Mein Mann und ich
haben uns kennengelernt bzw. kamen zusammen als meine Große 3 Monate alt war.
Für ihn war sie nie ein Problem, im Gegenteil... er behauptet bis heute steif und fest, dass er sich auch in sie verliebt habe, weil diesem zahnlosen Lächeln konnte ja keiner widerstehen und ihm wurde dann auch echt bewusst, wie toll das ist....
Da sich der leibliche Vater nie interessiert hat, nicht einmal einen Blick aufs Kind geworfen hat, obwohl ich sie zur Gerichtsverhandlung und auch zum Termin zur Vaterschaftsanerkennung dabei hatte und jegliche Kontaktaufnahme scheiterte, gab es nie den Konflikt, das irgendjemand jemand anderem was wegnimmt, weder dem Kind, noch dem Mann.
Wir haben das alles offen gehalten, aber da er immer dabei war, sagten eben alle "Da ist der Papa" oder "Geh mal zum Papa". Also nicht ich oder Menschen, die darüber Bescheid wussten, sondern eben die Leute auf dem Spielplatz, beim Bäcker, auf dem Kitafest, etc.
Und klar hat sie irgendwann wie alle Kinder "Papapapapa" gebrabbelt und wir haben das schon als "Papa" interpretiert, aber nie forciert. Und dann war er eben irgendwann der Papa, wurde auch so von mir bezeichnet und von allen, die Bescheid wussten, weil die Beziehung zwischen mir und ihm so gefestigt war bzw. auch die zwischen ihr und ihm so war, wie es zwischen Vater und Kind ist.
Er hat die ersten Zähne miterlebt, die erste böse Erkältung mit hohem Fieber, die eingerannte Stirn, hat sich mit ihr über alle Fortschritte gefreut, alle väterlichen Sorgen gemacht. Nein, er ist kein Ersatzpapa, er ist ihr Papa und das betonte sie mit 7, als sie erfuhr, dass er eben nicht ihr leiblicher Vater ist genauso wie mit 15 heute.
Jaaa, war perfekt und ist einfach so. Ich freue mich für uns alle. Wir haben Phasen durch, in denen man das nicht thematisieren durfte, weil sie es furchtbar fand, dass sie nicht sein leibliches Kind ist, "weil sie ihn doch so liebt und das doch gar nicht normal ist", wir sind aktuell in der Phase: "Mein Papa ist eigentlich der Allercoolste, weil er ja gar nicht mein Papa ist!"
Das Thema ist echt kein einfaches, auch wenn es bei uns sehr einfach war. Ich würde prinzipiell nie darauf drängen und es vor allem immer in Abhängigkeit von der Beziehung zum leiblichen Vater sehen. Auch ein Mann an Mamas Seite, der nicht Papa genannt wird, kann einen großen Stellenwert einnehmen und eine gute Beziehung zum Kind haben. Man braucht das Wort nicht, um nach außen hin einen auf heile Familie zu machen. Es geht rein um die Beziehung zwischen Kind und neuem Partner der Mutter. Um wenn das passt, dann kann auch Stefan, Michael oder Kevin die Paparolle ausfüllen, ohne so genannt zu werden. Man kann aber auch im Extremfall jedes Jahr einen neuen Papa präsentieren, der nichts bedeutet oder 15 Jahre denselben, der einfach nur ein A.r.sc.h ist.
Meine Große meinte kürzlich: "Ok, Mama wird man durch Geburt, aber Papa durch das Verhalten!"
Nett, dass sie noch den Nachsatz anfügt, dass ich auch eine ganz akzeptable Mutter bin....
Zwingt euren Kindern keinen Papa auf, wenn sie schon einen haben. Eure Partner können trotz allem wichtige Menschen für sie sein. Aber gebt ihnen einen Papa, wenn sie einen brauchen, überlegt euch aber gut, ob er Papa genannt werden muss....nur weil es bei uns 15 Jahre gut ging, bedeutet das nicht, dass es bei allen klappt.