Ich bin wohl voraussichtlich im September mit meinem Studium fertig. Ich habe Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte auf Magister studiert. Die ersten werden jetzt schon die Finger zücken um zu Tippen Taxifahrer, Arbeitslos etc.- mir ist klar, dass es nicht das lukrativste Studium war, dass ich gewählt habe.
Dazu kommt leider (und auch jetzt spitzen sicher wieder einige die Ohren, die sich schon auf lauter Beschimpfungen vorbereiten), dass ich wirklich sehr lange studiert habe. Seit 2004. Ich habe das Studienfach gewechselt und hatte leider durchweg ziemliche psychische Probleme (Achtung: Jammerlappen, Selbstmitleids, Versager Alarm). Ich habe zwar nebenher gearbeitet und hatte auch ein paar Projekte, die zumindest einigermaßen würdig sind, im Lebenslauf aufzutauchen, aber Praktika waren keine dabei. Das ganze Studium- obwohl es zugegebenermaßen nicht allzu schwer war, war ein Kampf für mich (und ich behaupte nicht, dass es für irgendjemand anderes leichter ist, und ich die arme arme psychisch labile bin- ist mir schon klar, dass es für keinen ein Zuckerschlecken ist).
Ich weiß, dass das erste, was einem dazu einfällt ist selbst schuld glaubst du wirklich du hast mit 30 noch eine Chance? Wer nimmt dich denn? usw. Aber genau diese Sachen sind mir alle klar, habe ich zuhauf gelesen und, braucht mir keiner auch noch in mein Hirn zu prügeln. Das Mitleid oder die unbeholfene Art die jemand auf die Antwort auf die Frage nach dem Studienfach preis gibt, habe ich im Laufe meines Studiums so wahnsinnig oft erlebt, dass sich wohl auch in diesem Text mehrfach niederschlägt, dass ich Rechtfertigungen und Erklärungsversuche gewohnt bin, und ständig das Gefühl habe, mich für irgendwas schämen und/oder entschuldigen zu müssen.
Das trotzdem- und das liegt wohl in der Natur eines Forums ganz ganz gemeine böse Zungen kommen, habe ich wohl nicht anders verdient und kritikbereit bin ich durchaus....versuche es zu sein....ich hoffe nur, dass irgendwer da draußen mir trotzdem vielleicht ein paar Tipps geben kann bzw. Beispiele kennt, bei denen es Menschen trotz solch einem karrieremäßig unschönen Lebenslaufs irgendwie geschafft haben, einen Einstieg zu finden.
Wie kann man sich damit am besten verkaufen, was sind die absoluten no-gos in Vorstellngsgesprächen (ich höre es schon aus der Ferne rufen glaubst du im Ernst du bekommst ein Vorstellungsgespräch?), gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten, die für einen Geisteswissenschaftler Sinn machen, um vielleicht in der Wirtschaft Fuß zu fassen?
Ich habe zum Glück sehr viel Rückhalt, sonst hätte ich schon länger aufgegeben, aber tolle Menschen schätzen mich, zu meinem großen Glück, als Mensch und nicht nur als Karriereversager, das nur am Rande. Ich bin kein Vollidiot und ich bin auch nicht vollkommen talentfrei....aber viel besser macht das sie Situation auch nicht.
Ach ja- dass ich natürlich den Arsch dann selbst hoch bekommen muss, und einem nichts einfach so in den Schoß fällt, ist mir selbstverständlich auch bewusst, auch, dass ich mit Jammern nichts erreiche- aber hier musste ich ja schließlich schildern, was da bei mir so Sache ist, und das geht gerade leider nur mit Jammern.
Danke an alle, die auch ohne Antwort diesen Text gelesen haben.