Ich bin eigentlich eine sehr selbstbewusste und erfolgreiche Frau. Allerdings ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mich von der Aufmerksamkeit von Männern abhängig mache und das macht mir sehr zu schaffen. Ich habe das Gefühl, es ist mir nicht so wichtig, ob mir der Mann gefällt, sondern es ist mir wichtig, dass ich ihm gefalle. D.h. wenn er mich will und mir seine Aufmerksamkeit schenkt, dann nehme ich ihn auch wenn ich insgeheim spüre, dass er eigentlich nicht mein Fall ist.
Die meiste Zeit meines Lebens war ich in Beziehungen. Immer wenn eine Beziehung in die Brüche ging, habe ich mir vorgenommen nun erst mal lange alleine zu bleiben. Das hat aber nie funktioniert, weil sofort wieder zig Verehrer um meine Gunst buhlten.
Ich würde mich als sehr tolerant beschreiben und brauche meine Unabhängigkeit. Am schönsten ist es für mich zu wissen, eine Beziehung zu haben aber den Partner nicht so oft sehen zu müssen. Sobald ich allerdings lange nichts von ihm höre, mache ich mir den ganzen Tag Sorgen, dass er mich nicht mehr will.
In den letzten Jahren bin ich immer an denselben Typ Mann geraten: Er hat mich mit Komplimenten und Geschenken überhäuft, Pläne für eine gemeinsame Zukunft geschmiedet dann hat er mich von einem Tag auf den anderen entsorgt und mir gesagt, dass er eine andere liebt. Ich war jedes Mal am Boden zerstört.
Die Männer, die mich kennen, sagen ich sei eine Traumfrau (gutes Aussehen, sympathisch, liebevoll, lebenslustig, talentiert etc.) aber sie könnten mich nicht lieben. Ich wirke zu perfekt. Mir wurde sogar schon gesagt ich sei zu unkompliziert. Mit mir könne man sich nicht streiten
Sicher hat mein Bedürfnis auch einen Ursprung in meiner Familiengeschichte: Ich habe mich in meiner Familie immer abgelehnt gefühlt. Meine Mutter ist jung gestorben, mein Vater hat eine neue Familie (ich habe seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm) und mir ist nur mein Bruder geblieben (wir beide sind ein Herz und eine Seele, sehen uns aber nur 3-4 Mal im Jahr). Außer meinem Bruder und ein paar sehr engen Freunden habe ich niemanden und fühle mich manchmal sehr einsam.
Wenn ich jemanden kennen lerne, habe ich unheimliche Angst mich zu verlieben, weil ich Angst habe, mich verletzbar zu machen. In der Kennenlernphase kann ich mich gut abgrenzen, bin sehr selbstbewusst, kann kokett mit meinem Gegenüber spielen. Allerdings lasse ich einige seiner Avancen dann auch nicht zu. Mir fällt es dann z.B. schwer beim Abschied in den Arm genommen zu werden. Ich bin diesbezüglich sogar schon gefragt worden, ob ich denn wirklich nen Mann haben möchte. Ich würde mich so unnahbar geben.
Sobald ich mich dann aber verliebe, verliere ich mich total. Mache mich abhängig von der Gunst des anderen. Sicher ändert sich dabei auch mein Verhalten und ich wirke nicht mehr so unnahbar, wie mich mein Partner kennen gelernt hat. Ich lasse mir dann auch nahezu alles gefallen, nur um den anderen und seine Aufmerksamkeit nicht zu verlieren. Ich versuche dann fest daran zu glauben, dass es für mich vielleicht doch noch ein Happy End gibt und mich endlich mal jemand liebt Bis die nächste Bruchlandung folgt.
Gerade habe ich wieder einen Mann kennen gelernt. Er ist nett und aufmerksam. Allerdings kontaktiert er mich so oft, dass es mir schon fast unangenehm ist. Wenn er sich dann aber nicht meldet, ist es mir auch nicht recht.
Er (37) ist rein optisch der männlichste Typ, den ich je kennen gelernt habe (sehr groß, tiefe Stimme und über und über behaart). Sein Verhalten bzgl. körperlicher Nähe gleicht aber dem eines 15jährigen (er küsst und streichelt wild drauf los und scheint gar nicht zu wissen, was dem anderen gefallen könnte). Er wirkt total unsicher und ängstlich, Sucht ständig Bestätigung. Immer wenn ich mich verabschiede (und sei es nur nachdem wir gechattet haben), fragt er ängstlich ob wir uns wieder lesen/sehen/hören. Wenn ich nicht binnen gewisser Zeit auf seine Nachrichten antworte, fragt er nach.
Wir sind beide frisch getrennt (ich 2, er 6 Monate). Ich habe ihm gesagt, dass ich seine Signale nicht deuten kann und nicht weiß was er will (nur sex oder evtl. mehr). Wir haben darüber geredet und festgestellt, dass im Moment keiner von uns beiden weiß, was er will. Wir mögen und schätzen uns, wissen aber nicht, ob wir uns nach unseren letzten Beziehungen schon wieder fest binden wollen.
Dieses Reden ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu meinen verflossenen Partnern. Die haben mir seinerzeit nicht gesagt, dass sie frisch getrennt sind und nur ein Trostpflaster suchen, sondern mir gleich die große Liebe vorgespielt, um mich dann wieder fallen zu lassen.
Als ich meine aktuelle Bekanntschaft das erste Mal getroffen habe, habe ich mich in seiner Nähe überhaupt nicht wohl gefühlt, weil er so unheimlich liebesbedürftig gewirkt hat. Beim zweiten Treffen haben wir uns deutlich besser verstanden. Wir haben gekuschelt. Allerdings hat mein langsames Tempo überhaupt nicht zu seinem Vorpreschen gepasst. Trotzdem werden wir uns wieder sehen.
Einerseits habe ich Angst, mich mit ihm wieder in etwas zu verrennen. Andererseits bin ich schon mal froh, dass ich das alles erkannt habe. Nun möchte ich, dass das endlich aufhört. Ich weiß aber nicht, wie ich meinen Verstand und meine Gefühle in Einklang bringen kann. Habt ihr Tipps für mich, wie ich mich selbst mehr lieben kann und weniger von der Aufmerksamkeit des anderen abhängig mache?