Leben mit Borderline
Hallo smile90w,
Ich lebe nun seit rund 8 Jahren mit der Diagnose Borderline. Damals war es für mich eine Erleichterung zu erfahren, dass mein Verhalten einen Namen hat und ich auch nicht einfach so, so bin wie ich bin. Ich wusste oft nicht, warum ich nicht einfach normal sein konnte. Mit der Diagnose war ich irgendwo erleichtert und konnte mich mit dieser Krankheit beschäftigen. Herausfinden auf was ich speziell reagiere und mir meine Strategien zurecht legen, wie ich einen Ausbruch vermeiden konnte. Natürlich ist das ein langer Weg gewesen. Mit vielen Suizidversuchen, Selbstverletzendes Verhalten, Hungern und vielen wechselnden Beziehungen.
Ich selbst konnte nach einigen schlechten Erfahrungen mit Therapeuten keine weitere Therapie anfangen, will mich nun aber bald wieder in Therapie begeben, da mein Leidensdruck wieder zu nehmends stärker wird und ich merke, dass meine alten Tricks mich nicht mehr unbedingt in die richtige Bahn lenken.
Dennoch, will ich dir auch etwas Mut machen. Ich habe seit bald 3 Jahren eine wunderschöne Beziehung mit meinem Mann. Er wusste von Anfang an von meiner Erkrankung, ich habe auch gleich gesagt, entweder kommt er damit klar oder eben nicht und wir lassen es gleich bleiben. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich alles andere als einfach sein kann, sehr ungerecht teilweise und dass er von einem zum anderen Moment zwischen meinem absoluten Held und dem grössten A..loch schwanken kann. Ich war wirklich gnadenlos ehrlich und habe ihm gesagt, dass ich es verstehe wenn er mit diesen und anderen Situationen nicht umgehen kann und mich lieber nicht als Partnerin möchte. Doch er liess sich auf die Beziehung ein. Er ist ein unglaublich starker Mann und kann alle Eifersuchtsattacken, Wutanfälle und Schluss mach versuchen meiner Seits abwenden und versucht mit mir eine Lösung zu finden, damit ich mich schnell wieder beruhige.
Es gibt also Menschen, die es tatsächlich mit Borderlinern aushalten ;) Meinem Mann ist einfach wichtig, dass ich mich nicht auf meiner Krankheit ausruhe sondern sieht, dass ich mich gegen meine Erkrankung zu wehr setze und versuche andere Wege zu finden, als all meine Ausbrüche an ihm auszulassen.
Der Alltag für einen Borderliner, kann manchmal schwieriger sein als für einen "nicht Kranken" Menschen, aber da du die Situation ja nicht wirklich anders kennst, merkst du nicht viel davon. Ausser dein Umfeld, dass halt auch sehr unter deinen Ausbrüchen leidet. Wichtig ist, dass du dir helfen lässt, ob von einer lieben Person oder von einem Therapeuten. Lasse dich nicht von deiner Krankheit dein Leben bestimmen. Versuche verschiedene Dinge aus, die dir gut tun könnten. Sprich mit engen Freunden oder Verwandten über deine Erkrankung und akzeptiere auch ihre Überforderung mit der Situation. Du darfst kein schlechtes Gewissen haben, wenn du dich selbst verletzt. Das verstärkt die Abwärtsspirale nur noch mehr. Es ist nicht die beste Lösung um Druck abzubauen, aber es ist auch kein Weltuntergang, wenn du in diesem Moment nur diese Art von Druck abbau siehst. Versuche aber auch andere Dinge, wie z.b. etwas putzen, spazieren gehen, Einkaufen, Sport machen usw. Versuche verschiedene Dinge um deinen Emotionalendruck abzubauen. Du wirst sehen, es wird irgendwann nicht mehr so oft der Gedanke ans Ritzen kommen.
Ich hoffe ich konnte ein bisschen helfen und dir auch etwas die Angst vor dieser Diagnose nehmen. Ein schönes Leben kannst du auch trotz Borderline führen. :)
Liebe Grüsse
Sabi