Hallo, liebe Community
Also... keine Ahnung, wie man sowas anfängt... Ich tu das wirklich nicht oft. Vielleicht fang ich einfach mal an.
Die letzten Jahre waren für mich sehr verwirrend. Viele der Dinge, die sich ereignet haben, hatten wohl einen größeren Effekt auf mich, als ich zuerst dachte. Dabei glaubte ich immer fest, ich wäre stark genug, um all das auszuhalten...
Ausgehalten hab ich es letzten Endes, aber um welchen Preis?
Früher (so mit 15) war ich ein liebes, wenn auch mit Sicherheit anstrengendes Mädchen. Ich hab grundsätzlich alle Menschen geliebt, viel gelacht und konnte mich an vielen schönen Dingen erfreuen. Ich hab Schmuck geliebt und gute Düfte, ich hab mich gern hübsch gemacht und hab sehr viel für mich getan. Meine Gefühlswelt war intensiv und reichhaltig. Ich hatte Freude an meiner Sexualität und konnte manchmal wochenlang hübsche nette Jungs und Mädels, die ich kennengelernt hab, nicht aus meinem Kopf bekommen.
Zugegebenermaßen hatte ich natürlich auch oft lange Phasen der Traurigkeit, aber auch die waren wenigstens intensiv und ich konnte weinen.
Ich hatte Freundinnen, die mir am Herzen lagen und denen ich am Herzen lag.
In den darauffolgenden Jahren hatte ich viel zu kämpfen mit meinen Eltern, Schule, Job, Wohnung, sehr heftigem Liebeskummer, mehreren Operationen und psychischen Totalausfällen durch all den Stress und die Ungerechtigkeit in dieser Welt.
Lang ist das alles noch nicht her, aber mittlerweile hat sich meine Situation eigentlich weitestgehend stabilisiert.
Was mir jedoch wirklich Angst macht, ist, zu was ich in der Zeit offenbar geworden bin.
Ohne es zu merken habe ich mich wohl sehr verändert.
Ich bin gemein geworden, teilweise fast bösartig. Ich nehme viel zu selten Rücksicht auf Andere und meine Stimmungsschwankungen sind manchmal sehr extrem.
Ich fühle auch viel dumpfer als früher. Oft bin ich mir nicht mal sicher, wie es mir geht. Ich kann gar nicht mehr nachvollziehen, was Andere fühlen, auch wenn es noch so offensichtlich ist.
An Sex habe ich kaum noch Spaß, auch wenn ich ihn mir sehnlich wünsche, wenn ich in Stimmung bin, was aber auch kaum noch vorkommt..
Ich... fühle nur leider kaum noch was dabei. Einen Höhepunkt beim Sex hatte ich seit Jahren nicht mehr, das geht nur noch allein (und da komischerweise sehr gut) aber wirklich schön sind meine Orgasmen auch nicht mehr. Sie nehme ich genauso gedämpft wahr wie den Rest meines ehemals so vielfältigen emotionalen Innenlebens...
Die kleinen Dinge im Leben, die mich mal so beglückt haben, haben sich in Belanglosigkeiten verwandelt oder sogar so weit wegrationalisiert, dass ich sie gar nicht mehr bemerke.
Mir ist so viel verloren gegangen, ich kann gar nicht mehr ich sein!
Ich bin so furchtbar launisch und selbstvertrauensschwach, ständig muss ich Andere übertrumpfen um über meine eigene Wehrlosigkeit hinwegzutäuschen und die neugierigen Blicke meiner Mitmenschen von meiner Unsicherheit wegzulenken.
Es ist so weit gekommen, dass ich mein ganzes Leben mehr schauspielere als es zu leben!!! Ich bin eine begabte Schauspielerin und schrecke auch mittlerweile nicht mehr davor zurück, Menschen zu manipulieren.
Doch ich verletze damit Menschen - vorzugsweise die, die mir nahe stehen! Warum aber ausgerechnet die?
Zu dem kommt, dass ich es nicht steuern kann.
Oft wird mir erst hinterher klar, wie abscheulich ich mich gerade benommen hab und wie wenig ich ich selbst war.
Manchmal merke ich es aber auch währenddessen und kann einfach nicht aufhören!!!
Ich bin mit einer tollen Frau zusammen, die mich über alles liebt, weil sie (das sagt sie zumindest) in mir so viel Gutes sieht... Zu ihr bin ich auch viel liebevoller als zu anderen Menschen und dennoch tu ich ihr manchmal unnötig weh.
Freundinnen hab ich fast gar keine mehr... nur welche, die sich kaum noch melden oder mich irgendwie meiden. Sie sagen zwar immer, dass sie viel zu tun haben, aber ich weiß doch genau, dass es an mir liegt.
Mit Männern komm ich gut klar, aber die meisten anderen Frauen in meinem Alter mögen mich nicht. Ich bin schlussendlich wohl zu kalt geworden.
Ich fühle mich hässlich.
Ich schäme mich so sehr für das, was aus mir geworden ist. Ich hab einfach keinen Charakter mehr. Wie konnte das passieren?
Ich hab das Gefühl, all dieses Sch**ßverhalten ist irgendein bescheuerter Selbstschutzmechanismus meiner eigenen Psyche; wahrscheinlich, weil ich kein Selbstwertgefühl habe und mich vor den ständigen Urteilen anderer Menschen sehr fürchte.
Ehrlich gesagt bedeutet es mir sehr viel, was meine Mitmenschen über mich denken und ich glaube, genau das ist der Grund, aus dem ich angefangen habe, mich so zu verstellen. Ich bin kaum noch verletzbar und versuche, der ganzen Welt wie ein Fels in der Brandung zu trotzen, aber das macht mich statisch, merkwürdig, kauzig und verrückt!
Ich will das nicht mehr!!! Ich hab das Gefühl, dass ich meine emotionale Unschuld verloren hab! Verlust durch emotionale Vergewaltigung.
Ich will wieder das hübsche junge Ding sein, das ich mal war! Mit einer reichen Gefühlswelt und einem Lächeln auf den Lippen, verspielt, großherzig und freundlich.
Wie konnte ich nur so ein misanthropisches negatives Etwas werden... und wie kann ich wieder zurück?
Kann ich überhaupt jemals wieder gut werden? Ich will es... wenn schon nicht für mich, dann wenigstens für meine Liebste!
Ohje, ich muss echt verzweifelt sein...
Dieser Text hat sich binnen Minuten in eine unzumutbare Elegie des Selbsthasses verwandelt.
Ich hoffe, es liest sich dennoch einigermaßen erträglich und bitte denkt nicht zu schlecht von mir. Ich will das alles wirklich nicht...
Vielen Dank für eure Antworten und liebe Grüße