der beste weg, am leben vorbeizuleben, besteht darin, eine bestimmte einstellung zum leben zu haben. einstellungen entspringen dem denken. einstellungen sind unsere fabrikationen, unsere vorurteile, unsere erfindungen. jede einstellung ist egoistisch.
deine einstellungen wirken wie barrieren. folglich kann dich das leben nie so erreichen, wie es ist - es muss sich deiner philosophie, deiner religion, deiner ideologie anpassen.
das leben ist unermesslich, es lässt sich nicht in eine lebensanschauung pressen. es in eine bestimmte definition zu zwängen ist unmöglich.
gewiss, deine einstellung mag einem bestimmten aspekt gerecht werden, aber es wird eben nur ein aspekt sein. und das denken neigt immer dazu, einen teilaspekt für das ganze zu halten.
eine einstellung ist berechnend. du hast schon von vornherein eine entscheidung getroffen, ohne vorherige kostprobe, ohne vorherige erfahrung, ohne vorheriges erleben.
du hast schon bestimmte schlussfolgerungen gezogen, und wenn du diese schlussfolgerungen von vorherein triffst, wirst du sie natürlich durch das leben bestätigt finden.
nicht dass das leben sie bestätigt, doch dein ganzes denken findet mittel und wege, argumente und fakten, durch die sich deine schlüsse bestätigen.
der kopf ist wie ein schwamm, der alles aufsaugt. er ist ein parasit. sobald der kern einer bestimmten vorgefassten meinung da ist, kristallisiert sich ein ganzes system darum herum.
früher dachte man, unsere sinne seien tore, durch die die wirklichkeit in unser innerstes sein gelangt. die heutige forschung zeigt etwas anderes: unsere sinne sind nicht nur tore, sie sind auch torwächter.
nur zwei prozent der informationen werden eingelassen, achtundneunzig prozent werden draussen gehalten. alles was gegen unsere vorstellung vom leben geht, muss draussen bleiben, und nur zwei prozent gelangen durch den filter herein.
also, ein zweiprozentiges leben ist doch gar kein leben!
warum sollte man sich für ein zweiprozentiges leben entscheiden,
wenn man hundertprozentig leben kann?
Osho - das buch vom ego