Puh....
Da traut man sich ja gar nichts zu schreiben, wenn man das hier so liest.
Ich würde bei mir nicht von Erziehung sprechen. Ich mag das Wort nicht und ich mag es auch nicht, was viele darunter verstehen.
Ich erziehe meinen Sohn nicht, denn dann würde ich aus ihm das machen, wie ich in ihm sehen will. Mein Kind ist aber nicht ich und er muss nicht so werden wie ich es will oder wie ich gern sein würde.
Ich lebe meinem Kind etwas vor...Tischmanieren, Bitte, Danke, wie man mit Menschen umgeht, Körperhygiene etc. Ich habe eine sehr hoch gesteckte Toleranzgrenze und unter dieser kann er sich frei bewegen. Bei mir gibt es kein "So ist es, so wird es gemacht und daran hast du dich zu halten.". Bei uns wird viel geredet und Kompromisse gefunden. Mein Kind darf schreien, toben, seinen eigenen Willen haben und er darf ihn bis zu einem gewissen Punkt durchsetzen...bis dahin, wo unsere Meinungen auf einen Nenner kommen...Kompromisse.
Mein Kind weiss ganz genau, wo meine Grenzen liegen und versucht auch sie immer wieder mal auszutesten. Wenn diese Grenze erreicht ist, dann gibt es bei mir auch kein wenn und aber. Kommt sehr selten vor, aber dann akzeptiert er auch diese Grenze ohne zu maulen, weil er weiss, dass ich da nicht mit mir reden lasse. Dafür muss aber wirklich viel passieren und überwiegend sind es dann Gefahrensituationen.
Viele nennen das eine lasche Erziehung, aber ich will mich nicht als Mutter auf ein Podest stellen. Ich bin nicht sein Chef und ein "Ich darf das, weil ich die Mama bin." wird es bei mir nie geben. Ich bin nichts besseres als er und er hat bei uns im Leben genauso viel Entscheidungsgewalt wie ich. Ich würde ihm nie seinen eigenen Willen absprechen und er darf trotzen wann und wo er will. Ich versuche nur einem Trotzanfall aus dem Weg zu gehen indem wir Kompromisse finden. Wenn er sich dann einfach mal auf den Boden werfen will, weil er nicht kompromissbereit ist oder seine kleine Welt mal wieder zusammen bricht, dann kann er das gern im vollem Umfang machen, denn ein Gewitter reinigt die Luft.
Wie gesagt...ich mag diese "Erziehung" nicht. Mein Kind ist ein eigenständiges Wesen, das Gefühle wie Wut haben darf und sich so entwickeln darf, wie er eben ist und nicht wie ich es will. Ich will aus ihm keinen anderen Menschen machen als er eigentlich ist, denn das würde ich machen, wenn ich ihn ziehe. Er kriegt Anstösse und ich leite ihn sanft, was er daraus macht, das ist seine Entscheidung. Ich lebe ihm alles vor, wie ich es mir auch von ihm wünschen würde, denn Kinder lernen durch Vorbilder und nicht durch ein "Tu dies und tu das.".
Es läuft gut und wenn es nicht laufen würde, dann würde ich etwas ändern. Ich bin durch diese Art ziemlich entspannt und er dadurch auch. Wir hatten jetzt mehrere Monate ne wirklich anstrengende Phase, wo er viel gebockt hat und einfach aus unerklärlichen Gründen geschrien und geweint hat. Es war echt anstrengend und ich musste mir oft auf die Lippen beissen, aber ich habe mir sagen lassen, dass wohl jedes Kind in dem Alter so ist...also habe ich es weiter ausgesessen und seit 2 Tagen ist alles weg. Kein Geheule, Geschreie und Getobe mehr. :bravo: aber die nächste "Phase" wird kommen. :lol:
Er ist jetzt 3,5 Jahre alt.