Ähnliche Situation
Zumindest vor einigen Wochen.
Fernbeziehung über 126 km, ca. 7 Monate zusammen, er hat 2 Kinder (der Umgang verläuft bedingt durch seine Exfreundin schwierig und sehr reglementiert), ich habe auch Kinder, die in ihrem sozialen Umfeld integriert sind, er kann allerdings aufgrund seiner Selbstständigkeit in den nächsten 5 Jahren nicht umziehen, sodass ich ihm "entgegenkommen" müsste...kurzum: Es gibt schwierige Bedingungen, gerade für diese sonst so rosarot geprägte erste Zeit, die wir gemeinsam gemeistert haben und noch angehen müssen.
Bei der Überlegung nach der idealen Verhütungsmethode folgende Diskussion: Was wäre, wenn ich trotzdem schwanger werden würde? Wunsch: Später gerne ein gemeinsames Kind, aber erst einmal ein Nest bauen. Wenn es doch "früher" passieren würde? Seine Antwort: Du bist die ideale Frau für mich - dann müssten wir uns wohl ein größeres Auto kaufen ;) Ein Abtreibung käme für ihn definitiv nicht in Frage.
Im Januar bin ich, ungeplant, schwanger geworden. Erfahren an dem Termin, an dem ich mir die Spirale legen lassen wollte. Zwei Tage später wusste er es auch. Reaktion: Schwieriger Zeitpunkt, richtige Frau. Wir schaffen das.
Dann keine Gespräche mehr über die Schwangerschaft. Er hätte zu viele andere Baustellen, die Schwangerschaft wäre noch zu surreal, als dass sie für ihn präsent wäre. Und er bräuchte Zeit, sich mit der Situation, die auf uns zukäme zu arrangieren. In der elften Woche eine sms.
Er wäre enttäuscht von mir. Weil ich die entscheidung das Kind zu bekommen eigentlich alleine getroffen hätte. Ob ich es wirklich verantworten könnte unter den gegebenen Umständen eine Familie zu gründen?
Es hat mich sehr getroffen, weil ich offen mit ihm gesprochen habe und bewusst die Entscheidung gemeinsam mit ihm getroffen habe. Zusätzlich zu den vorangegangenen (oben beschriebenen) allgemeinen Äußerungen. Ich habe weder meinen Wunsch auf ihn projeziert, noch meine Meinung aufgedrängt. Habe ihm die Zeit gelassen, die er eingefordert hat.
in der 12. Woche bin ich aufgrund anhaltender Infekte plus nicht nachlassender Schwangerschaftsübelkeit ins Krankenhaus gekommen. Konnte nichts mehr essen oder trinken. Er war nicht einmal da. Er hat kein eiziges Mal angerufen. Seine einzige sms war, dass mein Einlierfungsggrund doch keine Diagnose wäre und erst recht kein Grund um in einem Krankenhaus behandelt werden zu müssen.
In der 14. Woche noch einmal die Frage, ob ich nicht über einen Abbruch nachdenken möchte. Ich bin mir sicher, dass er nicht einmal wusste, in welcher Woche ich zu diesem Zeitpunkt war. Er hat die Schwangerschaft im Bezug auf mich eigentlich komplett ausgeblendet.
Bin zur Zeit in der 18. SSW: Er hat bislang kein einziges Ultraschallbild gesehen, er fragt nicht nach dem Verlauf der Schwangerschaft, wir haben uns seit meinem Krankenhausaufenthalt nicht mehr gesehen. Er will sich nicht dazu äußern, was das Kind für ihn bedeutet. Ob er überhaupt Interesse daran hat. Dafür würde unsere Basis zur Zeit nicht stimmen. Er versteht nicht, dass die Schwangerschaft schon aus dem ganz banalen Grund des wachsenden Bauches für mich täglich sehr präsent ist und nicht einfach auszublenden ist. Dass bestimmte Entscheidungen nicht immer ein halbes Jahr warten können...
Sein tatsächlicher Umgang mit der Schwangerschaft im Vergleich zu dem Phrasengedresche vorher (ja, das ist jetzt ein wenig bitter von mir interpretiert) hat mich wahnsinnig enttäuscht.
So viele Missverständnisse. Und ich weiß nicht einmal, ob ich den Mann, mit dem ich mir all das hätte vorstellen können, was du auch schreibst, noch existiert. Dabei hat er mir seine Kinder schon vorgestellt, ich ihm meine, und die Kinder unter sich kennen und mögen sich ebenfalls sehr. Die Voraussetzungen waren alle da. Jetzt ist er einfach überfordert und reagiert auf den bestehenden Konflikt so bedenklich, dass ich nicht weiß, ob es nicht genau daran scheitert.
Natürlich ist das nicht pauschalisierbar. Aber ich würde aus der persönlichen Erfahrung heraus von ganzem Herzen dazu raten, den schritt nach dem Nestbau anzugehen. Nach etwas, dass sich gemeinsamer Alltag, gemeinsame Langeweile und Gewohnheit schimpft.
Wünsche euch nur das Beste.