eva_11868365Hallo Account,
diese Einrichtungen legen die Verantwortung für deine Genesung in deine Hände.
In "meiner" Einrichtung haben neue Bewohner_innen erstmal 1e Woche in einem deutlich klinischem Setting gegessen, wo ihre Lebensmittel verwahrt waren und sie in andere Räumlichkeiten gehen mussten, zu etwas anderen Zeiten und dort unter Aufsicht der Therapeutin ihre Mahlzeiten Portioniert und eingenommen haben. Wenn du dich in dieser Woche gut anstellst (Esstempo, aufessen, usw.), dann darfst du in deinem "Haus" essen mit deinen Mitbewohnerinnen und dem Dienst. Dort guckt dir allerdings keiner auf den Teller, ob du alles hast. Du kannst also schummeln was das Zeug hält. Gewogen wird 1x die Woche (Wiegerhythmus wird erhöht, wenn du stabiles NG hast und verlässlich isst). Am Wiegetag folgt danach die Gesprächsrunde mit der Esstherapeutin, dann wird die Zu/Abnahme/Gehalten besprochen. Wenn du also wg. nicht einhalten abgenomnen hast, dann wirst du zunächst gefragt, ob du alles gegessen hast. Wenn du bejahst, obwohl du nicht alles gegessen hast, wird eine Planerhöhung gemacht. Oder du gibst dann, oder schon vorher zu, dass du entweder noch das strengere Setting brauchst, oder andere Unterstützung (bspw. "Vorportionieren") um deinen Plan einhalten zu können.
Wenn du ins Untergewicht rutscht darfst du keine Fußwege mehr gehen. Es wird für dich eingekauft und du musst zu deiner Beschäftigung gefahren werden.
Wenn du unter die Anorexiegrenze rutscht, dann wirst du krank geschrieben, hast Dauerbetreuung und wenn du innerhalb von 4 Wochen nicht zugenommen hast, oder sogar abnimmst, wird ein Klinikantrag gestellt.
Meiner Meinung nach wirklich sehr, sehr softe und selbstverantwortliche Konsequenzen.
Sowohl Esstempo, wie auch das Abschätzen und Portionieren wird eingeübt. ;) Es wird viel Wert auf Normalität gelegt, weshalb es dein persönliches Ziel und Ansporn sein soll, dass du gerne mit deinen Mitbewohner_innen am Tisch essen und quatschen magst. ;)
Du hast IMMER (24/7) die Möglichkeit mit dem Dienst (Soz.Päd. oder Psycho.) zu sprechen, und bis zu einer gewissen Uhrzeit sind auch immer Esstherapeut_innen im Haus. :)
Es folgt also keine Ausgangssperre. Sondern weil du krank bist, wirst du eben krank geschrieben. :)
Ich finde aber - ganz ehrlich - dass du gar nicht erst drüber nachdenken solltest, ob es künftig okay wäre, mal gar nichts zu essen. Das ist natürlich nicht okay - egal ob du jetzt Zuhause wohnst oder nicht.
Deine Mitbewohner_innen sind mit solchem Verhalten wesentlich ungnädiger als die Therapeut_innen die im Dienst sind. Und du würdest doch auch ganz ehrlich den Betroffenen in der Klinik bei Nahrungsverweigerung den Vogel zeigen, oder? ;)
Bei diesen Einrichtungen gibt es ganz oft mehrstufige Modelle, wo du dich über die Jahre dann in die Eigenständigkeit und natürlich Gesundheit hangeln kannst.
Bspw. wohnst du erst direkt im Haus in einer WG, wo in irgendwelchen Gemeinschaftsräumen auch die Therapeut_innen sind. Dann später kannst du in eine externe Wohnung der Einrichtung ziehen (gehört zur "Maßnahme" und wird also auch vom Amt übernommen! so wie das wohnen in den WGs auch) - du bist zwar noch Angebunden an die Einrichtung, aber schon ein ganzes Stück selbstständiger, brauchst nicht mehr so viel Betreuung, kannst selbstständig Essen und einkaufen, den alltag bewältigen, ohne dass dein Gewicht darunter leidet oder du in Symptomatik fällst. Und ganz zum Schluss kannst du entweder komplett ausziehen in eine ganz eigene Wohnung und dich, wenn du magst, noch ambulant anbinden, oder du wohnst komplett selbstständig, ohne weitere Therapietermine. :) In der Regel darf man aber immer gern zu Besuch kommen - viele haben dort gute Freund_innen gefunden.
Du siehst, es ist nichts zwanghaftes daran, sondern sehr selbstverantwortlich und das ganze birgt ein großes Potenzial, welches du erfolgreich nutzen kannst. :)
Ich würde es dir 1000 mal mehr raten als zurück nach Hause zu gehen, das würde wohl eher böse enden. Du solltest dich zu diesem Schritt entschließen und die MS in deine Hände nehmen. Nabel dich ab. ;)