... ist vorbei.
Ihr Lieben, ich hätte nie gedacht, dass es SO wunderbar wird. Ich nehme mal an, das empfindet jede Braut so - oder? Ich bin mit meinen 30 Jahren nicht mehr so flatterig wie vielleicht eine 18jährige und war durchaus darauf gefasst, dass die eine oder andere Panne passiert, dass es regnet, dass dies oder jenes schiefgeht oder vielleicht nicht so schön ist. Aber all das trat nicht ein.
Schon die standesamtliche Trauung am Freitag, für uns ja eher eine Nebensache, war wirklich schön. Die Standesbeamtin war nicht so eine Steife, sondern eher lustig, hat würdevoll, aber doch manchmal mit netten Ausreißern und Einschüben ihre Rede gehalten. Danach waren wir mit der Familie (16 Leute insgesamt) in einem afrikanischen Restaurant essen, weil es doch mal was anderes ist. Und alle haben reingehauen und waren von Antilope auf Fladenbrot, Ziege im Tontopf und Co sehr angetan. Abends haben wir dann noch gemütlich im Garten meiner SChwiegereltern gegrillt.
Der Samstag brachte das wohl beste Wetter des Jahres. *lach* Kurz vor dem Gottesdienst hatten wir eine filmreife Panne. Mein Mann kam nämlich aus der Kapelle, vor der ich schon wartete, und meinte, er hätte die Ringe auf der Burg vergessen. Erst dachte ich, das gibts nicht, das ist wie im Film. Jedenfalls fuhr mein Schwiegervater ihn schnell zur Burg, die zum Glück nur 3 Minuten entfernt war. Während ich mit den Pfarrern und meinem Vater vor der Kapelle wartete, hörten wir von drinnen plötzlich herzliches lautes Gelächter. Meine Schwiegermutter hatte nämlich den Gästen, die dann ob des nicht beginnenden Gottsdienstes doch etwas unruhig wurden, gesagt, dass der Bräutigam die Ringe vergessen hätte und dass es gleich losginge. Damit war schon mal die erste Steifheit raus und die Leute allerbester Laune.
Der Gottesdienst war wunderschön in dieser kleinen, mit mittelalterlichen Wandfresken verzieren Kapelle und den Sonnenblumen als Blumenschmuck. Auch auf dem Auto hatten wir Sonnenblumen, und danach ging es mit lautem Gehupe - muss ja so sein!!! - zur Burg hoch. Kaffee und Kuchen gab es ob des schönen Wetters draußen. Einige unserer Freunde hatten sich wie wir auch im Fantasy- oder Mittelalter- oder venezianischem Stil angezogen. Ich selber hatte ja auch so ein ungewöhnlichs Kleid, weiß mit Schalkragen und weitem Rückenschleier, so ein bisschen wie Galadriel, mein Mann eine schwarze Lederhose, weißes Leinenhemd mit Schnürung und schwarze Weste. Für das Outfit hat er sogar von männlichen Gästen Komplimente bekommen.
Nach dem Kaffetrinken gab es eine umfangreiche Burgführung, damit die Zeit bis zum abendessen nicht so lang wird.
Später haben wir in einem Gewölbesaal der Burg gefeiert, auch wieder Sonnenblumendeko, sehr schön gedeckte Rundtische und Flügel. Das Essen war fantastisch, das wussten wir aber vorher schon, sowohl von Empfehlungen her als auch vom Probeessen. Auch der Service war hervorragend.
