quasi nur noch aus ungemachter Wäsche und das Bad wurde seit Jahren nicht mehr geputzt.
Es tut mir vor allem deshalb so leid, weil sie so gar nicht mehr an unserem Leben teilhat.
Alle Familienfeiern, z. B. das erste Weihnachten von unserem Baby: Alle haben bei uns gefeiert, Tanten, Onkel, Paten, Schwiegereltern Nur meine Mutter wollte nicht kommen, weil es angeblich allein zuhause gemütlicher sei
Unser Sohn kennt sie kaum, er sieht sie nicht oft.
Dabei ist es wiederum aber auch nicht so, dass sie kein Interesse an ihm hat, offensichtlich liegt ihr doch etwas an ihm. Erst kürzlich legte sie ein Fotoalbum von ihm an.
Aber auf allen Fotos von Familienfeiern ist sie nicht mit drauf.
Sie raucht ungefähr eine halbe Stange Zigaretten am Tag und isst kaum etwas. Erstaunlicherweise ist sie trotzdem fit, aber wer weiß, wie lange noch. Sie sieht schlimm aus, blass und ausgemergelt. Sie ist eindeutig magersüchtig, sie sieht aus, wie eines dieser Anorexie-Models, diese Twiggy oder so, sogar fast noch schlimmer.
Außerdem trinkt sie und das heimlich. Immer, wenn wir bei ihr sind, ist sie zu einer bestimmten Uhrzeit am Nachmittag aus heiterem Himmel angetrunken. Vorher geht sie erstaunlich oft auf die Toilette oder muss nach irgendetwas sehen, verlässt also das Wohnzimmer und trinkt offensichtlich irgendwo in der Wohnung heimlich, denn auf einen Schlag lallt sie dann plötzlich und wird merkwürdig.
Ein einziges Mal hab ich sie bisher auf mein Baby aufpassen lassen und als ich nach einer Stunde wiederkam, war sie angetrunken!
Sie hat sich gut um ihn gekümmert, aber es kann doch nicht sein, dass sie nicht mal eine Stunde auf ihren Schnaps verzichten kann, wenn ihr Enkel da ist!
So, das ist alles im Groben.
Das Schlimmste ist, dass sie immer lügt. Sie erzählt nur unwichtiges Zeug und bauscht es auf, als wäre es wichtig und über die wirklich wichtigen Sachen lügt sie.
Sie hat kein Alkoholproblem, kein Magersuchtproblem und auch kein Zigarettenproblem und all das hätten ihr auch ihre Ärzte bestätigt (wers glaubt).
Von der Messi-Sache will ich gar nicht anfangen, angeblich will sie sich eh eine neue Wohnung suchen (seit Jahren) und sieht es deshalb nicht ein, Ordnung zu schaffen, aber da tut sich ja eh nix.
Ich kann ihr blödes Gelaber und ihre Ausreden nicht mehr hören, es macht mich unglaublich wütend, aber gleichzeitig auch traurig, weil ich nicht an sie rankomme. Wann immer ich versuche, ein Thema anzusprechen, wird es abgestritten oder heruntergespielt.
All das werden nur Symptome einer unbekannten Ursache sein.
Ich kenne die Ursache nicht und so weiß ich nicht, wie ich ihr helfen kann.
An manchen Tagen könnte ich nur noch heulen, wenn ich an sie denke.
Ich liebe sie, es ist ja meine Mama! Und ich habe das Gefühl und das Bedürfnis, ihr helfen zu müssen. Ich habe Angst, dass ich sie bei ihrem Lebenswandel nur noch ein paar Jahre habe und dass ich es verpasse, sie jemals richtig kennen zu lernen und später bereue, ihr nicht geholfen zu haben.
Noch geht es ihr gut, aber wer weiß, wie lange noch.
Sie ist einsam, sie sitzt nur zuhause (nach der Arbeit, einen VZ-Job hat sie), hängt in ihren sozialen Netzwerken ab und chattet mit komischen Fremden, raucht Kette und betrinkt sich. Und das jeden Tag. Freundschaften hat sie kaum noch und bei uns (Familie) blockt sie.
Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.
Mit ihr reden, irgendwie, aber irgendwie so, dass ich sie erreiche.
Ich kann sie ja schlecht zwingen, zu einem Psychiater zu gehen, man kann nur jemandem helfen, der sich auch helfen lassen will, das weiß ich. Aber ich will nicht irgendwann sagen müssen, dass ich nicht alles versucht hätte.
Danke fürs Lesen, ich weiß auch nicht so genau, was ich hören will.
Ich bin gerade einfach mal wieder sehr traurig und das Aufschreiben hat gut getan.