Hallo,
ich bin jetzt bereits gespannt, wer den Artikel, der nun wirklcih sehr lange geworden ist, zu Ende liest.
Ich bin weiblich, 30 Jahre alt und stecke mittlerweile in der 3. langjährigen Beziehung.
Zum Verständnis muss ich die Beziehung zu meinen Eltern kurz schildern: Mein Vater hat mich oft geschlagen und beleidigt, sodass ich mit 15 Bulimie bekam. Eine 5-jährige Therapie hat mir nicht geholfen, aber ich habe seit einem Nervenzusammenbruch vor 4 Jahren keine Bulimie mehr.
Meine Mutter hatte sich immer bei mir über meinen Vater beschwert (Sie würde ihn gerne umbringen, etc.). Als ich damals den Nervenzusammenbruch/Burn-out hatte, habe ich meine Eltern angerufen, die anfangs überhaupt nicht zu mir standen. Ich bin zu ihnen gefahren (wohnte bereits alleine) mit einem sehr hohen Blutdruck, aber meine Mutter dachte, ich "ziehe eine Show ab" und mein Vater umarmte mich, worauf ich voller Angst (wahrscheinlich da er mir bisher körperliche Gewalt antat) vom Balkon sprang... Nachdem ich dann von meinem Exfreund in eine Klinik gefahren wurde (da ich nur noch zitterte seit 3 Tagen nicht mehr schlafen konnte), kamen meine Eltern dann am 2. Tag in die Klinik um mich abzuholen. Ich weiß nicht, wer diesen Schritt machte, aber meine Mutter sah fix und fertig aus, mein Vater war gefasster...Die Therapeuten wollte mich nicht gehen lassen, aber ich hörte auf meinen Vater, der sagte: Probleme muss man alleine lösen. Hier sind nur Gestörte und so funktioniert das Leben nicht!
Einerseits bin ich ihnen sehr dankbar, dass sie in die Klinik kamen, anderseits habe ich das Gefühl, dass ich etwas nicht verarbeitet habe.
Ich wache morgen oft auf und muss weinen. Zum Glück weine ich heute. Denn damals habe ich nur gezittert, aber nicht geweint!
Ich hatte schon immer das Gefühl, dass ich mit meinem damaligen Freund (von 17-24 Jahren) nur zusammen war, weil er mir die Familie ersetzte. Meine Mutter war nie wirklich mit ihm einverstanden, da er nicht aus guten Verhältnissen kommt, nicht studiert hat, etc. Als ich ihn verließ, weil ich einen "Erfolgreichen" kennenlernte, der mich aber völlig verändern wollte und mich nur kritisiert hat, bin ich für 6 Monate nach New York gegangen (dort ging es mir nicht gut) und als ich bei meiner Rückkher einen Jungen hier kennelernte, eine neue Wohnung bezog und einen festen Job anfing, brach alles über mich herein...
Ich habe mich (nachdem Eltern mich aus der Klinik holten) einigermaßen gefasst, war 1,5 Jahre mit dem Mann zusammen. Aber ich war mir auch nie sicher mit ihm, da er aggressiv war und ich ihn auch nicht als Mann respektierte (keiner Karriere). Ich verließ ihn vor 2 Jahren für einen 10 Jahre älteren Mann, den ich respektiere, der aber zu viel arbeitet. Wir sehen uns nur am WE, da er im Ausland lebt. Er ist sehr gutmütig und ist nur ein paar Mal laut geworden, weil ich ihn stundenlang kritisiert habe...
Meiner Mutter habe ich während der 2-jährigen Beziehung zu meinem aggressiven Ex immerwieder davon erzählt und dann habe ich ihn verlassen. Mir scheint als hätte sie gesehen, dass man sich lösen kann von agressiven Menschen (oder bilde ich mir ein, dass ich es ihr zeigen wollte?) Jedenfalls hat sie meinen Vater vor 1,5 Jahren auch verlassen für einen anderen. Mein Vater hat immernoch aggressive (aber nun vermehrt depressive Züge in sich ). Er wollte den anderen umbringen, dann wiederum sich, etc.
Ich verstehe meine Mutter einerseits, andererseits meldet sie sich kaum noch bei mir oder bei meinem Bruder. Mein Vater ist mit 50 Jahren viel ruhiger geworden und ich hätte es lieber damals gewollt, dass sie sich trennen, aber sie hatte immer Angst, es finanziell nicht zu schaffen. Ich bin Hin- und Hergerissen zwischen den Gefühlen zu Mutter und Vater und wenn ich meine Mutter nicht verstehe, dann komme ich mit meinem Freund klar und wenn ich ihre Meinung respektiere, dann kotzt mein Freund mich an...
