Was mir geholfen hat
Hallo liebe Threadschreiberin,
ich kann Dich sehr gut verstehen - unser zweites Kind ist im Oktober 2015 im 6. Monat still geboren worden. Natürlich hatte ich es im Kollegenkreis schon erzählt, und natürlich hatte ich nach Beendigung der 12. Woche auch nicht wirklich damit gerechnet, dass irgendetwas schiefgehen könnte. Eines morgens hatte ich plötzlich Wassereinlagerungen überall, bin zum Arzt, habe mir nichts wirklich böses dabei gedacht....unsere Maus war schon gestorben, Plazentainsuffizienz. Ich habe sie nach Einleitung der Geburt still zur Welt gebracht.
Was Dich jetzt beschäftigt ist der Umgang mit Trauer mit den Kollegen. Ich bin bereits nach einer Woche wieder ins Büro gegangen und für mich war das letztendlich auch der beste Weg, ich wäre zu Hause wahnsinnig geworden und liebe meinen Job, mir hat die Ablenkung geholfen. Bei mir waren die Reaktionen sehr sehr unterschiedlich. Mein Chef kam direkt zu mir, nahm mich in den Arm und ich konnte merken, dass es ihm echt nahe geht. Mehrere Kollegen kamen in einer ruhigen Minute in mein Büro und sprachen mir ihr Beileid aus. Dann gab und gibt es aber auch diejenigen, die mich zwar anschauen (fast neugierig schon) und nichts sagen, obwohl sie es wissen. Und dann gibt es die, die es wirklich nicht wissen und um Weihnachten rum gefragt haben, warum ich denn auf der Weihnachtsfeier Wein trinke und von meiner Antwort überfahren worden sind.
Ich kann Dir nur eins sagen: es ist Deine bzw. Eure ganz persönliche Tragödie, nicht die der Kollegen. Und der Tod, insbesondere der Tod eines Kindes in der SSW, ist ein Thema, über das niemand gerne spricht. Und dann ist da bestimmt auch die Angst, etwas falsches zu sagen und Dich zu verletzen, die manche davon abhält etwas zu sagen. Ich bin da sehr großzügig meinen Mitmenschen gegenüber und auch nachsichtig. Man darf bei diesem Thema glaube ich einfach nicht zu hohe Erwartungen an seine Mitmenschen haben. Mich haben Familie und Freunde teilweise wirklich überrascht, positiv wie negativ. Ich habe versucht, aus dieser riesengroßen Sch..... das schöne für mich herauszuziehen: ich habe den besten Mann der Welt geheiratet, der das mit mir durchgestanden hat und es immer noch tut, ich habe das Wunder, einen gesunden Sohn zu haben umsomehr schätzen gelernt und bin dankbar, dass es ihn gibt, ich habe das Wunder des Lebens begriffen, ich bin so glücklich, dass ich ganz viele wunderbare Menschen habe die mir gezeigt haben, dass sie mich lieben, meine Maus im Himmel ist mein ganz persönlicher Schutzengel UND das Wichtigste: ich habe einfach die Hoffnung, dass wir noch ein weiteres Kind bekommen werden. Irgendwann, wenn wir bereit dazu sind.
Zu Deiner Schwiegermutter: ich hatte das gleiche Erlebnis der dritten Art mit meiner eigenen Mutter. Kein Wort mehr über unser Kind, keine Nachfrage, wie es mir geht, das Leben geht einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Letzte Woche bin ich dann hochgegangen wie eine Bombe. Meine beste Freundin hatte mir erzählt, dass sie schwanger ist - und obwohl ich mich wie Jeck gefreut habe bin ich unfassbar traurig gewesen, da es bei uns noch nicht wieder geklappt hat. Ich erzählte meiner Mutter von der SSW meiner Freundin und es kam nichts in meine Richtung....da habe ich sie dann mal gefragt warum sie mich nicht mal fragt wie es mir geht, warum sie unsere Maus totschweigt, warum sie noch nie an ihrem Grab war, warum sie so tut, als sein nichts passiert. Sie war total geschockt und sagte auch nur dass sie nicht wüsste, wie sie damit umgehen sollte und da ich nach außen so stark wirken würde hätte sie halt nichts gesagt. Wir waren gestern das erste Mal zusammen am Grab und sie war echt lieb - manchmal muss man sich das vielleicht auch einfordern.
Puh, das war viel, vielleicht kannst Du für Dich ja was mitnehmen. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für Deinen Wiedereinstieg und dass die Kollegen Dich so lieb aufnehmen, wie Du es brauchst. Die Situation ist für alle alles andere als alltäglich.
Wenn Du reden möchtest meld Dich einfach.
Liebe Grüße