Hallo,
ich bin zwar männlich, aber erhoffe mir hier mehr Hilfe durch die Sichtweise des anderen Geschlechts. ;)
Ich bin 31 und nun seit über 8 Jahren in einer Beziehung (sie ist 29). Es begann als Fernbeziehung, woraus nach ca. 6 Monaten durch einen Umzug von ihr in die Nähe für 3 Jahre eine Wochenendbeziehung wurde, bevor wir dann vor ca. 4 1/2 Jahren in der gleichen Stadt und auch Wohnung landeten.
Unsere Beziehung würde ich durchweg als sehr harmonisch bezeichnen. Wir sind ein sehr gutes Team, haben selten Grund zum Streiten und wenn wir streiten, legen wir meist eine sehr gute Streitkultur an den Tag.
Ich vermute allerdings mittlerweile, dass (für mich) vor ca. 1 1/2 Jahren eventuell der Wendepunkt dieses Glücks kam. Meine Freundin steckt seit 2 Jahren in ihrer 2ten Ausbildung (zur Krankenpflegerin) und hatte vor 1 1/2 Jahren einen heftigen Migräneanfall, der sich auch psychisch bei ihr niederschlug, sie ist seitdem auch in psychologischer Behandlung, offiziell wohl wegen einer "depressiven Episode". Sie hat sich wohl über die Jahre zu viel aufgebürdet, sie ist sehr ehrgeizig und perfektionistisch veranlagt und möchte gerade im Job immer 100% geben. Seitdem hatte sie anfangs oft Probleme, alleine zu bleiben, das ging sogar so weit, dass ich sogar einmal selbst nicht zur Arbeit gegangen bin, um bei ihr zu bleiben (habe sie dann zum Frühstück und in den Zoo eingeladen, um sie auf andere Gedanken zu bringen). Das war aber nur dieses eine Mal so extrem, von daher alles halb so schlimm, kann ja mal passieren.
Allerdings habe ich vor allem seit diesem Zeitpunkt das Gefühl, dass sie sich verändert hat. Sie ist generell verhältnismäßig ängstlich und auch negativer geworden (was meiner Meinung nach durch das vorgelebte Verhalten ihrer Mutter noch befeuert wird, die auch SEHR ängstlich ist und vieles überkritisch sieht und immer erst die negativen Seiten von Dingen betont), was sich letzten Endes auf mich, mein eigenes Verhalten und Denken niederschlägt.
Ein Beispiel ist unser letzter Urlaub, auf den wir uns Monate gefreut haben. Als wir dann aber dort waren, hat sie sich auch sehr auf das Negative konzentriert, was mir die Freude an dem Urlaub zumindest in diesen Momenten echt ein gutes Stück weit verdorben hat. So sehr, dass ich mich auf den nächsten, bereits geplanten Urlaub kaum richtig freuen kann...
Darüber hinaus war es schon immer so, dass ich sie eher auf Händen getragen habe und sie hingegen eher etwas egoistisch bzw. egozentrisch war, was auch gerade in den ersten Jahren öfter ein Kritikpunkt von mir an ihr war und sich seitdem auch definitiv gebessert hat (trotzdem hat sie meiner Meinung nach immer noch den Hang dazu, zu gucken, dass es zuerst ihr gut geht).
Außerdem ist es quasi seit 1 1/2 Jahren nun so, dass sie eigentlich jeden Abend neben mir auf der Couch sitzt und irgendwas googlet und irgendwelche Foren durchstöbert - meist in Bezug auf ihre Ängste. Das soll sie laut ihrer Psychologin allerdings nicht machen und sie versucht es auch immer ein wenig so zu gestalten, dass ich gar nicht erkennen kann, was sie da genau liest. Meist will ich es aber auch gar nicht (mehr) wissen.
