jaylee_12577898Schön wäre es!
Ich kenne persönlich mehr als 30 andere, die die Diagnose "Borderline" von hochqualifizierten und studierten Menschlein mit staatlich anerkanntem Heiligenschein (pardon: mit Approbation) in tollen Tests und Diagnoseverfahren gestellt bekommen haben und so 20 weitere, mit denen ich regelmäßig per Internet Kontakt habe. Von denen erfüllen gerade mal FÜNF die DSM / ICD Kriterien, über die man sich auch noch streiten kann. Der Rest hat "nur" SVV ohne die "Persönlichkeitsmerkmale". Natürlich gibt es weitere Diagnosekriterien als SVV und SVV ist nicht bei allen Borderlinern zu finden. Deswegen steht ja in meinem Beitrag auch "Und Selbstverletzung ist nicht der einzige Punkt, der Menschen in den Topf "Borderline" wirft." - oder nicht?
Die Diagnose Borderline ist aber bei allen ca. 50 Leuten hochoffiziell gestellt - und zwei bei 45 von 50 (!!!) IM WIDERSPRUCH zu DSM & Co.
"In der Theorie ist die Praxis ganz einfach", ich habe auch mal studiert.
Was an sich nicht so schlimm wäre, wenn diejenigen sich nicht mit solchen Vorurteilen, solchem Unfug konfrontiert sehen, wie auch hier im Forum reichlich zu lesen ist.
Vor allem aber, wenn sie nicht auf Borderline behandelt würden. Du studierst Psychologie? Na dann recherchiere doch mal die DBT und deren Erfolgsquote! Und gleich danach mal die Erfolgsquote von psych. Therapien allgemein. Schau doch mal, was die erreichen, die das "so genau wissen" wie Du und das studiert haben wie Du!
Meine persönliche Statistik: von allen 50 hat jeder mehr als 2 Therapien, die meisten mehr als 3 hinter sich. Das Ergebnis? EINE Person, der geholfen wurde, im zweiten Versuch. Der Rest? 1/5 kurzfristige Verbesserung, die mit Glück ZWEI BIS DREI MONATE anhielt oder keine Änderung bzw. bei gut einem Drittel VERSCHLIMMERUNG.
Warum das ganze? Weil die Psychologie / Psychotherapie / Psychiatrie machtlos ist? Weil man nichts ändern kann? Oh nein, nicht die Bohne. Die Psychotherapie kann im Grunde alles erreichen. Sie gibt die Macht, die eigenen Gefühle, theoretisch vollständig ändern zu können. Ruhe, Zufriedenheit, Lächeln zu finden. Nahestehende Menschen nicht (mehr) zu verletzen. Inneren Frieden genießen.
Aber nach allen Erfahrungen, die ich in den letzten 20 Jahren selbst damit gemacht habe und so ziemlich alle anderen, mit denen ich mich je darüber ausgetauscht habe, erst dann, wenn man sich nicht mehr von Menschen, die das studiert haben, aber null Plan davon haben, wie es "von innen" aussieht, erklären läßt, wann man wie und warum fühlt und was die Lehrbücher so glauben, dass es helfen würde.
Du studierst Psychologie? Im wievielten Semester bist Du denn, dass Du das "So genau weißt" und viel genauer als ich, die ich mich seit 20 Jahren mit dem Thema beschäftige? Meinst Du ernstlich, ich habe es 20 Jahre lang geschafft, nicht auf Diagnoseverfahren und Diagnosekriterien zu treffen?!?
Wenn Du schon als Student "Das so genau weißt", dann hast du die besten Chancen, einer von den Psychologen (soweit ich das sehe machst Du kein medizinisches Studium, da darfst Du ja zumindest mal keine Medikamente verschreiben, was mich in diesem Falle ehrlich gesagt beruhigt) zu werden, die so fürchterlich von ihrer Weisheit überzeugt sind, dass sie irgendwie vergessen, sich auf die Realität einzustellen.
Sorry für meine Direktheit, aber da kommt mir echt die Galle hoch. Diese Menschen, die das "so genau wissen", weil sie "das studiert haben", haben mehr Leid in mein Leben gebracht, als es jede Krankheit je könnte. Nein ich urteile nicht auf Grund von Einzelfällen.
Da ist das nicht so an sich stehen lassen möchte:
An alle Grenzgänger, die vor dieser Entscheidung stehen:
Eine Therapie, stationär, teilstationär oder ambulant sollte man zumindest versuchen und mehr als einmal. Sie hat Vorteile für Euch, ohne die es manchmal nicht geht. Ihr seid in einer geschützten und sicheren Umgebung, wo Euch für diese Zeit viel Druck genommen wird, was Euch die Möglichkeit gibt, erst mal wieder alles auszurichten. Es besteht die Chance, sich zumindest einiges basis-psychologische Wissen und einige Techniken dabei anzueignen, die Euch später deutlich helfen können und werden.
Aber verliert nicht den Mut, wenn es nicht den ersehnten Erfolg bringt, das heißt nichts! Es liegt nicht an Euch, wenn es nicht / nicht dauerhaft besser wird damit, es liegt nicht an Euch, wenn es sich verschlimmert. Es liegt schon gar nicht daran, dass man für Euch nichts ändern kann!!!
Schaut nie tatenlos zu, wenn eine Therapie eine Verschlimmerung bewirkt (ausgenommen die ersten zwei oder drei Sitzungen, da liegt eine Verschlimmerung manchmal in der Natur der Sache).
Vor allem aber laßt Euch niemals sagen, dass irgendwer etwas "genau weiß" weil es einem Menschen, der das nie selbst gefühlt hat, von anderen, die es nie selbst gefühlt haben und die Bücher und Richtlinien und Normen für den Quell des ewigen Wissens halten so "erklärt" wurde.
Nehmt Rat an, versucht es, spielt durch, was Euch empfohlen wird und prüft es und setzt es um, wenn es Sinn ergibt, aber laßt Euch NIEMALS das eigene letzte Wort in dieser Sache nehmen.