Zunächst mal
Du bist KEINE schlechte Mutter ;-)
Es gibt Kinder, die interessieren sich bereits vor der Schule für Zahlen und Buchstaben - und möchten diese vielleicht auch schreiben. Dann soll es dies auch dürfen: in dem Umfang, in dem das Interesse besteht.
Aber nur, weil die Eltern wollen, dass das Kind bereits vor der Einschulung lesen/schreiben/rechnen kann oder weil ein anderes Kind solche "Übungshefte" hat, halte ich es für unangebracht. Wenn das Interesse des Kindes fehlt und es nur eine Pflichtübung darstellt, ist vermutlich niemandem damit geholfen.
Wie bereits geschrieben wurde: ich denke auch, dass Situationen im Alltag wesentlich besser geeignet sind, sich an Zahlen und Buchstaben langsam heranzutasten: "wenn du 5 Gummibärchen hast und 2 davon isst - wie viele bleiben übrig ?" oder beim Tischdecken: "wir brauchen 3 Gabeln und 3 Messer".
Ich habe beim Vorlesen am Abend versucht, die einzelnen Buchstaben in den Wörtern ganz korrekt auszusprechen: "T" als härteren Laut, "D" als weichen Laut. Ebenso mit "P" und "B".
Aus einem "T" kann man auch das Gesicht eines Tigers malen und so einen Zusammenhang erstellen.... ;-)
Wir hatten ungefähr ein knappes Jahr vor der Einschulung ein Gespräch mit einer "Lernberaterin" (ich weiß die genaue Bezeichnung leider nicht mehr), die den Kindergarten besuchte und die zukünftigen "Schulkindeltern" informierte, was sich mit der Einschulung ändert, wie man sein Kind beim Lernen unterstützen kann etc.
Ein Vater hat ganz stolz erzählt, dass sein Sohn bereits lesen und schreiben kann - und war dann ganz entsetzt, dass diese Tatsache bei der Lernberaterin eher ein "oh weh!" als ein "wie toll!" hervorrief.
Sie wies darauf hin, dass bei Kindern, die bereits lesen und schreiben können, die Gefahr bestehe, sich fast das gesamte erste Schuljahr zu langweilen, weil sie nichts Neues lernen. Dies wiederum könne zur Folge haben, dass sie irgendwann nicht mehr aufmerksam sind und das eben auch dann, wenn tatsächlich was Neues kommt.
Dann kann ein Kind, das immer an der Spitze des Wissens und Könnens war, plötzlich ins Mittelfeld oder ans Ende abrutschen.
Sie hat auch ganz deutlich gemacht, dass die erste Klasse dazu da ist, Lesen und Schreiben zu lernen und es keine Voraussetzung sei, dies bereits zu beherrschen.
Kurzum: wenn dein Kleiner mitteilt, dass er Zahlen und Buchstaben kennenlernen möchte - unterstütze ihn dabei, in dem du einfache Buchstaben auswählst, ihm Zahlen zeigst (die stehen ja überall).
Wenn er von sich aus nichts sagt - dann würde ich ihm es auch nicht aufzwingen.
Liebe Grüße
Friederike