Angehörige
Hallo!
Ich stelle mich erst mal vor, damit Du mich auch verstehst:
Ich bin seit 24 Jahren trockene Alkoholikerin,
seit 18 Jahren frei vom zwanghaften Umgang mit Essen, hier Magersucht
habe reichlich Erfahrung aus Selbsthilfegruppen zu vielen Suchtthemen
bin gelernte Krankenschwester
Es gibt einige grundlegende Tatsachen, die ich Dir hier aufführen möchte:
Sucht ist eine Krankheit, welche Körper, Geist und Seele betrifft.
Sucht ist eine chronische, lebenslange Erkrankung.
Zur aktiven Sucht gehört ein Mangel an Ehrlichkeit. Dieser Mangel besteht vor allen Dingen sich selbst gegenüber.
Sucht ist eine schleichende Erkrankung mit tödlichem Ausgang. Gerade dieser schleichende Verlauf macht eine ehrliche Wahrnehmung der tatsächlichen aktuellen Situation für den Betroffenen schwer. Den Punkt zu erkennen, wo eine Abhängigkeit vorliegt, bedarf es der Ehrlichkeit der betroffenen Person.
Da Sucht nicht nur eine körperliche Erkrankung ist, nutzt eine Diagnose von außen nichts. Sie muss aus dem Menschen selbst kommen, soll die chronische Krankheit zum Stillstand gebracht werden erfolgreich.
Das Suchtmittel wird in der Regel eingesetzt, um mit den eigenen Gefühlen umgehen zu können, sie ertragen zu können. Dieser Vorgang ist schleichend. Er wird in der Regel von der betroffenen Person nicht bewusst wahrgenommen.
Sucht ist eine Familienkrankheit. Das bedeutet, das persönliche und oft auch das berufliche Umfeld der süchtigen Person wird in diese Krankheit schleichend mit einbezogen. Auf unterschiedlichste Art.
Hier kann Hilfe von außen greifen.
Es nutzt nichts, wenn Du ihm Vorhaltungen machst.
Es nutzt nichts, wenn Du ihm sagst, Du hältst ihn für süchtig.
Es nutzt nichts, wenn Du ihn dazu bringst, einen Arzt aufzusuchen.
Es nutzt nichts, wenn Du ihn dazu bringst, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen.
Es nutzt nichts, wenn Du ihn dazu bringst, sich an eine Suchtberatungsstelle zu wenden.
Es nutzt nichts, wenn Du ihm Versprechen abringst.
All diese Dinge kannst Du für DICH unternehmen.
Sage ihm nichts dazu. Das geht ihn nichts an. DU leidest. ER nicht. Wer leidet soll gut für sich sorgen.
Du wirst Selbsthilfegruppen finden, in denen sich andere Betroffene austauschen und unterstützen.
Du wirst bei der Suchtberatungsstelle Gehör und Beratung finden. Dort werden Dir auch die Möglichkeiten vor Ort genannt für Deinen Partner. Sie sind allerdings nicht für Dich. Bedenke dies. Wenn er tatsächlich erkennt, dass er in der Sucht gefangen ist, kannst Du ihm diese Möglichkeiten aufzeigen.
Du wirst einen Weg finden, wie Du Dich entscheiden willst. Willst Du immer mehr in die Sucht der Co - Abhängigkeit rutschen, des Helfersyndroms?
Willst Du gut für Dich sorgen?
Verstehe mich recht:
Diese Entscheidung kann Dir niemand abnehmen.
Der Verlauf einer Suchterkrankung ist fortschreitend verschlimmernd.
Ich weiß. Es ist hart, was ich hier schreibe.
In der Bibel steht: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst."
Das bedeutet:
Erst muss ich mich schon selbst lieben, bevor ich jemand anderen lieben kann.
Ich weiß nicht, was Ihr mit Glauben am Hut habt.
Es kann hilfreich sein, wenn Du Dich für Dich damit beschäftigst. Vielleicht schaust Du Dir die verschiedenen Angebote an, gehst zu den Veranstaltungen und religiösen Feiern. Vielleicht mag er sich irgendwo anschließen. Besser ist, wenn er Menschen aus der einen oder anderen Gemeinschaft kennen lernt und sich evtl. selbst dafür entscheidet.
Bereits im Alten Testament habe wir die Geschichte von König Salomon. Seine Lieblingsfrau hat ihm geholfen, aus der Sucht auszusteigen. Sie hat ihm zunächst Hilfsmittel gegeben, um den körperlichen Entzug zu überleben. Nach einem halben Jahr kam sie dann zu ihm, um ihn zu heiraten.
Viele Jahre blieb er in seinem Glauben. Er war sehr erfolgreich. Dann ließ er sich von seinen Beratern dazu überreden, andere Dinge wichtiger sein zu lassen in seinem Leben als seinen Glauben. Der Erfolg ging zurück. Er starb unlustig.
Heute ist das nicht anders. Da helfen alle von Ärzten verschriebenen Ersatzdrogen nichts. Droge ist Droge. Ob auf Rezept, frei oder illegal erhältlich.
Ach so: Er wird Dir deshalb nichts darüber erzählen, weil er sich dessen schlicht nicht bewusst ist. Nimm es nicht persönlich. Lerne verstehen, dass diese Krankheit nichts mit Dir zu tun hat.
Selbst, wenn Dich meine Zeilen nun angeregt haben sollten, die Beziehung zu beenden:
Informiere Dich. Ohne etwas unterstellen zu wollen, kann Dir sonst geschehen, dass es in Zukunft auf vergleichbare Erfahrungen hinaus läuft.
Weiter wirst Du sehr nützliche Informationen erhalten, um Deine zukünftigen Kinder so zu erziehen, dass sie selbst dann, wenn sie von dieser tödlichen Erkrankung betroffen sind, einen Weg finden, sie zum Stillstand zu bringen.
Schau:
So bin ich 24 Jahre trocken.
Alles Gute für Dich und viel Mut und Kraft
dawala1