Als ich den Jetzigen kennenlernte war alles toll. Meine Eltern verstanden sich (vermeintlich, da meine Mutter bereits einen Neuen hatte), mein Vater wurde ruhiger, da depressiver und ich war glücklich. Leider hielt das nur kurz an, da dann die Trennungsschlacht losging. Mein Vater am Boden zerstört und nun musste ich nicht mehr für meine Mutter, sondern für ihn da sein. Allerdings habe ich seitdem selten das Gefühl zur Psychologin zu müssen oder extreme Panick zu bekommen (wie früher in etlichen Situationen), aber ich schlafe schlecht und habe das Gefühl ausgelaugt zu sein und relativ alleine zu sein.
Meine beste Freundin hat sich zurückgezogen (viell. weil sie sieht, dass ich mich nun nicht mehr über meine Kindheit und Männer beschwere, sondern versuche das Beste aus meiner Situation zu machen).
Wenn ich an meinen ersten Freund denke, mit dem ich immernoch einen sehr guten Kontakt habe und daran, dass ich bald nach Italien zu meinem jetzigen Freund ziehe, muss ich weinen. Denn er hat so viel für mich getan und mir wird immernoch ganz warm ums Herz, wenn ich ihn sehe. Allerdings ist er immernoch Taxifahrer (mein jetziger hat studiert, einen MBA gemacht, hat 220 Leute unter sich) und ich hatte immer finanzielle Ängste...Mit dem anderen habe ich diese Ängste nicht, aber Angst alleine zu sein. Er hat dort keine Freunde und nur den Job und ich würde alles aufgeben für ihn...
Das sind Entscheidungen, die jeder mal im Leben treffen muss. Doch mich beschäftigt die ganze Zeit folgende Fragen: Hatte ich mit meinem Ex eine schöne Beziehung mit vielen Freunden einer liebevollen Familie, die mich wei eine Tochter behandelt hat oder war er nur mein Familienersatz? Da ich in jeder Beziehung zweifle und nun einfach nur meine Einstellung geändert habe, die Beziehung zu meinem Vater positiver geworden ist, ich nicht mehr so viel auf die Einstellung meiner Mutter gebe, wäre ich mit meinem ersten Freund zusammengeblieben, wenn ich damals schon das Gute im Menschen gesehen hätte?
Ich wollte mich endlich von den familiären Problemen lösen und nicht nur mit einem Mann zusammen sein, der mir hilft. Denn ich wache immernoch oft auf nachst und habe Angst, dass mein Bruder den neuen Freund meiner Mutter niederschlägt, etc., mein Vater sich etwas antut oder meiner Mutter etwas passiert und ich bereue, dass wir uns so selten sehen.
Ich kann aber, seitdem ich die Männer eher als Männer und nicht nur Helfer sehe, nicht mehr richtig mit meiner Mutter reden. Sie sieht immernoch alles negativ und kritisiert jede meiner Beziehungen...
Ich weiß nicht, ob ich eine stationäre Therapie machen sollte, um alles zu überdenken oder einfach nach Italien gehen sollte, einen Neuanfang starten und hier alles zurücklassen. Das erste Mal habe ich nicht so viel Angst davor meinen ersten Freund zurückzulassen (da ich mehr eigene Stärke habe), aber wenn ich ihn sehe, ist immernoch etwas zwischen uns, ich liebe ihn immernoch auf gewisse Art und Weise. Mein jetziger Freund, da er immer arbeitet, war nicht für mich da, wenn mein Vater mich anrief und mir androhte, dass er sich umbringt. Einerseits werde ich das wohl nie vergessen können und ich wollte jemanden, der für mich da ist, andererseits wollte ich immer selber stark sein und einen Partner, der die Familie ernähren kann und den ich vorzeigen kann.
Anfangs habe ich ihn sogar einemal mit meinem letzten Ex und einem anderen Kerl betrogen. Heute habe ich ihn zu lieb dafür, aber leide, wenn ich so oft alleine abends din.
Ich will nicht mehr suchen, sondern einfach nur Ruhe haben, selber Kinder bekommen, mit Freunden zusammen sein und abgesichert sein. Anderseits habe ich Angst, dass ich dieselben Sorgen, die ich ja schon damals mit meinem Ex hatte, wieder haben werde, denn ich habe in jeder Beziehung nach ca. 1,5 Jahren angefangen zu zweifeln...
...und im Endeffekt merke ich, dass ich doch wie meine Mutter bin.