Hallo,
ich würde gerne mal über mein Leben und meine Schicksalsschläge schreiben.
Ich bin 26 Jahre alt und endlich an einem Punkt, an dem ich Licht sehe.
Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 4 Jahre alt war. Mein Vater hat bei der Bundeswehr gearbeitet und meine Mutter war zu der Zeit Hausfrau. Durch die Bundeswehr mussten wir als ich 4 Jahre alt war in die Türkei ziehen. Damals hatte ich im Kindergarten schon viele Freunde von den ich mich dann trennen musste. In der Türkei haben sich meine Eltern getrennt. Ich bin zu meiner Mutter und meine 2 Brüder sind zu meinem Vater. Dort ertrug ich den zweiten Verlust in meinem kurzen Leben. Meine Brüder und ich haben seitdem nie wieder ein gutes Verhältnis zueinander aufbauen können. Nach einem Jahr sind meine Mutter und ich wieder nach Deutschland gezogen und meine Brüder kamen kurz darauf nach. Endlich wieder vereint. Nur ohne meinen Vater, der blieb in der Türkei und lernte 2 Wochen nachdem meine Mutter ihn verließ schon seine neue zukünftige Frau kennen, mit der er 18 Jahre verheiratet war und nochmal 2 Kinder bekam.
Nun als meine Mutter und meine Geschwister und ich dann in Deutschland lebten, hatten wir ein Leben. Meine Brüder waren ein eingeschworenes Team und ich habe mich zum Einzelgänger entwickelt. In der Schule habe ich eine Freundin gefunden, die als wir dann auf die Weiterführende Schule(Realschule) kamen von heute auf morgen umgezogen ist. Ich konnte mich nie von ihr verabschieden. Wir hielten aber schon noch Kontakt, bis dieser dann total abflachte.
Durch den erneuten Verlust wurde ich sehr schlecht in der Schule und kam auf die Hauptschule. Dort kam ich in einen falschen Freundeskreis. Ich wurde schikaniert und manchmal bedroht bis mir dann von allen die "freundschaft" gekündigt wurde. Einen ganzen Sommer verbrachte ich ganz alleine für mich Zuhause und verkroch mich in Foren oder in die Musik. Es rettete mich.
Irgenwann traf ich dann nochmal zu einer Gruppe von Freunden mit den ich dann tatsächlich schöne Zeiten erleben durfte. Als der Abschluss war, hat sich das dann einfach auseinander gelebt. Endlich mal nichts auseinander gerissen!
Ich bin in eine weiter entfernte Stadt auf die Schule gegangen und habe da meinen Realschulabschluss und Fachabitur gemacht. Ich habe wieder viele Freunde gefunden. Ich habe einen Charakter, der extrem ist. Ich bin sehr nett, hilfsbewusst und bringe jeden zum lachen. Wenn mir aber jemand weh tut bin ich sehr emotional und kann damit nicht richtig umgehen. Also schreie ich und laufe weg.
Trotzdessen haben einige immer zu mir gestanden, was mir zeigte dass ich ein liebenswerter Mensch bin,
Als ich dann mit der Schule fertig war ging ich für ein halbes Jahr nach England. Ich war so froh, endlich von Zuhause ausgezogen zu sein. Denn meine Mutter fand einen neuen Mann mit dem ich nie zurecht kam. Er selbst, wie ich nun weiß, war stark Depressiv und hat seine Wutausbrüche oft an mir ausgelassen und mich geschlagen. Ich hatte niemanden mit dem ich darüber reden konnte. In der Schule hatte ich zwar Freundinnen aber solche negativen Themen waren dort Tabu. Dachte ich. In meiner Freizeit hatte ich wieder falsche Freunde. Diesmal waren es "Freunde" die täglich gekifft haben bis dann irgendwann sogar harte Drogen wie Pepp und Ectasy ins Spiel kamen. Ich habe mit gekifft, es aber nie gemocht. Ich bin immer verstummt und wurde dann von anderen " gmobbt" was sehr an meinem Selbstwertgefühl genagt hat. Aber dort war es für mich immer noch angenehmer, als Zuhause bei meinem Stiefvater, der auch immer da war, weil er von Zuhause aus gearbeitet hat. Also ein Teufelskreislauf, ich hatte kein Zuhause und mich dann in Alkohol und Drogen geflüchtet.
Als ich dann nun endlich dort ausbrach und nach England in eine tolle Au-Pair Familie kam, habe ich zu mir zurück gefunden und wusste wieder wo meine stärken und tollen Eigenschaftgen liegen. Ich habe anständige "Mädels" kennengelernt und mich mit einer leichtigkeit ein neues Leben aufgebaut und mein altes einfach Ignoriert.