Eigentlich war mir das lange alles egal, ich dachte, das geht schon mit der Zeit weg und ich war mir immer sicher, dass sie die Frau ist, die ich heiraten möchte und mit der ich mir vorstellen kann, eine Familie zu haben. Aber mittlerweile habe ich irgendwie Angst, dass ihre Veränderungen mich darin einschränken, wie ich gerne sein möchte. Als wir uns kennenlernten, waren wir beide eher unbeschwert, fröhlich, positiv gestimmt etc. Nun hat sich das bei ihr wie geschildert ziemlich verändert. Wie gesagt, sie ist ängstlicher und negativer geworden, ich habe das Gefühl mich sehr oft um sie sorgen zu müssen, was mir früher nichts ausmachte und mich heute irgendwie belastet. Zudem kann ich sie auch kaum damit konfrontieren. Normalerweise können wir eigentlich über alles reden, aber wenn ich ihr verändertes Verhalten kritisiere, fängt sie an zu weinen und wirft mir vor, dass das ja nicht gut für ihr Selbstbewusstsein wäre...
Das Verrückte ist, dass ich eigentlich noch Anfang des Jahres nach Trauringen gesucht habe. Gleichzeitig habe ich aber wohl angefangen, ihre Schwächen sehr kritisch zu sehen. Dinge, über die ich vorher hinwegsehen konnte, nerven mich kolossal. Ich bin genervt, wenn es ihr wieder schlecht geht, aber versuche trotzdem für sie da zu sein und mir nichts anmerken zu lassen.
Kurzum: Ich fühle mich mittlerweile ein wenig wie in einem Käfig und zweifle daran, ob sie noch die Richtige für mich ist. Noch, da ich vor diesen Veränderungen eigentlich niemals daran gezweifelt habe. Ich frage mich seit einiger Zeit, ob ich sie wirklich noch so liebe, wie es in einer Beziehung sein muss, oder ob wir "nur" noch beste Freunde sind (was wir neben Partnern in unserer Beziehung auch immer waren) und wir aus Gewohnheit zusammen sind. Zudem habe ich das Gefühl, dass sie mehr von mir erwartet, mich ihren Wünschen gemäß zu verhalten, während sie selbst bei Kleinigkeiten, die mich stören was ich dann auch äußere, etwas ungehalten wird (zum Beispiel bitte ich sie seit Monaten schon, die Garderobe nicht so sehr zu überladen, dass ich kaum mehr an meine 2-3 Jacken komme bzw. ständig Jacken auf dem Boden liegen, da sie meint immer ca. 10 Jacken griffbereit haben zu müssen, anstatt mal welche in den Schrank zu räumen; der Kühlschrank ist überladen mit Fotos und Zetteln von ihr, sodass die Sachen ständig runterfallen, wenn man die Tür berührt etc. - es sind totale Lapalien, aber entweder reagiert sie gar nicht darauf und lenkt ab oder ich lasse mich nicht abwimmeln und sie mault mich mit einem genervten "JAHA!!!!" an und ändert trotzdem nichts). Es ist für mich einfach ein Ungleichgewicht, sie ist da recht dominant.
Ich habe bisher noch nicht mit ihr gesprochen. Aus Angst sie zu verletzen. Aus Angst ein Fass aufzumachen, welches letztendlich zum Verlust meiner wahren Liebe führen könnte. Was aber andererseits auch der richtige Weg für mich sein könnte, auch wenn ich das jetzt noch nicht sehe.
Außerdem wüsste ich auch gar nicht, wie ich ihr das beibringen soll, da es für sie aus heiterem Himmel käme und sie scheinbar 0,0% daran zweifelt, dass ich der Richtige für sie bin, zumal ich auch trotz allem immer sehr fürsorglich für sie bin etc. (aber ich habe das Gefühl, dass das mehr und mehr zu meinen Kosten passiert).
Und wenn ich so Geschichten wie mit der Garderobe oder dem Kühlschrank niederschreibe, komme ich mir schon selbst lächerlich vor, aber es steht für mich irgendwie nur symbolisch für die Probleme, die ich mittlerweile mit unserer Beziehung habe.
Wie gesagt, ich muss mit ihr darüber reden. Aber ich weiß absolut nicht, wie ich es anstellen soll. Einerseits habe ich die Befürchtung, dass sie die Kritik abwehrt, nicht wirklich Ernst nimmt oder mir vorwirft zu übertreiben. Andererseits habe ich irgendwie Angst davor, dass ich ihr gar keine richtige Chance mehr geben kann, sich zu ändern. In Bezug auf die Lappalien hat sie es ja auch schon seit längerem nicht gemacht...
Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen oder Tipps, die er/sie mit mir teilen möchte?