Nein, ich mache da keinen Unterschied.
Letztenendes leiden sowohl Kriegs- als auch Wirtschaftsflüchtlinge (generell geht mir diese "Differenzierung" mächtig auf den Keks, denn man kann auch für "Trennung" sorgen, um negative Energien zu schüren!) zu meiner Meinung nach gleichen Teilen unter Situationen, für die unsere Regierung mit verantwortlich ist.
Rüstungsexporteur Nr. 3 weltweit, natürlich fließt da ein Haufen Steuergeld in die Kassen unserer Regierung, von denen dann wiederum unser Sozialsystem mit profitiert, das dann den Menschen (!) beisteht, für deren zerstörtes Leben die Politik, die hier vorherrscht, mit verantwortlich ist. Und genauso sehe ich das auch bei den Niedriglohnländern. Ich kenne die Geschichte einer polnischen Studentin, die um ihre Ausbildung zu finanzieren zusätzlich arbeiten geht; sie arbeitet 40 Stunden pro Woche für umgerechnet 300 Euro (!) im Monat. DAS würde sich hier keiner auch nur ansatzweise gefallen lassen. Fakt ist, wir profitieren tatsächlich sowohl von den niedrigen Löhnen in anderen Ländern als auch von deren Kriegssituationen. Und immer mehr Firmen lagern aus, um Profit zu machen. Ein Bekannter ist nun mit fast 60 bald arbeitslos, weil das Unternehmen, in dem er arbeitet, seinen Standort dorthin verlegt, wo es eben billiger ist - China. Mal eben einige Menschen "weg" vom Fenster.
Von daher verstehe ich aber eben auch die andere Seite, die eine Menge (natürlich auch großteils irrationale) Ängste hat und "überreagiert". Ich habe leider auch Familien hier erlebt, bei denen es durch Fehler im System zum Extremfall kam. Eine Mutter mit 3 Kindern, davon eines im Wickelalter, stand 3 Monate lang ziemlich schlecht da. Und eine andere Bekannte fällt derzeit durch die Versicherungspflicht, weil ihr Arbeitgeber die Krankenversicherung nicht beglichen hat. Es bedarf einer Bescheinigung, die sie aber von keiner Stelle bekommt, da sie ja im Arbeitsverhältnis derzeit noch steht, und somit ist keiner zuständig, aber auch der Staat kann aus bürokratischen Gründen nicht in die Versicherungspflicht eingreifen. Auch eine Bekannte wäre vor einigen Monaten, nach dem Tod ihrer Mutter, durch die Regelung der Erbangelegenheiten, beinahe pleite gegangen, denn die Mutter war privatversichert. Nach dem Tod waren die Konten natürlich bis Erteilung des Erbscheines gesperrt, dieser hat aber fast 4 Monate auf sich warten lassen, das wiederum hat die Krankenhäuser und Ärzte nicht groß interessiert, die wollten natürlich ihr Geld, und die Kassen haben es erst mit fast 10 Monaten Verzögerung zurück bezahlt. Bei Beträgen von mehreren 10.000 Euro für Arzt- und Medikamentenrechnungen hätte das für manche Familie den Ruin bedeutet.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt, und ich sehe den Fehler weder in den Flüchtlingen, die hierher kommen, noch bei den Menschen, die Angst vor Fremdem, unerwartetem haben. Ich sehe den Fehler darin, dass das System versagt, und dass die Medien reißerisch berichten.
Bei uns im Umkreis wurde angeleiert, dass Wohnungsleerstand gemeldet wird, um dort Familien unterbringen zu können. Es sind nur sehr wenige letztlich wirklich verwendet worden, aus dem Grund heraus, dass be einigen die Vermieter "abgesprungen" sind, weil die Kommunen wollten, dass die Flüchtlingsfamilien selbst die Mietverträge mit den Vermietern abschließen (da hatten sicher einige Angst davor, dass sie eben KEIN Geld bekommen und selbst darüber hopps gehen), aber auch, weil die Kommunen teilweise gesagt haben, dass die Wohnungen vom Zustand her und Ausstattung her nicht ausreichend sind. Wenn das natürlich an die falschen Ohren gerät, dann entsteht auch da "Frust" darüber, dass es Viertel gibt wie in Kaiserslautern, in denen die Sozialwohnungen völlig verwahrlost sind, dann wiederum an der Stelle gesagt wird, die Wohnungen seien vom Zustand gesehen zu schlecht.
Ich verstehe also tatsächlich durchaus beide Seiten und finde einen Dialog unglaublich wichtig, egal, ob es mir eigentlich zu anstrengend ist, weil ich die Meinujng der Leute nicht teile. Sowohl Politik als auch Medien tragen einen grooooßen Teil dazu bei, dass eine solche Stimmung gemacht wird. Nur mit Dialog besteht die Möglichkeit, alle Seiten einigermaßen verstehen zu können. Und nur mit vernünftigem Hinterfragen, ob das, was die Medien so berichten, wirklich so sinnvoll ist. Ich finde es unnötig, dass man immer und immer wieder Alter oder Herkunft oder Hautfarbe oder sonstwas eines Kriminellen berichtet. Das schürt doch das Feuer, das eh schon vorhanden ist nur noch zusätzlich, und ich frage mich, wann es endlich verstanden wird, dass das alles kontraproduktiv ist und dass wir Dialog brauchen statt Verurteilung.
Was die "irrationalen" Ängste angeht. Wieviele Mütter hier im Forum leben in ständiger Angst, dass ihrem Kind etwas passiert. Für mich ist das nicht anders als die Angst anderer, sie könnten irgendwann durch irgendein Raster fallen. Das ist schneller passiert, als man glaubt, aber das Leben macht es trotzdem nicht besser, das ständig auf der Uhr zu haben. Da gehört aber dann geholfen, nicht verurteilt. Ich persönlich käme nie auf die Idee, einer von Ängsten geplagten Person zu sagen: "Du bist echt dumm, dass Du solche Ängste hast" Ich würde eher versuchen, diese Ängste zu hinterfragen, ihr auf den richtigen Weg zu helfen, denn ein Leben ohne alles bestimmende Ängste ist viel angenehmer, und das weiß ich aus Erfahrung, denn diese Ängste waren auch bei mir mal da. Bis ich verstanden habe, dass letztlich vieles in meinen eigenen Händen liegt, und nur ich etwas daran verändern kann.