Als ich wieder nach Deutschland kam fiel ich in ein unglaublich großes Depressives Loch. Wieder Zuhause bei meinem schlimmen Stiefvater und den falschen Freunden. Das war dann auch die Zeit, an dem die sogenannten Freunde harte Drogen nahmen. Einmal habe ich ectasy genommen und ein paar mal Pepp gezogen. Es ist wirklich schwer darüber zu schreiben. Ich bin ein anständiger Mensch und schäme mich deswegen sehr.
Ich habe eine Psyschose bekommen. Da fing der Alptraum meines Lebens dann erst richtig an. Ich bin dann irgendwann Umgezogen um eine Ausbildung anzufangen, was für mich in meiner Psychose unmöglich war zu schaffen, aber ich wollte mir diese Krankheit nicht eingestehen und somit waren es höllische 12 Monate für meine Familie und mich. Mein Realitätsbild war komplett verschoben und ich dachte nur ich weiß wie alles richtig ist und die anderen alle sind "falsch"
Dann habe ich meinen damaligen Partner kennengelernt und nur durch ihn, da ich unbedingt mit ihm zusammen sein wollte, bin ich in eine Klinik die mir dann bestätigt hat, dass ich eine Psychose habe und mich Medikamenten "geheilt". Ich hatte wirklich Glück im Unglück, denn lange hätte ich mit dieser Krankheit nicht mehr gelebt.
Mein Partner und ich haben dann ungefähr ein Jahr eine relativ harmonische Beziehung geführt, bis wir dann erkannt haben, dass wir nicht zusammen passen.
Ich hatte vor mich zu trennen, habe nur noch "gewartet" bis ich bereit war. Doch dann passierte ein erneuter Schlag.
Mein Vater und seine Frau hatten sich Scheiden lassen. Nach dem Trennungsjahr, als es dann soweit war, dass er erkannt hat, dass sie nicht mehr zusammen kommen werden, hat er sich dann von einer Brücke gestürzt und ist gestorben. Es war ein unglaublicher Schock für mich, da er in dem Trennungsjahr immer wieder Gespräche und hilfe bei mir gesucht hat und ich habe mir lange Vorwürfe gemacht, ich hätte nicht genug gegeben oder alles getan um ihn zu "retten". Die darauffolgenden Monate waren sehr schwer für mich. Ich hatte keine Kraft mehr mich von meinem Partner zu trennen, zumal wir schon zusammen gelebt haben. Dennoch war er der falsche Mensch an meiner Seite in so einer Tramatisierenden Zeit. Er setzte mich ständig unter Druck, da ich ja schon lange genug getrauert hätte und es jetzt gut ist.
Ich habe meine Ausbildung abgebrochen und bin kaum noch aus dem Bett gekommen. Statt mir beistand zu geben verfluchte mich mein Partner nur und Ignorierte mich irgendwann ganz. Das hat es mir nicht gerade einfach gemacht, aus dem Loch zu kommen.
Meine Brüder hatten genug mit sich und ihrer trauer zutun und meine Mutter und Stiefvater wollte ich nicht sehen.
Es war März 2015. Ich war am absoluten Tiefpunkt in meinem Leben.
Ich hatte einen heftigen Streit mit meinem Partner und bin dann zu meinem Bruder in die Wohnung geflüchtet. Er und seine Partnerin waren über das Wochenende nicht Zuhause und haben mir den Schlüssel gegeben.
Dort habe ich so gelitten, ich dachte ich schaffe das alles nicht mehr. Ich habe mich alleine und meinen Emotionen ausgeliefert gefühlt. Und genau in diesen verzweifeltem hilflosen Zustand habe ich die Nummer einer Therapeutin gewählt. Der Anrufbeantworter ging dran. Ich sagte nur " Ich habe viele Probleme die ich nicht mehr alleine schaffe zu lösen und brauche hilfe"
Sie rief mich 2 Stunden später zurück und vereinbarte einen Termin mit mir. Ich ging hin. Seit dem Tag veränderte sich mein Leben zum positiven! Denn ich WOLLTE es ändern!
Ich bin nun ein Jahr in Therapie. In der Zeit habe ich es geschafft den Tot meines Vaters zu verarbeiten und mich von meinem Partner getrennt, ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen und einen Weg gefunden mit meinem Leben gut umzugehen. Ich habe zu mir selbst gefunden und kann gut alleine sein. Sie hat mir gezeigt, wie man sich Ziele setzt und die schönheiten des Lebens zu schätzen weiß.
Mittlerweile wohne ich alleine in einer schönen gemütlichen hellen Wohnung mit Ausblick in die Natur. Ich habe Hobbies und eine berufliche Perspektive. Ich werde eine neue Ausbildung machen.
Ich habe mein Leben alleine im Griff und freue mich jeden Tag auf's neue Aufzustehen. Ich lebe!
Ich möchte damit zeigen, dass es sich lohnt zu kämpfen, auch wenn man denkt es klappt sowieso nicht und man kommt da nie raus. An meinem Tiefpunkt dachte ich, ich werde Obdachlos werden und nie mehr glücklich. Davon war ich überzeugt!