Ich habe selbst keine Schläge bekommen...
Bei mir waren es verbale Demütigungen ("Du bist zu dumm", "Du bist faul", "Du bekommst nichts auf die Reihe." noch dazu anzügliche Bemerkungen) und eben überzogene Strafen samt verbotene Freunde, wenn ich denn endlich mal welche hatte.
Ich habe IMMER geschworen, mein Kind nicht ins Zimmer zu schicken, keinen Hausarrest zu verteilen, etc. Einfach ist es nicht, denn diese alten Muster, mit denen man groß wurde, und die man mit "Liebe" in Verbindung gebracht hat... Die bleiben hängen, die bestimmen einen.
Ich habe für meinen Teil irgendwann angefangen zu erkennen, dass Kinder uns tatsächlich immer spiegeln. Der Druck, unter dem wir stehen, wirkt sich auf die Kinder aus, sie merken ALLES... Und ich habe bei uns eines beobachtet... All das, was mich an unserer Kleinen "gestört" hat, waren Dinge, die ich bei mir selbst nicht akzeptieren konnte. Oder die ich einfach nie sein durfte. Denn ich wurde groß in einer "Schubladen-Familie"... Die Stereotypien... "Brave Mädchen", "rüpelhafte Jungs"...
Ich sage mittlerweile den beiden gegenüber was ich denke. Und gelte nun als "frech" ;) Weil ich den Mund aufmache. Und auch meine Kleine sagt Oma und Opa gegenüber sehr sehr sehr klar, wie sie etwas findet. Sie steht für sich ein, und SIE hat es mich gelehrt, das zu tun.
Der größte Schritt dorthin, nicht mehr bei meiner Tochter "überzureagieren" war, mir selbst genug wert zu sein, Gewalt und "Machtausübung" in welcher Form auch immer für mich selbst nicht haben zu wollen. Denn es fällt letztlich auf uns Erwachsene zurück. Spätestens wenn das Eltern-Kind-Verhältnis, die Eltern-Kind-Beziehung auf Kosten der "Erziehung" keine Beziehung mehr ist, haben WIR Eltern den Miesepeter gezogen. Aber eben auch mir selbst genug wert zu sein, ihr in vernünftigen, ruhigen Aussagen zu sagen, dass a.) ihre Gefühle völlig in Ordnung sind, b.) ich sie liebe egal wie sie sich verhält, c.) dass ich bestimmte Dinge einfach nicht will. Ich hab angefangen, für mich selbst einzustehen. Auch dem Kind gegenüber. Es gibt Dinge, die möchte ich einfach nicht. Und das sage ich ihr klar, und ihre Gefühle, die dann entstehen, die halte ich aus, ohne sie ihr wegreden zu wollen.
Es ist völlig ok, wenn ein Kind wütend, traurig, oder aufgedreht ist. Dafür sind sie Kinder. Und dahin sollten wir wieder kommen, das Leben so locker zu nehmen wie Kinder, und nicht wie die meisten miesepetrigen Erwachsenen. Wir Erwachsenen sollten einfach aufhören, diese den Kindern gehörenden Gefühle auf uns zu beziehen und uns dann schlecht zu fühlen, das löst viele Probleme :) Wir sollten wieder anfangen, von den Kindern zu lernen, anstatt sie dieses verkorkste Leben lehren zu wollen. Wir sollten uns das abgewöhnen. Die KINDER sind die, die noch wissen, wie das Leben läuft. Ich hab aufgehört, meine wundervolle, offene, freundliche, aber eben doch auch "eigensinnige" Tochter (was heißt schon eigensinnig, ist das wirklich schlecht?) in eine verkorkste Gesellschaft einzupressen...