Hallo zusammen,
zunächst einmal: Ich möchte mich nicht persönlich vorstellen, da es weniger um meine Person geht, sondern mehr um eine Freundin die nicht nur als Bekannte zu mir steht. Ich hoffe sehr, dass auch ich als Mann eine Frage hier stellen darf. Auch wenn es ein eher weibliches Forum ist?!
Ich möchte eine kleine Geschichte erzählen und Euch um fachlichen Rat bitten. Deswegen gleich vorweg; Antworten in die Richtung: Man ist die bescheu, oder Herr Gott, so schwer kann das doch gar nicht sein bitte ich unbedingt zu unterlassen. Lest erstmal den Text bis zum Ende bitte! Nicht das ich die Art Antworten kennen würde, sie helfen leider niemandem, da man immer davon ausgehen muss: Ich reagiere nicht wie andere Menschen und bin nicht das Maß aller Dinge. Daher nochmals die Bitte einer fachlich versierten Antwort.
Meine liebe Freundin (bald 34 Jahre) ist seit 16 Jahren mit einem ziemlich gleichaltrigen Mann verheiratet. Sie stammt ursprünglich aus Kasachstan hat aber aus dem Elternhaus auch deutsche Wurzeln. Mit 16 Jahren kam sie nach Deutschland und ist demnach mit 18 Jahren in die Ehe gegangen. Ihrer eigenen Aussage zufolge war ihr Mann schon immer Wild. Mit Wild dürfte extrem Cholerisch, oder Jähzornig gemeint sein. Denn er schreckte nie dafür zurück seiner Frau mal eine zu knallen. Soll heißen: Er schlägt auch ab und zu mal zu, wenn er sich nicht mehr anders zu behelfen weiß. Das gipfelte bereits vor einigen Jahren in einer Verurteilung zu 20.000 Mark Schmerzensgeld. Er hatte (warum auch immer) einen anderen Mann so brutal geschlagen, das gesundheitliche Folgen mit sich trugen (Vorbestrafung ist bereits erloschen. Was die Tat nicht ungeschehen macht). Es wurde über die letzten Jahre nach Ihrer Aussage auch immer mehr. Gipfelte teilweise darin, dass er sie im gemeinsam erbauten Haus die Treppen herunterwerfen wollte, sie nach einem Fahrradunfall (für den sie gar nichts konnte) mit dem gemeinsamen Sohn, mit dem Kopf gegen eine Betonwand geworfen hat. Letztlich geht es dieser Frau seelisch wie körperlich immer schlechter. Im letzten Jahr brach sie auf unserer Arbeit zusammen und schlug mit dem Kopf gegen eine Türklinke. Im Krankenhaus angekommen machte ihr dann der Mann heftige Vorwürfe. Der Ungerechtigkeiten nicht genug, platzt dieser Mann regelmäßig vor Eifersucht. Er fährt auf die Arbeit um sie zur Rede zu stellen mit wem sie ein Verhältnis hat. Ist sie bei mir (Eurer Fantasie selbst überlassen was wir tun oder bereden), was er nicht weiß aber sehr wohl ahnt, dann ruft er sie pro Stunde auch gerne 10-15 Mal an. Schreibt SMS und fragt wo sie ist, was sie macht, wieso hier und nicht da Bis vor kurzem übernahm diese Aufgabe auch gern mal wahlweise die Schwiegermutter, die zu allem Überfluss auch noch im Nachbarhaus wohnt.
Ende dieser Woche fuhr er wieder mal auf unsere Arbeit um zu kontrollieren wo sie denn nun eigentlich sei. Er bestimmt neben wem sie in der Arbeit sitzen soll, wo sie nach der Arbeit hin soll etc Einfach das volle Programm. Ich könnte diese Geschichten nun ins unendliche führen. Sie werden nicht weniger traurig.
Nun zu dem Problem. Eigentlich will sie nicht mehr bei ihm sein. Das sich zwischen ihr und mir etwas entwickelt hat das weit über eine Freundschaft zwischen Kollegen hinausgeht sei mal dazugesagt. Was allerdings nicht von Beginn an so war. Ihr Problem ist: Sie kommt nicht weg von ihm. Weder ihre Familie, noch Freunde die sie nicht besitzt (da er es unterbindet) stehen hinter ihr. Ihre eigene Familie hält an der These fest, man müsse dem Mann doch der Familie Willen verzeihen da er sich immer wieder bei ihr entschuldigt.
