javaid_11932536Männer und Frauen...
...ticken eben anders. Naja, das ist ja nichts Neues. Aber daraus ergeben sich meistens ein paar Spannungs-Potentiale.
Ich kann nur von meiner Erfahrung sprechen. Meine Schwester hatte zweimal das zweifelhafte Vergnügen, dass ihr jeweiliger Freund bereits eine Neue am Wickel hatte, als sie in die Wüste geschickt wurde.
Was Du mir von Deiner Ex erzählst, kann ihc irgendwie nachvollziehen. Und zwar auch aus Deiner Optik. Ich versuche mal zu erklären, was abgelaufen ist.
Eine Beziehung durchläuft gewisse Entwicklungsstufen. An und für sich eine Binsenwahrheit. Nur befinden sich nicht immer beide Partner in der gleichen Stufe. Offensichtlich war Deine Ex bei der Stufe angelangt, wo sie es für richtig empfand, dass man heiraten sollte. Du aber noch nicht. Und hier beginnt das Problem.
Sie wird Dir wahrscheinlich ziemlich offen gesagt haben, dass sie an Heirat denkt. Du hast ihr gesagt, dass Du damit noch zuwarten willst. Und was passiert jetzt? Sie fühlt sich natürlich zurückgewiesen. Oder sie hat den Eindruck, dass Dir die Beziehung nicht mehr wichtig sei. In dem Moment reagiert sie typisch Frau. Mit Kommunikationsentzug. Denn wenn eine Frau jemanden für ein Verhalten "bestrafen" will, das sie verletzt, dann wird sie schweigen. Du als Mann hast aus Deiner Denkweise angenommen, dass für sie damit die Geschichte erledigt ist. Und eben diese Annahme war falsch.
In dem Moment hätte sie eigentlich erwartet, dass Du mit ihr über Deine Gefühle redest. (Was Du vermutlich nicht gemacht hast, Männer sind eben so.) Und dass Du ihr versicherst, dass die Heiratsfrage nicht bedeutet, dass Du nicht zu ihr stehst. Dein Nicht-Kommunizieren hat sie also dahingehend interpretiert, dass Dir die Beziehung nicht mehr wichtig ist. (Ist eben die typische Frauenlogik.) Und hat sich gemäss ihrer Logik nach jemand Neuem umgesehen, denn für eine Frau bedeutet das Nicht-Ausdiskutieren von Problemen (es muss dabei nicht einmal zu einem Lösungsansatz kommen!), dass die Beziehung nicht stimmt bzw. dass der Partner die Beziehung nicht will.
Du hast ihr also, ohne dass Du Dir dessen bewusst warst, signalisiert, dass für Dich die Beziehung zu Ende ist. Und sie hat das getan, was jede(r) tun würde: sie hat sich nach einem neuen Partner umgesehen. Deshalb kam für Dich dann die Überraschung, als sie die Beziehung (die Du aus ihrer Sicht schon vorher beendet hast!) aufgab.
Dass viele Frauen bei Beziehungsende sagen, dass sie schon lange unzufrieden waren, liegt auch wieder an einem typischen Verhaltensunterschied. In einer Partnerschaft wird das Verhalten des andern laufend taxiert. Das geschieht eher unbewusst. Männer und Frauen haben unterschiedliche Wertskalen, d.h. das gleiche Verhalten bekommt bei einem Mann eine ganz andere "Punktzahl" als bei einer Frau. Ein Mann wird eine Beziehung dann beenden, wenn nach seiner subjektiven Sicht das "Punktekonto" auf Null ist und keine Aussicht besteht, dass je ein positiver Saldo drauf sein wird. Eine Frau wird zulassen, dass dieses "Konto" zeitweise ins Minus fallen kann, d.h. sie wird ihrem Partner eine Kreditlimite zugestehen. Wenn diese ausgeschöpft ist, dann muss er entweder etwas tun, das ihm bei ihr Pluspunkte einbringt oder sie wird die Beziehung beenden, mit der Begründung, dass es für sie schon lange nicht mehr okay war. (Klar, aus ihrer Sicht war er ja dauernd im Minus!)
Ich weiss, das tönt alles sehr plakativ und realitätsfremd. Beziehungen sind ja nie so einfach! Was mir aber geholfen hat, waren zwei Bücher. Zum einen "Männer sind anders, Frauen auch" von John Gray und zum andern "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" von Barbara und Allan Pease. Das zweite habe ich übrigens von meinem Freund bekommen. Wir sind zwar noch keine Kommunikations-Profis, aber wir sind lernfähig. Natürlich stresst es mich manchmal, wenn er nicht kommuniziert. Aber ich habe gelernt, dass das für einen Mann eben normal ist. Und dass er nach einer Schweigezeit durchaus wieder angesprochen werden darf.
Das Leben ist ein dauernder Lernprozess. Auch in Bezieungsfragen.