Hallo :) Ich bin 17 Jahre alt, und im Grunde genommen ist in meinem Leben so einiges schief gelaufen.
Meine Eltern sind geschieden seitdem ich 5 Jahre alt bin, sie haben sich glaub ich nie richtig verstanden. Mein Vater kümmert sich weder um mich, noch um meine zwei älteren Brüder (18 und 19). Ich habe eine sehr oberflächliche Beziehung zu meiner Mutter: Wir lieben uns, aber wir reden kaum miteinander, oder halt nur über unwichtige Dinge wie Haushalt oder was so in der Welt passiert. Sie weiß so gut wie nichts über mich. Wir haben diverse familiäre Probleme.
Zwei sehr enge Freundschaften sind aus mehreren Gründen innerhalb von einem Jahr zerbrochen, der eine Verlust war ziemlich schmerzhaft und ich habe über ein Jahr gebraucht um darüber hinweg zu kommen und um zu sehen, was für ein beschissener Mensch sie ist; der andere Verlust hat mich geprägt, weil wir im Konflikt auseinandergegangen sind, und ich am Ende ziemlich viel falsch gemacht habe, aber nie die Chance hatte, mich zu entschuldigen.
Von der Grundschule biz zum Gymnasium (2. bis 9-10. Klasse) haben Mitschüler (und meine Brüder) täglich über mich gelästert. Ich trug die falsche Klamotten, hatte schiefe Zähne, usw. Das hat an meinem Selbstbewusstsein riesige Kratzer hinterlassen und dazy beigertragen, dass ich mich verschlossen habe.
Ich habe mich nie jemandem anvertraut, es gibt niemander, der genau weiß, was ich denke, oder was alles passiert ist. Ich habe seitdem ich klein bin so ziemlich alles in mich hineingerfressen.
Ich hatte zwischen meinem 12-15 Lebensjahr eine depressive Phase mit Selbstmordgedanken (ich bin aber nicht suizidgefährdet, zumindest nicht mehr) in der es mir wirklich schlecht ging, und ich zB alles mögliche versucht habe, um die Aufmerksamkeit von meinen Freunden zu bekommen; hat aber nicht so richtig geklappt. Meine Mutter hat überhaupt nichts mitbekommen, hat mich den ganzen Tag nur vollgelabert wie schlecht es meinen Brüdern geht (der eine hat Depression, der andere leidet unter der Abwesenheit unseres Vaters). Es ging mir von einem Tag auf den anderen wieder gut, ich weiß nicht genau was passiert ist, ob ich alles verdrängt habe, oder ob ich mich wirklich von allem erholt habe.
Heute leide ich an Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit, Schüchternheit (krankhaft), mir fällt es schwer mich auf andere Menschen einzulassen und anderen zu vertrauen. Selbstvertrauen und Willenskraft sind nicht vorhanden. Meine Stimmungslage kann schon wegen einer Kleinigkeit innerhalb von einer Sekunde von einem extremen ins andere wechseln. Ich bin extrem sensibel.
Ich arbeite so gut wie nie für die Schule, fange immer viel zu spät an. Wenn wir z.B. eine Philosophie Arbeit zu Hause schreiben müssen, arbeite ich die Nacht vorher durch. Ich werde oft nicht fertig mit den Hausaufgaben bzw fange gar nicht erst an, darum habe ein paar Mal schon die Schule geschwänzt. Ich fühle mich dumm und faul, habe das Gefühl nichts zu wissen.
Ich will mein eigenes Geld verdienen, suche aber nie nach einem Job und gehe auch nicht Babysitten, weil ich mir sowas nicht zutraue. Ich habe Angst, dass etwas schief geht. Ich habe fast Panik davor, Verantwortung zu übernehmen.
Wenn Freunde oder Bekannte mich nicht anrufen, dann rufe ich sie auch nicht an, ich versuche nicht Kontakt aufzunehmen. Ich kann ihnen nicht die Schuld geben, weil ich mich ja auch nicht melde.
Ich habe das Gefühl, alle Menschen zu langweilen, mich ungeschickt zu verhalten. Ich kann keine richtigen Gespräche führen, kann meine Gedanken nicht in Worte fassen, stolpere über meine eigenen Worte, werde nervös und unruhig. Dadurch bildet sich eine Art Wand zwischen der anderen Person und mir. Wenn diese Person es dann doch schaffen sollte, mir emotional nah zu kommen, tendiere ich dazu, wegzulaufen und diese Person mehr oder weniger zu ignorieren. Vielleicht weil ich Angst habe, dass sie mich verlassen wird, oder weil ich nicht will, dass mich jemand so richtig kennt, oder beides.
Um mein Selbstbewusstsein etwas zu stärken habe ich mich mit einer Freundin bei einem Kletterkurs eingeschrieben. Ich dachte es würde mir gefallen, aber ich war zweimal da und habe schon keine Motivation mehr.
Nächstes Jahr würde ich gerne als Au Pair Mädchen nach England gehen, die Unterlagen müssen in ungefähr vier Monaten abgeschickt werden, aber ich habe Schiss davor.
Die Uni sehe ich für nächstes Jahr nur als Notlösung, wobei ich nichtmal weiß, was ich überhaupt studieren möchte.
Manchmal fange ich an zu zweifeln, und frage mich, ob ich mir alles vormache, ob ich mir meine Probleme nur einbilde, ob ich mir die ganze Zeit etwas vorlüge.
Wenn ich darüber nachdenke fühle ich mich leer und sage mir selber, ich sollte mit dem Selbstmitleid aufhören.
Es kommen oft Fragen wie 'Ist es normal, dass ich so bin, wie ich bin, ist das alles meine Schuld weil ich mich so blöd anstelle?' 'Habe ich Depression?', 'Verdränge ich? Verdränge ich das Verdrängen?' usw.
Ich zerbreche langsam an den ganzen Selbstzweifeln und dem vielen Grübeln, ich habe das Gefühl verrückt zu werden. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll...