Ich habe in letzter Zeit kaum über etwas anderes gesprochen bzw. mir die Augen aus dem Kopf geweint. Aber nun mache ich meine Probleme öffentlich, und muss sie deswegen nochmals wieder ausgraben...
Ich bin seit 2003 in einer glücklichen Bezieheung, seit 2006 auch verheiratet. Mein Mann ist Kroate, in Deutschland geboren und in beiden Ländern quasi aufgewachsen. Er wurde als Kind oft hin und her gereicht zwischen seinen Verwandten, da seine Eltern in Deutschland arbeiteten und keine Zeit für ihn und seine ältere Schwester hatten.
Sie haben allerdings schon die Weichen für seine Zukunft bestimmt. Sie bauten sich eine Ferienpension in Kroatien auf, die er übernehmen sollte, wenn er "groß" ist. Es war aber immer klar, dass seine Eltern bis zum Ende ihrer Zeit anwesend in dieser Pension sind, da sich das Wohnhaus auf dem gleichen Grundstück befindet. Und als er seinen finalen Deutschland-Besuch 2003 antretete, lernte er mich kennen....
Seine Eltern mochten mich, ich habe immer nur gelächelt und nicht wirklich viel von meinem eig. extrovertiertem Charakter gezeigt. Und lange Jahre konnten wir mit dem gleichen "Lächeln" dieses Damoklesschwert über uns ignorieren. Zumal seine Eltern auch ihren dt. Wohnsitz aufgaben und GANZ nach Kroatien gingen.
Wenn sie zu Besuch kamen, versank ich in Depressionen. Dieses ständige aufeinander hocken in einer 2 Zi Whg....Dann kamen eines Tages die Fragen nach Kindern hinzu. Und ich erhielt das nette Angebot einfach ein Kind auszutragen und es dann zu ihnen zu geben, damit ich in Deutschland weiter arbeiten könnte. Das war der Moment, wo ich meine Küche (in der das Gespräch stattfand) am liebsten in ihre Einzelteile zerlegt hätte.
Nun kommen wir zu den jüngsten Ereignissen: Wir hatten 3 Wochen Urlaub und sind zu seinen Eltern gefahren (ich war seit 3,5 Jahren nicht mehr dort). Seit meines letzten Besuches hat sich einiges verändert. Seine Eltern haben auf ihr Wohnhaus eine 1. Etage gebaut. Als zukünftige Wohnung für uns. Außerdem wurde das Gästehaus umbenannt. Es trägt jetzt nicht mehr den Namen meiner Schwiegermutter, sondern den, meines Mannes! Ein klares Statement. Um von meiner Seite auch ein Statement zu setzen, habe ich mich für rein gar nichts interessiert. Ich habe mir erst recht nicht die neu gebaute Etage angeschaut. Und an Gesprächen habe ich mich nie beteiligt. Zumal diese sowieso meißt nur auf kroatisch geführt wurden, und meine Schwiegermutter mich nur hin und wieder ansprach "nicht wahr, Nadine?" Tja, was soll man dazu schon sagen!
Nach 10 Tagen war es soweit, die gute alte Depression kam wieder und mein Mann versprach mir in 2 Tagen zurück nach Deutschland zu fahren.
Zurück in Deutschland hatten wir noch 1 Woche Urlaub, haben in dieser Zeit aber nicht wirklich Beschäftigung gehabt. Nur viel Zeit zum nachdenken. Und den Abend, bevor wir beide wieder arbeiten mussten, liess er dann die Bombe platzen.
"Ich muss zurück und meine Eltern unterstützen. Das bin ich ihnen schuldig."
Damit meinte er nicht jetzt sofort zurück, aber er will auch keine 5 Jahre mehr warten, da sein Vater 75 Jahre alt ist und er die Verzweiflung und Enttäuschung in seinen Augen gesehen hat, als sie sich verabschiedet haben. Übrigens wurde ich mit einem Handschlag verabschiedet.
Ich habe seitdem mein Mann mir das verkündet hat mit ihm und auch vielen anderen mir nahestehenden Menschen gesprochen (auch in seinem Beisein). Keiner kann diese enge Bindung zwischen ihn und seinen Eltern nachvollziehen. Alle sagen, leb Dein eigenes Leben. Du bist als einziger für Dich verantwortlich, und Du hast nur eine Verantwortung. Nämlich Dir Selbst gegenüber. Egal, was geredet wird, er bleibt bei seinem Entschluss.
Nun, ich habe meinen auch gefällt. Ich werde ihn tatsächlich begleiten und mich gegen alles entscheiden, was mir lieb und teuer ist. Aus Liebe zu meinem Mann. Völlig krank, was? Ich habe unendlich Angst davor, was die Zukunft bringt und gehe mit einem extrem unguten Gefühl darunter. Ich rechne mit Allem, ja mit Allem! Sollte unsere Ehe daran zerbrechen habe ich es zumindest versucht. Ich gehe nicht davon aus, dass die Feinfühligkeit meiner Schwiegereltern sich noch entwickeln wird. Ich brauche haufenweise Kraft, um daran nicht selbst kaputt zu gehen. Und ich kann nur hoffen, dass mein Mann sich nie auf eine Seite schlagen muss. D.H. ich muss lernen, mich anzupassen. Wir haben uns als Umzugstermin Anfang 2013 festgelegt. In dieser Zeit werde ich es hoffentlich emotional schaffen, mich mit der Situation abzufinden. Die Vorstellung an Trennung, obwohl wir uns beide über alles lieben ist einfach zu abstrakt für uns.
Ich stelle jetzt am Ende keine Frage, ich wolte euch nur meine Geschichte erzählen.