Für mich klingt das wie der normale Wahnsinn...
Die Lehrerin scheint schlicht und einfach überfordert zu sein. Das meine ich jetzt aber ausdrücklich nicht zwingend abwertend. Es ist einfach herausfordernd schon 25 Kindern ohne besonderen Bedürfnissen gerecht zu werden. Damit ist man eigentlich schon ganz gut ausgelastet. Dann entscheiden Politiker aus Sparmaßnahmen heraus, dass wir jetzt mal alle schön Inklusion betreiben, stellen wir paar Schulbegleitungen an und dann nach uns die Sintflut. Versteht mich nicht falsch, ich finde das Verhalten der Lehrerin auch inakzeptabel. Aber sie wird auch allein gelassen. Sie bräuchte im Unterricht eine pädagogische Hilfe (Damit meine ich keine Schulbegleitung auf 400-Basis, die anderswo keinen Job fand und in 8 Wochen wieder weg ist... So habe ich leider viele Schulbegleitungen kennengelernt.), jemanden, der deinen Sohn zuverlässig betreut. Zwischen der theoretischen und praktischen Inklusion liegen leider Welten. Da gibt es noch viel Entwicklungsbedarf. Zum einen müssen die Lehrer viel besser dafür ausgebildet werden und zum anderen brauchen wir da deutlich mehr personelle und zeitliche Ressourcen. Würde mir auch wünschen, dass der gesamte diagnostische Ablauf mal ein bisschen beschleunigt wird. Selbst wenn Lehrer und Eltern schnell handeln, dauert es oft ewig.
Ich würde mir wünschen, dass Lehrer viel öfter zu zweit in der Klasse sind, dass es einen verfügbaren Sozpäd an der Schule gibt und einen guten Draht zu den Logopäden, Ergotherapeuten und Kinderpsychologen/-psychiatern/-ärzten, dass unser Schulsystem insgesamt flexibler wäre. Dann käme es zu solchen Situationen gar nicht. Die Lehrerin wäre an dem Tag nicht allein gewesen, es hätte sich jemand um deinen Sohn kümmern können und die Klassenkameraden wären auch nicht allein gewesen. Wenns ihm zu viel wird, kann er beim Sozpäd eine Auszeit nehmen. Er kann sich erholen, die Klasse wird nicht gestört und die Lehrerin kann ihr Tagesziel erreichen. Damit wäre allen geholfen.
Aber soweit sind wir leider noch nicht...
Stattdessen sind jetzt dein Sohn und die Lehrerin in dieser Spirale gefangen. Sie wird von ihm wahrscheinlich regelrecht getriggert und er von ihr auch. Da kann man sich ans Schulamt wenden, aber die gehen auch nicht in die Klasse und stellen sich neben deinen Sohn. Die fragen mal bei der Schulleitung nach und fertig. Dienstweg beendet. Deshalb kommst du sicher weiter, wenn du nach wie vor den Kontakt zu Lehrerin suchst. Ich möchte nochmal betonen, dass die Lehrerin nicht korrekt agiert, aber ich wollte dennoch mal ein bisschen Verständnis für die Gegenseite wecken. Ich wünsche euch, dass ihr eine konstruktive Lösung findet und dein Sohn in der Schule glücklich wird. Ich hatte schon mehrfach Autisten in meinen Klassen. Da war jeder anders und jedem hat was anderes geholfen. Ich kann nur sagen, welche Lösungen wir in anstrengenden Phasen gefunden haben: Unterrichtsbegleitung, generell Schulschluss nach der 2,/4. Stunde, Einzelarbeit im Gruppenraum, Arbeit mit Kopfhörer am PC, Oma als inoffizielle Schulbegleitung, Pause allein in der Kuschelecke, keine Teilnahme an bestimmten, vorher abgesprochenen Sachen (singen, vorlesen so was in der Art), Pate innerhalb der Klasse (war eine gute Lösung, wurde aber von anderen Eltern oft auch abgelehnt). Auf jeden Fall kann ich sagen, dass Zwang eigentlich immer zur Eskalation führt. Ich habe immer gefragt, was sie sich wünschen, was ihnen helfen könnte. Vielleicht solltet ihr mal ein solches Gespräch Mutter, Kind und Lehrerin führen. Ihr sitzt im selben Boot, ob ihr wollt oder nicht. Da kann man nur die Segel richtig setzen...