Liebe Maedels,
Auch ich versuche mal sowas wie eine Warnung zu formulieren, ihr müsst es natürlich nicht lesen.
Eigentlich hab ich meine Essstörung sehr gemocht, 13 Jahre Trag ich sie täglich mit mir rum und habe mein Leben sozial wie beruflich und natürlich gesundheitlich ganz schön geschädigt. Aber das war mir egal. Sie ist mein Lebensinhalt. Essen, nicht essen, vorallem brechen, Sport, aber auch so viel anderes wie lügen und manipulieren, tolle Aktivitäten wie Esspläne erstellen und was weiß ich.
Mein erster Klinikaufenthalt mit 14. 9 Monate, nichts verändert außer 5 Kilo mehr, dafür viele neue Weisheiten über die Welt der Essstörung. Kurze Zeit später gings in die nächste kjp für 10 Monate. Mit Biegen und brechen nahm ich die geforderten 12 Kilo zu, mehr für Mama und Papa und die Sehnsucht nach zuhause und meiner Schule. Die Monate danach wurden super, ich war 16, genoss das Leben in voll Zügen, zu sehr, binge eating das Resultat mit 40kilo+. Klar das Frau ana nicht lang wartete und ich mich mit der minimalsten Diät mit dem größtmöglichen Sport quälte. Doch hier kam die Bulimie hinzu. Sehr sehr, dann immer häufiger. Hach, irgendwie ja schon praktisch nicht auf alle Leckereien verzichten zu müssen. Mit dieser Variante gings dann ganz schnell bergab und meine Eltern stellten mich vor dir Wahl, Krankenhaus oder du packst es und machst dein abi. Ich wählte zweiteres, im binge Eating Style und konnte mein Abitur so im Walross Look entgegen nehmen, hatte was...
Naja danach gabs work and travel was mehr oder weniger unbeschadet blieb und danach begann die Uni, das Leben in der eigenen Wohnung - mit mir meine neue Mitbewohnerin. Erst war mia relativ Stil, aber sie wurde ganz schön wild und half mir bombastisch mit Disziplin, Sport, aber auch Party und Spaß meine Figur zum Traumziel zu bringen. Ich war ihr sehr dankbar und als ich mich dann räumlich von ihr trennen wollte flippte sie quasi aus. Was folgte waren 2 urlaubssemester und 2 Aufenthalte in fachkliniken. Nutzen beide nichts. Die Uni musste ich abbrechen, stand mitten im Semester, hab also erstmal Geld verdient und meine freie Zeit mit mia verbracht. Sie war quasi immer da. Unsere gemeinsame Zeit wurde ganz schön exzessiv wodurch ich auch immer mehr an Kilos abnahm. Nachdem ich dann zum nächsten Semester an eine neue Uni ging und mich auch mia begleitete dauerte es hier nicht lange bis ich garnicht mehr klarkam und dort in eine fachklinik ging. Uni wieder abgebrochen, Klinik rausgeflogen wegen fehlender Kooperation, dafür gings auf die Intensiv und von da aus dann in die geschlossene meiner Heimatstadt für einige Monate und das ab jetzt im regelmäßigen turni. Kaum entlassen wurde alles wieder runtergeg* , kein Arzt wollte mir mehr helfen, keine fachklinik mich mehr nehmen. In 2 habe ich es 2013 und 2014 nochmal probiert, Ergebnis rausgeflogen...
Ende 2014 dann das schlimmste Ereignis, mein Vater erlag seinem 4. krebsleiden. Er fehlt mir unglaublich. Meine Stimmung wurde natürlich nicht besser, es kam zum großen Streit mit meiner Mutter, kontaktabbruch, ich zog in ein Frauenhaus und hier konnte ich meine Essstörung ausleben wie Gott in Frankreich. Arbeitsunfähig geschrieben, Geld vom Staat müsste reichen, egal außer essen wollte ich ja nichts. Tag für Tag lief das gleich, wie oft wurde ich mit dem rtw abgeholt aufgepäppelt und könnte dann wieder gehen. Klar ging es mir körperlich Grittibänz, die schwache, das Herz , der Kreislauf...Einkäufe nach Hause schleppen, Treppen laufen, sportprogramm alles musste sein.
Bis zum 1. August 15. es war Mega heiß aber ich musste doch Fürs Wochenende einkaufen. So ging ich in den Penny und alles was ich dann weiß dass ich 4 Tage später in der Neurologie aufgewacht mein Bruder sitzend vor mir und überglücklich mich anlächeln zu können. Ich sei ihm Pennys ohnmächtig geworden, mit dem Kopf aufgeschlagen und die Blutgefäße im Kopf geplatzt. Ich könnte mich an nichts mehr erinnern. Aber der Wille kam, der Wille es endlich zu ändern und an zu gehen. Nach der Behandlung nahm mich sogar meiner Mutter wieder nach Hause damit sie etwas Kontrolle über mich hat. Eine Zeit lang ging es gut ich nahm zehn Kilo zu bis 40, ass regelmäßig hatte Spaß und Beschäftigung und dann kam alles wieder. Der Trott, die Sucht nach essen, nach Betäubung, der Hunger und der Verlockung die Waage doch wieder weiter runter gehen zu sehen. Mit der Zeit wurden die lügen immer mehr, dreister, schamloser, man selbst wieder abgekapseltster, der Körper immer schwächer. Die letzten Tage konnte ich keine Treppen mehr gehen, selbst stehen war anstrengend. Aber kann ich alles auffliegen lassen, all die lügen? Der beschiss beim wöchentlichen wiegen, die Ausgaben, die ausgedachten Unternehmungen usw. Ich traute mich nicht, wollte Mama nicht wieder verlieren, aber ich wollte Hilfe.
Vor zwei Wochen war es dann so weit ich beichtete es Mama und sie fuhr mich einfach nur noch ins Krankenhaus. Ich kam auf die intensiv mit 27kg und bei 9, schreibe sowas hier eigentlich nicht aber Mädels falls es ähnlich bei euch ist, macht etwas. Meine Werte und Herz waren zu schlecht, die Nieren, wenn ich Glück habe komm ich an der Dialyse vorbei. Ich habe jetzt nach zehn Tagen Infusionen auf 34 zugenommen was mich ehrlich gesagt natürlich anknabbert aber ich versuche nicht viel dran zu denken, denn es waren ja nur Infusionen.
Ma und ich sind in kontaktpause, Montag komm ich in die psychichiatrie, ich hoffe ich behalte Willen und Motivation.
Falls sich das einer durchgelesen hat danke, wir könnten so ein tolles Leben haben!!!