Sowas
ist ja das Ergebnis einer langsamen Entwicklung über einen langen Zeitraum hin.
Von heute auf morgen ist das auch nicht zu ändern, zumal es auch Deine Tochter völlig überfordern würde. Aber es macht auch keinen Sinn, da nach einem Schuldigen zu suchen. Es ist völlig egal, wo die Ursache genau liegt. Ob es nun seine langen Arbeitszeiten zu Beginn waren oder ob Du ihm am Anfang zu wenig zugetraut hast... Es ist sowieso immer eine Mischung aus allem. Ändern kannst Du daran jetzt nichts mehr. Du musst aus der Situation jetzt etwas machen.
Ich denke, der erste Schritt wären Unternehmungen zu dritt. Und da würde ich ihm auch ziemlich die Pistole auf die Brust setzen. "Am Samstag (beliebiger freier Tag) machen wir mal alle zusammen das. Wir haben schon viel zu lange keinen richtigen Familienausflug mehr gemacht." Und wenn er lieber zu Hause bleiben will, dann mach ihm klar, dass DU ihn dabei haben willst. Dinge in der Richtung "Deine Tocher braucht ihren Papa." oder so kann er nicht ernst nehmen. Nicht jetzt, so wie es ist. Schließlich erlebt er immer und ständig, dass sie ihn ablehnt und zu Dir flüchtet. Das ist nicht ihre Schuld, das ist klar. Aber trotzdem kannst Du daher nicht wirklich sagen, dass eure Tochter sich einen Familienausflug mit ihm wünscht. Du bist es, die sich es jetzt wünscht. Weil Du so nicht weitermachen kannst. Klar, Du hast dabei auch die langfristige Entwicklung Deiner Tochter im Kopf, das ist ja auch richtig und wichtig. Aber dass er zu dem Ansatz keinen Zugang hat, das merkst Du ja.
Es ist viel einfacher, gewohnte Verhaltensmuster irgendwo zu durchbrechen als zu Hause im Alltagstrott. Mein Sohn hat zB im Urlaub gelernt, im eigenen Bett einzuschlafen. Da war es einfach so, da war eh alles anders. Ging völlig problemlos, zu Hause hatten wir schon so viele Fehlversuche hinter uns. Und genauso ist es viel einfacher, sich unterwegs im Tierpark oder sonstwo eine Interaktion zwischen Tochter und Vater zu schaffen, als zu Hause, wo immer alles so läuft wie immer.
Sicher musst Du auch etwas an Dir arbeiten in dem Moment. Nämlich daran, nicht immer alles wie gewohnt zu machen, Dich mehr zurückzuhalten. Aber es können dann so banale Situationen sein, wenn Du mal eben auf der Toilette verschwindest.
Ich denke, ihr habt euch einfach auch festgefahren. Du schreibst "in einer eigentlich intakten Ehe" - daraus schließe ich, dass ihr zumindest auf der partnerlichen Ebene euch noch etwas zu sagen habt. Insofern ist eine Trennung wohl nicht die erste Option.
Wie jeder Mensch hast Du aber auch eine Erwartungshaltung Deinem Mann gegenüber. "Die ständigen Streitereien nur weil er seinen Pflichten der Kleinen gegenüber nicht nachkommt." Sind es denn Pflichten? Ja, irgendwo schon. Aber eigentlich ist es doch etwas ganz anderes. Eine normale Beziehung zwischen den beiden kann nur entstehen, wenn es nicht auf Pflichtgefühl beruht. Ja, es gibt Pflichten. Im Haushalt und auch in der Kinderbetreuung. Bei uns zB gilt: Am Wochenende ist mein Mann mit Windelwechseln dran. Ich mache es 5 Tage die Woche, er übernimmt dafür aber die anderen beiden. Ja, Windelwechseln, das ist wohl eine klassische Pflicht. Aber um die geht es doch ansich nicht. Du willst ja schließlich nicht weniger Arbeit haben sondern Du willst vor allem, dass Deine Tochter auch einen richtigen Vater hat. Und dazu gehört das Windelwechseln oder Füttern nicht wirklich. Es kann helfen, eine normale Beziehung aufzubauen, aber es sind nicht die entscheidenenden Punkte. Was Deinem Mann fehlt, ist der Zugang zu Deiner Tochter. Er muss einen Kanal finden, mit ihr zu komunizieren, es müssen wieder Gefühle entstehen. Das kommt nicht durch Pflichterfüllung. Dein Mann und Deine Tochter müssen gemeinsam entdecken, dass sie miteinader Spaß haben können. Dass sie etwas miteinander anfangen können. Und dabei brauchen sie offensichtlich Hilfe.
Meiner Meinung nach hast Du die beste Aussicht auf Erfolg, wenn Du diese Hilfestellung behutsam übernimmst und Dir kleine Schritte vornimmst. Alles auf einmal ändern zu wollen - damit würdest Du nicht nur Deinen Mann sondern vor allem Deine Tochter viel zu sehr überfordern.