Hallo, ich (weiblich 31) weiß garnicht wo ich anfangen soll zu schreiben... Eigentlich müsste ich ja überglücklick sein... Vor einigen Monaten ging mein größter lang ersehnter jemals da gewesener Lebenstraum in Erfüllung: Ich schaffte es endlich abzunehmen (39kg) und bin zum allerersten Mal in meinem Leben richtig schlank (teilweise bekomme ich schon gesagt, dass es allmählich grenzwertig ist). Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll *schluchz*, aber mir kommt es so vor, als wenn ich nicht weiß wer ich bin. In meinem privaten Leben bin ich extrem schüchtern und bei manchen Menschen (sehr selbstbewusst wirkende, resolute Menschen) habe ich sogar Angst irgendetwas zu sagen, was sich darin äußert, dass ich nicht weiß was ich sagen soll und dann eine peinliche Stille eintritt. Ich habe nicht viele Freunde, genau genommen habe ich nur meine beste Freundin und meine kleine Schwester. Ich weiß irgendwie nicht, wie ich mich verhalten soll, dass es individuell richtig für mich ist. Ich weiß nicht wie ich, ich selbst/authentisch sein kann, weil ich nicht weiß wer ich bin. Ich war fast mein ganzes Leben lang (ab der Grundschule) immer übergewichtig und fühlte mich immer im falschen Körper. Diese Selbstfindungsphase, die bei den meisten Menschen in der Pubertät einsetzt, fand bei mir garnicht statt. Ich habe nie zuvor wirklich gelebt und war immer nur dabei, statt mittendrin. Ich hatte auch noch nie eine Liebesbeziehung und habe keinerlei sexuelle Erfahrungen. Da ich mich früher immer vor mir selbst geekelt habe, habe ich nie einen Mann an mich rangelassen, auch wenn mir immer jeder sagte "aber Du hast doch so ein bildhübsches Gesicht". Meine Situation in der Schule machte es auch nicht gerade besser, ich wurde oft gemobbt und in Cliquen nur geduldet. Ich war immer das stille Außenseitermädchen, das "ganz nett" ist, aber nicht wirklich interessant genug, um sie näher kennenlernen zu wollen. Ich war immer uncool und der Freak. Dutzende gescheiterte Abnehmversuche, bis sich nach über zwanzig Jahren endlich der langersehnte Erfolg einstellte. Ich verbrachte mein Leben lang mit dem Irrglaube, wenn ich es irgendwann einmal schaffe, endlich schlank und attraktiv zu sein, wird alles gut und alle Probleme lösen sich von selbst... Jetzt bin ich schlank und attraktiv und weiß nicht, was nun? Ich fühle eine Leere in mir, die ich durch viele Hobbies und exessivem Sport (fast jeden Tag 1-2Std. Fitness) zu füllen versuche. Ich bin nach wie vor extrem schüchtern und weiß nicht was ich reden soll, bzw. wie ich andere Menschen für mich begeistern kann, so dass sie sich für mich interessieren und mich gerne näher kennen lernen würden. Ich kenne sehr viele Leute, jedoch sind das fast alles nur oberflächliche Bekanntschaften. Ich habe immer das Gefühl, dadurch das ich nicht viel von mir preisgebe, wirke ich auf die Menschen um mich herum uninteressant. Aber auf "Teufel komm raus" losreden, funktioniert auch nicht, (bin damit schon an die Wand gefahren), weil es dann, glaube ich, "aufgesetzt" wirkt. Jetzt der Kontrast: Ich habe nur privat diese Probleme. In meinem Job, habe ich das Gefühl, dass ich ein komplett anderer Mensch bin. Meine berufliche Laufbahn ist das einzige in meinem Leben, dass sich wie ein roter Faden durchzog. Ich habe mich immer weiterentwickelt und alle Hürden erfolgreich genommen, die sich mir in den Weg stellten. Ich wünschte ich könnte privat auch so sein, nur weiß ich nicht, so bescheuert sich das anhören mag, wie ich es anstellen soll. Ich bin menschlich/seelisch innerlich wie blockiert. Ich habe riesengroße Angst verletzt zu werden. Ich könnte nie von mir selbst aus den ersten Schritt wagen, auf einen anderen Menschen zuzugehen. Ich würde so gerne neue Freundschaften schließen... Ich sehne mich nach einer festen liebevollen Beziehung, habe jedoch große Angst vor der Reaktion des Mannes, wenn er erfährt, dass ich total unerfahren bin und eine sehr, wie soll ich es nennen, "aufwühlende" Vergangenheit habe. Auf der anderen Seite, weiß ich nicht, ob es im Augenblick gut für mich wäre, eine Beziehung anzufangen (habe außerdem ja immer noch das Problem mit der inneren Blockade). Ich glaube, ich benötige dringend Hilfe, da ich mir selbst nicht mehr weiter zu helfen weiss Habt Ihr eine Idee, welche Art von Psycho-Therapie mir weiterhelfen könnte, bzw. gibt es vielleicht sogar eine Bezeichnung für meine "Störung"? Sollte ich eher zu einem Psychologen oder zu einem Psychiater gehen? Ich freue mich sehr, über Eure ehrlichen und ernst gemeinten Antworten Es tat gut, sich den ganzen Frust einmal von der Seele zu schreiben...