Wann immer sie bei mir ist kann man sehen wie sie innerlich immer stärker wird. Meist geht sie dann nach Hause und zieht mit ihren beiden Kindern 15 und 12 aus. Sie geht zu ihren Eltern. Dumm nur, dass diese ihr in den Rücken fallen und ihren Mann hinterrücks dann z.B. auf eine Geburtstagsfeier der Mutter einladen, obwohl sie gesagt hatte, auf dieser allein zu erscheinen.
Im letzten Monat haben wir bereits einen Anwalt zur Scheidung hinzugezogen. Ich habe Kontakt zum Frauenhaus aufgenommen, was der Dame wohl etwas komisch vorkam da ich als Mann einer Frau einen Platz organisieren wollte.
Leider bringt, dass alles nichts. Bereits der zweite Auszug aus dem Haus ist gescheitert. Immer wieder geht der Mann bühnenreif unter Tränen auf die Knie und bettelt wie bei Romeo und Julia seine Holde um Vergebung an. Nun ja, Romeo tat das bekanntlich so nicht. Es soll nur seine Bühnenreife zum Ausdruck bringen. Ich bin nichts ohne Dich ich liebe Dich so ich werde mich ändern. All das Bla bla (Entschuldigt meine Ausdrucksweise) das ich bereits kenne kommt wie von einem Skript gelesen hervor. Eltern und Schwiegereltern arbeiten auf sie ein, bis sie nachgibt und ihm NOCH EINE Chance gibt. Es dürfte bereits die 100erste sein. Man kann sehr deutlich erkennen, wann immer er durch sie klein wird, kommt er angekrochen wie ein flehender und unterwürfiger Hund sobald sie nachgegeben hat, wird er zum großen Wolf und sie zum kleinen Schaaf. Das klassische Ich bin Groß, Du bist Klein Phänomen in Wechselwirkung. Seine gespaltene Persönlichkeit zeigt sich auch in seinem Vorhaben Waffen im Haus zum Schutz seiner Familie anschaffen zu wollen. Erst kürzlich hat er seine Waffensachkundeprüfung abgelegt. Nun möchte er Waffen im Tresor zu Hause anlegen. Und um das alles noch etwas zu verschärfen plant er nun auch einen Schein für Großkalibrige Waffen abzulegen. Das alles geht noch heftiger es liegt bereits eine Schreckschusswaffe offen für alle Familienmitglieder neben dem Ehebett am Nachttisch. Obwohl sie ihn mehrfach aufgefordert hat diese Waffe zu entfernen, spielt er es mit den Sätzen herunter es ist zum Schutz der Familie.
Über die Gefahr solcher Waffen brauchen wir nicht diskutieren, ich selbst kenne Waffen und ihre Auswirkungen. Und ja die Kinder könnten tatsächlich an diese Waffe gelangen und damit spielen.
Gott sei Dank sind der Sohn und die Tochter sehr vernünftige Kinder die zugleich auch hinter ihrer Mutter stehen, wenn es dann in eine Scheidung und einem Auszug geht!
Nun zu meiner Frage: Mir fehlt der letzte entscheidende Satz, der letzte Tritt den sie befeuern könnte endlich und endgültig zu handeln um sich von ihm zu lösen. Was muss passieren, damit ihr im Geiste aufgeht, dass es bereits zu Ende war als sie geheiratet haben? Sie weis es, aber sie handelt nicht entschieden und endgültig genug. Und das bestärkt ihn natürlich ungewollt. Sie sagt, sie kann nicht so hart sein wie ich es bin. Sie hat dann immer Angst Sie würde den Fehler begehen. Sie wäre dann an allem schuld.
Daher nochmals als Anmerkung: Ich bin mit den rechtlichen Dingen durchaus betraut. Sowohl die Scheidung, als auch die Waffengengeschichte, die Gewaltauswirkungen etc. Da brauche ich keine Hilfe. Ich bin zwar kein Anwalt, aber ich habe bereits eine nicht ganz geringe Zahl Frauen durch die Scheidung begleitet. Es geht mir darum an ihren Geist heranzukommen. Denn leider kennt sie dieses Leben, dieses freiheitliche Leben als starke Frau, was Ihr/Wir kennen in Europa nicht. Durch die Isolierung, durch die totale Kontrolle ihres Mannes fehlt ihr natürlich auch der innere Antrieb eines konsequenten Handelns. Daher die Frage. Wo ist der Punkt an dem es klick macht? Eine Idee?
Danke Euch schon mal im Voraus.