Um die Gäste ein bisschen dazu zu animieren, auch untereinander zu reden, wenn man sich nicht kennt, hatten wir uns ein Spiel ausgedacht. Jeder bekam einen kleinen Pappstreifen mit Punkten verschiedener Farbe. Jeder Punkt hatte eine Bedeutung, z.B. "Familienmitglied", "War schonmal bei uns zu Hause", "Hat einen Kuchen mitgebracht", "Wohnt in Sachsen" etc., aber auch schwierigere Sachen, die nicht so leicht erkennbar waren. Diese Bedeutungen sollten von den Gästen herausgefunden werden. Wir hatten schon vermutet, dass einige Gäste dieses Spiel sehr toll finden würden, aber dass es dann SO reinhaut, hätten wir nicht gedacht. Die meisten Leute waren wirklich mit Feuereifer bei der Sache. Einmal stand eine ganze Gruppe von etwa 25 Leuten im Burghof und debattierte über die Punkte, und das waren wirklich ganz unterschiedliche Leute aus allen Gästegruppen. Genau das wollten wir ja erreichen. Ich kann sowas nur empfehlen, bei uns hat es super funktioniert. So wurden dann letzendlich auch 9 von 11 Kategorien richtig erraten.
Damit war dann auch die homogene Struktur einiger Gästegruppen aufgebrochen, und es gab später, wie von uns beabsichtigt, ein lustiges Durcheinandersitzen an den Tischen. Wir hatten zwar den Leuten schon Plätze zugewiesen, aber nur Tischweise. Das heißt, es gab keine Namenskarten, sondern ausgelegte Fotos. Die zeigten entweder die Person, oder eine Situation, die wir mit dem jeweiligen Gast erlebt hatten, oder einen Ort, den wir und der Gast gemeinsam kennen etc. Das gab wieder Gesprächststoff an den Tischen, denn natürlich unterhielten sich die Gäste über die Fotos im Sinne von: "Ach, das war ja damals in...", oder "Erinnerst du dich noch..." oder "Meine Güte, das war doch die Silvesterfeier 1999/2000, wo das Spanferkel explodiert ist...".
Ansonsten gab es viel leckeres Essen, ausgiebig Gelegenheit für uns, mit ALLEN etwa 65 Gästen zu reden, an jedem Tisch mal mit zu sitzen. Es gab - Hurra - KEIN einziges blödes "Spiel", dafür viele originelle Beiträge von den Gästen, zum Beispiel mittelalterliche Tänze oder eine Videovorführung mit dem Titel "Wo man auf keinen Fall Flitterwochen machen sollte" - sehr schön und lustig gemacht. Später hatte ich dann noch als Hochzeitsgeschenk für meinen Mann und als Überraschung für die Gäste eine Feuershow gebucht - 3 Mädels mit Feuerfackeln und so, die waren echt klasse.
Am nächsten Morgen gab es für alle, die wollten, noch ein schönes Frühstück. Und da hat man schon gemerkt, dass es den Gästen wirklich gut gefallen hat. Ich meine, keiner wird einem ins Gesicht sagen: "Ich hab mich zu Tode gelangweilt." Aber es gibt schon noch einen Unterschied zwischen "Es war sehr schön, danke", und den Kommentaren, die wir bekommen haben. An denen hat man nämlich gesehen, dass es wirklich eine schöne Feier war. Sei es die Begeisterung über "den Wein, der so gut schmeckte, dass ich hätte drin wohnen wollen" oder "Die Mädels mit dem Feuer, also so was hab ich ja noch nie gesehen, da wurde mir ganz anders" oder "Schön, dass es nicht so blöde Spiele gab, es war so viel besser" oder "Die mittelalterlichen Tänze hben ja mal richtig Laune gemacht" bis hin zu einem kleinen Dankesschreiben, die wir gleich heute schon bekommen haben. Die Gäste bedanken sich bei UNS! Wo gibts denn sowas.
Ja, und die Geschenke? Die Leute sind so kreativ und freigiebig gewesen, dass uns die Tränen der Rührung kamen beim Auspacken und anschauen.
Ich kann nur jedem sagen: Heiraten, ihr Lieben, heiraten! Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr nach der ersten Erschöpfung wach werdet und sagt: Das war das allerschönste, was ich je erlebt habe.
Eure nexgo