liesl_12740033Hallo Sandra,
was mir bei dir unheimlich auffällt, dass du deine Meinung sehr verbissen vertrittst und du nur in schwarz oder weiss denkst. Ich verspüre jedesmal beim Lesen deiner Beiträge eine latente Aggression als wolltest du deine Sichtweise als die Allgemeingültige manifestieren.
Dass es bei dir nicht mit der alternativen Heilmethode geklappt hat, kann viele Ursachen haben und ich werde diese auch nicht beleuchten, weil dazu fehlt mir einfach die Lust, die Zeit und die Hintergründe.
Ich bin schlappe 13 Jahre älter als du und habe aus verschiedenen Gründen einen anderen Zugang zu den Dingen. Wenn du schreibst, dass du bestens Bescheid weißt, was in den Kindern vorgeht muss ich schmunzeln, denn wenn ich deine Beiträge lese fehlt mir dazu der Glaube.
Warum MEIN Sohn unter ADS leidet, weiß ich. Der hatte bei seiner Geburt einen Sauerstoffmangel der sich negativ auf sein Gehirn ausgewirkt hat. Trotzdem muss ich sagen, dass ich froh bin, dass er nur ADS hat und nicht schwerbehindert wurde, denn das wäre etwas womit ich vielleicht nicht umgehen könnte. Ob seine Nahrungsunverträglichkeit auch daher kommt oder ob sie zusätzlich dazugekommen ist, vermag keiner sagen.
Ich habe für mich gelernt, dass jede Krankheit eine Botschaft der Seele ist und mir ist das Seelenleben meiner Kinder immer sehr wichtig. Wenn sie z.b. Schnupfen haben, frage ich nach, von was sie *die Nase voll* haben oder warum sie *verschnupft* sind.
Vielleicht liegt das alles daran, dass ich eine andere Einstellung zu meinen Kindern habe. Meine Kinder haben keine Grenzen und die einzigste Regel die es bei uns gibt, ist, dass wir keine Regeln haben. Zumindest nicht solche, die allgegenwärtig sind. Und dennoch funktioniert unser Zusammensein recht gut. Weshalb ich diese Form gewählt habe, liegt an meiner eigenen und an der Individualität meines Mannes. Meine beiden Kinder sind sehr starke Persönlichkeiten die instinktiv wissen was gut für sie ist.
Wir streiten uns zwar schon einmal darüber dass leere Joghurtbecher in den gelben Sack und nicht unters Bett gehören und dass man die frische Wäsche in den Schrank legt und nicht aus dem Wäschekorb gehört. Auch das schmutzige Hosen in die Waschküche gehören, wenn man will, dass sie gewaschen werden. Andernfalls geht man mit einer dreckigen Hose ins Kino oder man bleibt zu Hause.
Ich persönlich weiß nicht, warum ich meinen Kindern *Ordnung* beibringen soll, wenn ich selbst meine eigene Ordnung hin und wieder verfluche !? Meinen Kindern gestatte ich ihr eigenes Ordnungssystem auch wenn ich das oftmals nicht mit ihnen teile.
Vor einigen Jahren hatte ich ein sehr *unangenehmes* Gespräch mit seiner Lehrerin. Sie warf mir vor, ich würde zu wenig seine Hausaufgaben kontrollieren. Ich persönlich hasse nicht mehr als Kontrolle. Schließlich platze mir, in Anwesenheit meines Sohnes, der Kragen und meinte, dass es mir nunmehr scheißegal sei, ob er seine Hausi macht oder nicht, denn der sei mittlerweile alt genug und er wüsste selber wie das geht. Auf den Einwand, dass er möglicherweise das nächste Klassenziel nicht erreichen würde, meinte ich nur, wenn schon, dann wiederholt er es eben. Die Lehrerin und mein Sohn schauten mich fassungslos an. Natürlich bin ich vor mir selbst erschrocken als ich mich das sagen hörte. Aber es zeigte Wirkung... Mein Sohn machte selbst und vorallem vollständig seine Hausaufgaben und sein Zeugnis konnte sich sehen lassen.
Mittlerweile ist er in Englisch Klassenbester und in all den anderen Fächern durchaus zufriedenstellend. Als er mir letzte Woche erzählte, dass er in Technik in seinem Ordner eine 5 bekam sagte ich ihm... von mir hättest du eine 6 bekommen. Der Grund dafür erzählte er mir auch, weil ihm seine Blätter fehlten. Denn wenn die vollständig wären, hätte er eine 2 bekommen. Dazu meinte ich nur noch... lass es dir mal ganz langsam auf der Zunge zergehen... du hast 3 Noten Abzug bekommen, weil du zu faul warst, deine Blätter einzusortieren... Mein Sohn schaute mich nur an und grinste verlegen. Aber diese Notengebung zeigte Wirkung. Mein Sohn versprach mir *ordentlicher* zu werden. Mal sehen...
Sandra, ich wollte dir damit nur sagen, dass man sich selbst als Mutter sehr viel ersparen kann und nervenschonender mit seinen Kindern umgehen kann. Du hast irgendwann mal geschrieben, dass du deine Kinder im Griff hast. Wovor hast du Angst ? Kinder im Griff zu haben bedeutet nichts anderes, dass man die Kontrolle über die Kinder haben möchte, weil man der Ansicht ist, dass die Kinder es nicht alleine auf die Reihe bekommen. Müssen deine Kinder irgendwas erfüllen, dass du nicht erfüllen konntest ? Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und ihren eigenen Rhytmus. Wenn du das als Mutter erkennst, verstehst du einiges besser und das Zusammenleben wird nicht zur täglichen Farce.
Meine Kinder dürfen, sollen und müssen Fehler machen, weil sie es sonst nicht sehen, was falsch läuft. Ich kann nicht für alles die Verantwortung übernehmen und deshalb ist mir sehr daran gelegen, dass sie selbstständig sind. Das heißt jedoch nicht, dass ich sie ins Messer laufen lasse. Ich bin immer im Hintergrund und wenn es wirklich mal nötig ist, greife ich ein.
Schlechte Noten werden nicht mit Fernsehverbot sanktioniert, weil es völliger Unsinn ist. Das Konkurrenzdenken ist bereits in den Schulen vorhanden und es ist für die Kinder schon Strafe genug, wenn sie eine schlechte Note schreiben.
Auch wir Erwachsene haben mal schlechte Phasen und wieso sprechen wir unseren Kindern genau das ab ?
Meine Kinder sind so wie sie sind total in Ordnung und ich wollte keine anderen. Das Leben ist in so vielen einfacher geworden, wenn man mehr auf seine Kinder eingeht und Fünfe auch mal geradelässt.
Grüße Seelenreise