Ich hatte auch mal
eine längere Funkstille zu meinen Eltern. Bestimmt ein halbes Jahr (und das fand ich damals lange, weil wir vorher intensiven Kontakt hatten).
Dabei hatten wir eigentlich ein gutes Verhältnis und vor allem standen sie mir damals in einer schwierigen Phase absolut bei. Aber als diese überstanden war, hatten sie gleichzeitig eine hohe Erwartungshaltung an mich.
Ich wurde schwanger mit 20 während des Studiums, der Vater hatte Null Interesse und sie haben das voll und ganz akzeptiert und unterstützt, aber sie dachten dann, dass ich danach ganz brav bleiben sollte und mir ja nicht den nächsten anlachen durfte. Hab ich trotzdem gemacht und mit ihm bin ich mittlerweile 14,5 Jahre zusammen.
Jaaa, ich war ihnen sehr dankbar, dass sie für mich da waren und sich über meine Tochter gefreut haben, tolle Großeltern waren und mich unterstützt haben (auch finanziell). Aber dass danach dennoch meine Welt im Wanken war und ich nicht einfach brav weiterstudiert habe ohne an irgendwelche Männer zu denken, haben sie mir vorgeworfen. Und das ging nicht! Ging einfach nicht! Ich wusste, dass ich das Richtige mache und dass er der Richtige ist, aber sie haben es nicht akzeptiert. Waren furchtbar enttäuscht und wollten mich dann erpressen... Sie wollten sämtliche Zahlungen einstellen und ich habe dem zugestimmt, obwohl sie unterhaltspflichtig waren (ich habe studiert und da bekommt man eben nur fürs Kind Hilfen und nicht für sich selbst, wenn man Eltern hat, die zahlen können). Ich habe aber dann meinen Kopf durchgesetzt und gesagt, dass ich auch ohne sie zurecht komme und ihr Geld nicht brauche bzw. mich eben nicht erpressen lasse. Und jaaa, ich habe es auch geschafft, obwohl ich eben auch verletzt und traurig war. Daher auch der Kontaktabbruch, weil ich eben so enttäuscht davon war, dass sie mich erpressen wollten und mich als undankbar hingestellt haben.
Heute weiß ich, dass sie einfach nur aus Sorge so gehandelt haben und ich mache ihnen keinen Vorwurf mehr draus. Aber in dem Moment konnte ich nicht anders.
Und reden hat nichts gebracht. Es war einfach diese Art der Abnabelung nötig und geschadet hat es beiden Seiten nicht.
Sie haben mich danach wirklich als "erwachsen" und eigenständig angesehen und ich habe trotz harter Zeiten mich weiterentwickelt.
Meine Mutter schickte dann zu Ostern ein liebevolles, selbstgenähtes Geschenk für meine Tochter und ich konnte nicht anders und war so gerührt, dass ich ihr einfach anrufen musste und mich bedankt habe. Das ging dann ohne Vorwürfe aus und alles war wieder gut.
Schön war die Zeit nicht und manches blendet man dann im Laufe der Jahre einfach aus. Sowohl die Eltern als auch ich. Ihnen ging es damals auch nicht gut damit, genausowenig wie mir. Und sie bereuen es wohl einerseits und ich verstehe sie einerseits, aber andererseits sind wir jeweils der Meinung, dass alles jeweils richtig war. Ein dunkles Kapitel in unserer Geschichte über das wir lieber nicht diskutieren. Aber es war wichtig für uns alle. Abnabeln ist nämlich wichtig und manchmal geht es nur in krasser Form...
Leider...
Klar, die Situation kann man mit deiner nicht ganz vergleichen, weil mir bei dir trotz allem mehr im Argen zu liegen scheint. Ich bin regelrecht geschockt über die Sprüche deiner Mutter. Das ist so was von oberflächlich, aber trotzdem denke ich nicht, dass das letzte Wort bei euch gefallen ist. Mein Mann kann z. B. als Außenstehender auch nicht verstehen, warum ich meinen Eltern das dann mir nichts dir nichts verzeihen konnte und keinen Redebedarf darüber habe.
Dabei ging es ihm auch schon ähnlich mit seiner Mutter....
Den da haben wir den nächsten Kontaktabbruch, zumindest einen partiellen (also ich zur Schwiegermutter, aber im Laufe des Dramas auch mal von ihm zu ihr...)
Führt jetzt zu weit, aber was ich sagen möchte:
Jaaa, es ist nicht soooo ungewöhnlich und manchmal bringt es beide Seiten weiter und ein krasser Schnitt ist notwendig, damit man klarer sieht. Und manchmal bleibt es eben dann bei so einem schwelenden Streit, weil nicht beide Seiten ein Stück über den Schatten springen können.
Denn es bringt nichts, wenn immer nur einer über dne Schatten springt. Das habe ich mit meiner Schwiegermutter knapp 4 Jahre versucht. Ging nicht und jetzt ist seit einem Jahr zwischen uns Funkstille und endlich ist wirklich Frieden. Die Kinder und mein Mann haben sporadischen Kontakt zu ihr und das ist ok, aber wie früher wird es nie mehr, weil sie einfach überhaupt nicht kompromissbereit ist und ich mittlerweile auch nicht mehr bzw. sie alle meine Kompromisse missbraucht und missachtet hat. Dann geht's einfach nicht mehr.
Es ist dennoch die Mutter meines Mannes und sie hat ihr Päckchen zu tragen gehabt im Leben, weshalb er ihr eben bis zu einem gewissen Punkt verzeihen kann, aber wir können nicht über alles hinwegsehen. Auch mein Mann nicht. Er versteht mich in meiner Position und toleriert das und umgekehrt ist es genauso.
Boah, jetzt hab ich viel gefaselt, was dir wahrscheinlich gar nicht weiterhilft....
Aber es ging mir darum, dass es manchmal eben nicht anders geht und ich in der Situation auch so reagieren würde. Vielleicht hilft es, vielleicht auch nicht.
Das wird die Zeit zeigen, aber der Weg ist wohl in dem Moment der einzig Mögliche. So wie sie mit dir umgehen, bist du in ihren Augen noch nicht erwachsen und eigenständig und das ist unglaublich belastend für dich und davon musst du dich befreien und dann kann man weitersehen. Entweder sie werden ebenfalls wach oder es ist Hopfen und Malz verloren. Wäre schade....