Sehr ähnliche Situation - aber anders
Hallo zusammen,
aus aktuellem Anlass krame ich hier auch mal im Forum rum.
Deine Situation ist meiner eigenen sehr ähnlich.
Auch bei mir ist es die Mutter, die unter Schizophrenie leidet.
Vorgeschichte:
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Ich kann nicht sagen, seit wann das genau der Fall ist, aber so ungefähr im Alter von 10 Jahren habe ich die ersten seltsamen Verhaltensweisen zu spüren bekommen (z.B. "Los, wir müssen jetzt eine Runde um den Block gehen" - zu nächtlicher Stunde als kleiner Junge...).
Mit ca. 12 Jahren bin ich vom Jugendamt in eine Heimeinrichtung gebracht worden, welche aber nahe am Wohnort meiner Mutter lag, was dazu führte, dass Sie auf einmal mitten in der Nacht vor meinem Bett stand und mich zu einen kilometerlangen Marsch durch die Nacht zurück nach Hause abgeholt hat. Die wollen mir alle was tun, sagte sie. Daraufhin wurde ich natürlich am nächsten Tag erneut zuhause abgeholt und in ein ca. 150km weit entferntes Jugendheim gebracht, in dem ich dann meine Jugend verbracht habe.
Lange Zeit hatte ich gar keinen Kontakt zu meiner Mutter. Nach einem halben Jahr habe ich dann nachgefragt und wir haben oft telefoniert. Auch Besuche waren möglich und es ging Mutter eigentlich ganz gut, wie es den Anschein machte.
Nach einer Weile wurden Ihre Schübe aber wieder schlimmer, was bis zur Einweisung in eine psychiatrische Klinik führte (Ich vermute Zwangsweise).
Nach der Therapie dort wurde ich aus dem Kinderheim wieder nach Hause "entlassen". Das war zu Beginn der Sommerferien, ich zu der Zeit etwa 15-16 Jahre alt.
Nach ca. 2 Wochen wurde ich allerdings schon wieder vom Jugendamt abgeholt, erstaunlicherweise diesmal auf Wunsch meiner Mutter, da sie merkte, dass es ihr doch noch nicht so gut geht (für dieses "ins Heim geben" macht Sie sich bis heute Vorwürfe).
Es folgte wieder ein Kontakt über das Telefon, Ihre Krankheit griff aber immer wieder um sich, so dass irgendwann von meiner Seite nur noch ein passiver Kontakt vorhanden war (Sie hat nahezu täglich angerufen, ohne dass es irgendetwas gab, worüber wir sprechen konnten).
Irgendwann habe ich den Kontakt von meiner Seite aus abgebrochen, und nur noch über das Jugendamt Briefe von Ihr empfangen. Nachdem sie dann aber irgendwann meine Adresse hatte, tauchte Sie wieder bei dem Heim auf und hat verschiedenartig "Terror" gemacht.
Das führte über kurz oder lang zu einem weiteren Aufenthalt in einer Nervenklinik.
Danach ging es ihr aus meiner SIcht auch wieder besser und ich konnte wieder halbwegs normal Kontakt zu Ihr halten. mittlerweile war ich 17 und bin in durch Verselbstständigungsmöglichkei ten in eine eigene Wohnung gezogen. Der Kontakt zu Mutter ging weiter übers Telefon und gelegentliche Besuche meinerseits.
Jetzt bin ich fast 27 Jahre alt und die Beziehung zu meiner Mutter hat sich in keinster Weise "normalisiert". Die Bindung zu ihr ist auf familiärer Sicht nicht mehr vorhanden. Immer wieder habe ich versucht Kontakt mit Ihr zu halten, aber früher oder später konnte ich es nicht mehr (Immer die gleichen Themen - "Ich hätte dich nicht ins Heim geben sollen" - "Würde Opa Willi noch leben, dann ginge es uns gut" - "Hätte ich doch den Michael geheiratet, dann ginge es uns jetzt gut" und weiteres mit dem Tenor "Alles ist scheiße, ich bin Schuld, das Leben ist vorbei").
Ich habe aus Mitleid noch telefonischen Kontakt zugelassen und immer wieder versucht, ihr positiven Input zu geben, was aber in keinster Weise zu Ihr durchdrang. Ihre Negativität hat es quasi einfach verschluckt.
In letzter Zeit ist es wieder sehr extrem geworden. Medikamente nimmt Mutter schon lange nicht mehr und auch ihren Sozialarbeiter ist sie irgendwie losgeworden.
Sie steht auf einmal vor der Tür der WG, die ich bewohne und versucht mir klar zu machen, dass sie sich so extreme Sorgen um mich macht, und alle uns (mir und ihr) schaden, bzw. uns umbringen wollen, redet Wirr und blockt alles ab.
Aktuelle Situation:
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Nachdem meine Mutter heute auf ihre Nachbarin losgegangen ist (weil diese auch zu der Verschwörung gehört und ein wichtiger Bestandteil "des Zeugs was vor sich geht" ist - Sie wohnt übrigens in Moers, ich in Köln) wurde sie erneut zwangseingewiesen und wartet nun darauf, dass morgen der Richter (vermutlich und hoffentlich) eine erneute stationäre Therapie anordnet.
Ich bin mittlerweile soweit gekommen, dass es für mich nicht mehr tragbar ist. Für meine eigene Gesundheit und den Frieden meiner WG-Mitbewohner werde ich diese Therapie meiner Mutter durch Kontakt zu den Ärzten / Pflegern noch mitverfolgen und stärker Kontakt zu ihrem momentan engsten Freund halten, aber derweil auf jeden Fall eine Möglichkeit suchen, in Zukunft nicht mehr in solche Situationen zu gelangen. Wenn es heißt, den Kontakt entgültig abzubrechen (ein Umzug der WG steht ohnehin für Herbst bevor), dann ist es das, weitere Möglichkeiten ergeben sich vielleicht im Laufe der nächsten Wochen, für Ratschläge bin ich immer offen...
Soviel zu meiner Geschichte mit meiner paranoid-shizophrenen Mutter. Ich hoffe es ist nachvollziehbar geschrieben und es hilft dem Leser, eine weitere Perspektive mit vermutlich ungewöhnlichem Hintergrund zu lesen.
Über einen weiteren Austausch wäre ich ebenfalls dankbar, gerne einfach bei mir melden oder diesen Thread wieder beleben.
MfG