Hallo Zusammen,
ich möchte euch gerne meine derzeitige Lebenssituation erzählen und hätte gerne eine Rück-meldung von euch, um mich richtig entscheiden zu können. Mich belastet derzeit folgende Situation:
Ich habe festgestellt, dass sich mein Leben in eine Richtung entwickelt hat, das ich nie so füh-ren wollte, wie ich es nun tue. Ich habe festgestellt, dass ich zur Zeit viel negativen Ballast mit mir mitführe, der mir das Leben nicht mehr lebensfähig macht. Das äußert sich darin, dass ich meinen Sinn im Leben und die Lebenslust verloren habe.
Mein Job: Ich habe seit 5 Monaten einen Job, der mir seit Anfang an keinen Spaß macht und ich seit der ersten Minute an gemobbt werde und bei dem mir von Anfang an das Gefühl ge-geben wurde, dass ich dort nicht erwünscht bin. Es wird viel psychischer Druck ausgeübt und ich hatte in den letzten Monaten sehr viele Nervenzusammenbrüche, die sich darin gezeigt haben, dass ich Heulkrämpfe bekomme, sobald ich an meine Arbeit denke. Mittlerweile weine ich 2-3mal die Woche. Ich habe mich sogar schon krankschreiben müssen, weil die Belastung durch meine Arbeitskollegen und die Arbeitsatmosphäre mich so fertig gemacht haben. Ich bin extrem unglücklich. Aus diesen Gründen habe ich mich für einen neuen Job beworben, aber ich finde nichts Neues. Das ist sehr frustrierend, da ich jeden Tag immer mehr verzweife-le. Ich möchte so schnell wie möglich dort weg. Nur die Alternative zu diesem Job ist bei so-fortiger Eigenkündigung Arbeitslosengeld.
Eine andere Sache belastet mich aber auch: meine Mutter. Sie ist komplett auf ihr eigenes Leben und ihre Probleme fokussiert. Sie nimmt keine Rücksicht auf mich und dass ich auch meine Sorgen habe. Sie ruft mitten in der Nacht an, obwohl sie weiß, dass ich währenddessen schon schlafe (muss ja morgens wegen meiner Arbeit früh raus). Sie erzählt mir Sachen, die mich nicht interessieren und sie macht jedes Jahr dieselben Fehler. Wenn ich mich mit ihr treffe, ist es eher ein Monolog, den sie führt, da eine Rückmeldung von mir sie nicht interes-siert. Sie achtet sehr darauf, was andere Menschen von ihr denken und sie ist psychisch sehr labil und braucht sozialen Halt, den sie leider nur bei mir hat. Sie hatte einmal viele Freunde, die sie aber alle verloren hat durch ihre Art, wie sie zu mir ist.
Mein Freund: Ich weiß nicht, ob er der Richtige für mich ist. Eigentlich sind wir uns sehr ähn-lich, aber es gibt immer mehr Dinge, die mich an ihn stören, weil er andere Ansichten und Einstellungen hat. Er ist ausländerfeindlich, während ich anderen Kulturen sehr aufgeschlos-sen bin. Er fühlt sich als etwas besseres, weil er studiert hat. Ich währenddessen komme von ganz unten und sehe jeden Mensch als gleich bzw. habe keine Vorurteile bzw. verurteile kei-nen Menschen, nur weil er nicht studiert hat und tituliere ihn als dumm. Nun ist es aber so: Wir wollen dieses Jahr zusammenziehen, nächstes Jahr heiraten und in 3-5 Jahren unser erstes Kind bekommen. Später kommen Haus, Hund und Garten hinzu, also der klassische Le-bensweg. Mein Problem ist: Ich weiß nicht, ob ich das will. Ich finde die Vorstellung schon schön, die Sicherheit zu haben, da ist eine Familie, die mich braucht und etwas zusammen aufgebaut zu haben. ABER: ich weiß nicht, ob es nicht Zeit für mich ist, nicht den einfachen Weg zu gehen, sondern eher den schwierigen.
Aus diesen Gründen habe ich entschieden, mein Leben vollkommen zu ändern. Ich habe vor, nach Berlin (ich wohne in NRW) zu ziehen und dort einen Neuanfang anzufangen. Dabei las-se ich allen negativen Ballast zurück: meinen Job, meine Mutter und meinen Freund. Ich möchte gerne Anders leben. Ich habe Angst, mit 80 Jahren auf mein Leben zurückzublicken und festzustellen, dass ich mein eigenes Leben nicht gelebt oder nur zum Teil gelebt habe. Ich denke, in einer Beziehung gibt es eben ein WIR und dadurch muss ein Teil ICH zurückste-cken, aber wie viel?? Ich denke, es gibt im Moment eher nur noch WIR und ICH ist irgendwie abgestorben. Meinen derzeitigen Job zu kündigen und mich von meiner Mutter trennen, indem ich den Kontakt mit ihr breche, sind eher weniger das Problem. Mein Freund ist das Problem: Ich bringe es nicht übers Herz, ihn zu verlassen, weil ich weiß, dass er dann sehr verletzt sein wird. Er hatte in seiner Vergangenheit nur Probleme mit Frauen gehabt.
Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll:
1. Alles so belassen, wie es ist, weil das Leben kein Wunschkonzert ist. Zähne zusammenbei-ßen und den einfachen Weg gehen oder
2. eine Radikaländerung, allen unnötigen Mist zu eliminieren und ab nach Berlin und doch das Leben als Wunschkonzert gestalten???
Wie würdet ihr entscheiden, wenn ihr in der Situation wärt?
Liebe Grüße und vielen Dank